Kostenlos zum Friseur

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen – dichtete schon Matthias Claudius. Ich wandle das ein wenig ab und nehme statt der Reise eine Radtour. Im Laufe der Zeit habe ich so meine Lieblingsrouten entwickelt und eine davon führt am Wat Ladthiwanaram vorbei. Da gibt es fast immer was zu entdecken, sei es die Chinesen, die im Gänsemarsch zum Opfern gehen oder die Schüler beim Boule zu besuchen. Interessant ist es auch, wie weit von Fahrt zu Fahrt die Renovierung des Ubosot voranschreitet.

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Ich biege also von der Hauptstraße ab und sehe gleich ein Plakat und erwarte, dass es heute wieder was Neues zu sehen gibt. Das einzige, was ich darauf (schon) lesen konnte, war in der zweiten Zeile in Rot: yin die thon rab, auf deutsch: willkommen.

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Im Schatten von zwei großen Bäumen sitzen und stehen viele Menschen. Erster Eindruck. Die, die sitzen, sind Kinder – die, die stehen sind alle lila gekleidet. Also, absteigen, Foto rausholen und näher ran. Und das ist das schöne in Thailand, die Menschen freuen sich, wenn ein Farang, ein Ausländer, sich für ihre Sache interessiert.

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Mein erster Eindruck, weil ich in diesem Kloster schon einmal bei Novizen Unterricht halten durfte: hier werden neue Novizen kahl geschoren. Aber da ist die Phantasie ein wenig mit mir durch gegangen, weil ich mich z. Z. so viel mit Buddhismus beschäftige.

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Ich fragte eine der Frauen in Thai und natürlich verstand sie kein Wort. Habe wieder zu schön gesprochen und den Mund aufgemacht 🙂 Sofort wurde ich an eine andere verwiesen, die speak english a little. Der junge Mann auf dem Stuhl strahlte mich derweil an.

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Aber ich habe zumindest verstanden, dass hier keine kleinen Mönche kahl geschoren werden, sondern Schulkinder einen kostenlosen Haarschnitt erhalten.

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Jetzt entdeckte ich erst, das am anderen ende des weiten Runds auch Mädchen beim Friseur waren. Ich wurde auch sofort eingeladen, mir auch die Haare kostenlos schneiden zu lassen. Dummerweise war ich gerade erst zwei Tage zuvor im Salon, um mir für 2,80 Euro die Haare schneiden zu lassen.

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Das Rätsel um die Haarkünstler im Schulhof löste sich erst zu Hause auf. Ich erzählte Jaev von dem gesehenen und sie schaute sich sogar die Fotos an und ich war noch überraschter, dass ich auch eine Antwort bekam. Aber hier ging es ja mal um was Positives, aus ihrer Sicht. Die Absolventen der Friseur-Berufsschule hatten eine praktische Prüfung zu absolvieren – quasi am lebenden Objekt.

8friseurtest_junge_vhDie Lehrer waren mit dabei und beobachteten alles kritische und die vielen Mamas ringsum machten viele Fotos von dem Ereignis, um die Verwandtschaft zu informieren.

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Der Friseurberuf ist übrigens ein Beruf, und davon gibt es noch ein paar, die in Thailand nur Thais ausüben dürfen. Nach buddhistischem Glauben lebt im Kopf die Seele, und deshalb darf nur ein Thai (vielleicht muss man auch nur Buddhist sein) diesen berühren. Ein großer Fehler hier ist es z. B. als Ausländer einem Kind wohlwollend über den Kopf zu streichen, so wie man es von zu Hause gewohnt ist. Hier ist das ein gewaltiger Fehltritt. Eine weiter Berufsgruppe, die nur Thais vorbehalten ist, sind Berufe, die sich mit der Schrift befassen.

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