Wie so oft machte ich auch heute mal wieder einen Abstecher durch das Wat Ladthiwanaram. Eigentlich nur um zu schauen, ob wieder originell bemalte Busse zu sehen sind. Aber ich habe was viel interessanteres gefunden. Dem Tempel ist, neben der Novizenschule, die ich ja auch schon besucht habe, eine große Grundschule angegliedert. Eine der Klassen hatte im Klosterhof Sporrtunterricht.
Ich staunte nicht schlecht, als ich im Schatten der mächtigen Bäume, direkt vor den Wohnungen der Mönche einen Lehrer mit 4 Schülern beim Boulespiel entdeckte. Also nichts wie hin. Ich fragte den Lehrer höflich ob ich ein Foto machen darf und er fragte mich, ob ich mitspielen möchte und hielt mir zwei Kugeln hin.
Das liess ich mir nicht zweimal sagen. Auch wenn ich farblich, altersmäßig und national nicht dazu passte – Boule verbindet alle Menschen weltweit.
Ich stieg also in das laufende Spiel ein und spielet mit einem der Jungs und dem Lehrer. Nach etwa 15 Minuten hiess es plötzlich „game”, was hier in Thailand bedeutet, das Spiel ist aus, wir hatten gewonnen. Jetzt wurden die Teams neu gebildet, jeder von uns Erwachsenen erhielt zwei Jungs zugeteilt.
Ich bat einen Busfahrer, der mit seinem Kleinbus wartete, ob er ein paar Fotos von uns machen könnte. Machte er natürlich gern und als ich die Kamera wieder abholte drückte er schnell nochmals den Auslöser für dieses schöne Foto von mir. Dann schenkte er mir noch einen Lappen, weil er beobachtet hatte, dass ich die Kugeln vom anhaftenden Sand nicht frei bekam.
Das Spiel war jetzt interessanter, weil nicht mehr so einseitig.
Bei 3:3 traf der Lehrer zweimal meine Kugeln zum 3:7. Wir holten aber Punkt für Punkt auf. Beim 6:7 sah ich, dass ich mit zwei guten Schüssen, wenn ich bleibe, 5 Punkte und damit „game”. Ich kündigte dies auch an, erster Schuss sur place, zweiter ein Treffer – aber die Kugel blieb nicht im Spiel: 10:7 und Applaus von den Spielern. In der nächsten Aufnahme dann 11:7 – hier in Thailand wird im Training immer nur bis 11 gespielt. Im Hintergrund ist übrigens das Schulgebäude zu sehen.
Zwischendurch hatte ich auch Zeit, die anderen Sportaktivitäten anzusehen. Die restlichen Jungs der Klasse spielten Fußball auf einem Bolzplatz, direkt hinter dem Parkplatz für die Touristenbusse.
Die Mädchen spielten Basketball. In Ermangelung einer Anlage, die bei uns ja fast in jedem Schulhof zu finden ist, mussten zwei Mädchen die Körbe mit ausgestreckten Armen überm Kopf halten. So geht’s auch und alle hatten Spaß. Im Hintergrund kann man, eigentlich typischer für einen Tempelhof, schöne alte buddhistische Grabsteine entdecken.
Auch die Boulespieler waren erfinderisch und so ersetzte eine Glasmurmel das Cochonnet. Sauziehen war da nicht drin.
Die Fußballer und die Basketballerinnen waren vor uns fertig und neugierig auf den Farang, schauten sie fachkundig bei uns zu. Sie sparten auch nicht mit Applaus für gut gespielte Kugeln.
Dann aber mussten alle wieder zurück ins Schulgebäude zum Unterricht und für mich war es Zeit für den Heimweg. Ich war unerwartet fast zwei Stunden in einer fremden und doch vertrauten Welt.
Am Freitag war ich wieder da. Pünktlich um 10:30 Uhr kamen die Schüler im blauen Sportdress raus, stellten sich auf und begaben sich im Gänsemarsch zu den Plätzen. Freundlich winkten Sie. Diesmal waren es mehr Boulespieler mit einem anderen Lehrer und ich habe mich geärgert, dass ich nur ein Cochonnet mitgenommen hatte. Aber sie haben sich sehr darüber gefreut und am nächsten Freitag werde ich ein weiteres Cochonnet übergeben. Ich kenne keine deutsche Schule, die Boule einmal in der Woche auf dem Stundenplan hat.