Sturmschaden

In Thailand gibt es nur drei Jahreszeiten:
– die trockene und „kühle” Jahreszeit von Ende November bis Februar (Durchschnittstemperatur rund 30 °)
– Die trockene und heisse Jahreszeit von März bis Mitte Mai
(Durchschnittstemperatur rund 33 °)
Die Regenzeit von Mitte Mai bis November

Wie das so ist mit offiziellen Dingen, inoffiziell kann es auch anders sein. Ich habe ja noch nicht so viel Erfahrung mit der Regenzeit, dafür bin ich zu kurz hier. Die Jahreszeiten sind von Region zu Region auch etwas unterschiedlich.

800_Monsun_Kamala KopieDer Süden rund um die Andamanensee, z.B. Phuket, hat die größten Niederschläge zwischen April und Oktober. Auf Phuket sind vor allem der erste und letzte Monat der Regenzeit besonders niederschlagsreich. Dazwischen gibt es Perioden mit sehr gutem Wetter.

Dazu muss man sich die Entstehung der Jahreszeiten etwas genauer ansehen. Die werden nämlich durch die Monsunwinde bestimmt. Monsun – das ist die grossflächige Luftzirkulation in den Tropen und Subtropen, die relativ stabil ist und zweimal im Jahr ihre Richtung ändert.

800_RegenwandFür Phuket bedeutet dies, dass von November bis April der Wind von Nordosten, also vom Land, bläst – von Mai bis Oktober von Südwesten. Dabei kommt er über das Meer und nimmt viel Feuchtigkeit auf. Eine einfache Erklärung, weshalb es zu bestimmten Zeiten trocken ist und zu anderen regnet.

Dann, wenn die Winde drehen, gibt es heftige Niederschläge und Gewitter, da die Änderung der Windrichtungen zu Spannungen führt. Wind ist, vor allem im Mai und Juni etwas untertrieben. Für mich ist das Sturm. Wir wohnen ja an einem Hügel, und da pfeift und bläst es so doll, dass ich nachts mindestens zweimal pro Stunde aufwache. Dazu kommt das abwechselnde Öffnen (zum Luftholen) und Schließen (als Regenschutz) der Fenster.

800_SturmBaum_liegendJetzt sind wir also mitten drin in der Sturm- und Drangzeit und vor unserem Haus wurde doch tatsächlich ein Baum umgeworfen – was ich bisher hier noch nirgendwo gesehen habe. Die Bäume sind ja nicht alt und vor allem noch nicht gut verwurzelt.

800_TaubeNestSturmIch staune oft, wenn ich aus dem Fenster schaue, mit welcher Macht der Sturm bläst. Aber die Pflanzen hier sind daran angepasst. Da gibt es keine mächtigen Baumkronen als große Angriffsfläche für den Wind. Alles ist filigraner und biegsamer. Manchmal denke ich, das ist wie bei den Menschen hier und in der alten Heimat: Palme und deutsche Eiche.

Zurück zum gefallenen Baum. Jaev hat natürlich sofort zum Telefon gegriffen. In Thailand regelt man alles per Telefon. Deshalb haben alle Thais immer ein Handy am Ohr. Nach zwei Tagen war noch nichts passiert, als zufällig wieder einer der „Hausmeister” auf seinem Moped vorbei fuhr und durch einen lauten Schrei meiner Frau zum Anhalten gezwungen wurde. Er sagte das, was ich ihr auch schon versuchte klar zu machen: dass da Spezialisten ran müssen.

800_SturmBaum_aufrechtDie kamen dann auch am Nachmittag. Wie immer, wenn es was zu tun gibt, trägt einer die Verantwortung (meist im weißen Hemd mit dem Handy am Ohr) und meine Frau führt das Kommando.

800_SturmBaum_bindenEiner fährt (zu erkennen an der Sonnenbrille und am rumstehen) und auf der Ladefläche sitzen diejenigen, die die Arbeit machen (müssen).

800_SturmBaum_FotoDie Zeremonie des Aufrichtens des Bäumchens erinnerte mich an das Aufstellen des Narrenbaumes in Kenzingen. Kleiner Unterschied: in Kenzingen hatten sie Spezialisten mit speziellen, miteinander verbundene Stützen. Hier hatten sie zwei Stangen, die einfach an den Stamm genagelt wurden. Aber das schrittweise senkrecht stellen des Baumes war das gleiche – allerdings ohne Welle-Bengel-Marsch. Der lief nur bei mir im Kopf ab.

800_SturmBaum_nagelnAuf jeden Fall steht der Baum wieder, mit menschlicher Kraft, mit Händen und Füßen zurecht gerückt.

800-SturmBaum_PflockDamit er nicht wieder umfallen kann (soll), werden Bäume hier mit der Erde verpflockt. Die Palmen in unserem Garten sind bis heute so geschützt und obwohl die Pflöcke alle morsch sind und die Nägel verrostet, traue ich mich nicht, diese „Stützen” zu entfernen. Denn ich bin mir (fast) sicher, der Falang wäre dann schuld an einem weiteren Un(m)fall.

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