Rot, Gold und Feuerwerk

Das Chinesische Neujahrsfest ist das größte Fest im Jahr für die Chinesen. Die Familien kommen zusammen, auch wenn man weite Reisen auf sich nehmen muss. Am 5. Februar begann das Jahr des Schweines. 3 Tage lang wurde gefeiert. Dazu habe ich ja schon im letzten Bericht geschrieben.
In Phuket wurde offiziell vom 10. bis 12. Februar gefeiert mit Paraden, religiösen Zeremonien, viel Rot, viel Gold und noch viel mehr Knallkörpern und Feuerwerk. Bildergalerie.

In der alten Zeit war das chinesische Neujahrsfest (CNY) ein Ritual zum Frühlingsbeginn. Man opferte den Geistern der verstorbenen Vorfahren, um sie für eine gute Ernte in der neuen Saison zu bitten. Später wurden das Opferritual mit dem Neujahrsfest kombiniert zu einem 3-tägigen Neujahrs- und Frühlingsfest. Heute wird der Jahresanfang in China und auch in Phuket zwei Mal gefeiert. Mit dem westlichen offiziellen Jahresanfang am 01.01. begann man 1911. Vor dem gregorianischen Kalender wurde in China der Lunisolarkalender verwendet, der sich an Sonne und Mond orientiert.

Legende des chinesischen Neujahrsfestes
Auf dem Land bei den Dorfbewohnern hat sich immer noch ein alter Mythos erhalten. Diese jahrhundertalte Legende erzählt, dass einst in den hohen chinesischen Bergen jede Silvesternacht ein Monster, Halb Stier, halb Drachen, namens „Nian“ aus dem Tiefschlaf aufwachte und in den umliegenden Dörfern erschien, Menschen und Tiere erschreckte und auffraß, was es erwischte. Die Dorfbewohner hatten große Angst vor Nian.
Aber ein weiser Mann wusste, dass Nian Angst hat vor der Farbe Rot, vor Feuer und schrecklichem Lärm. Die Dorfbewohner hingen in der nächsten Silvesternacht rotes Papier an die Haustüren oder bemalten das Haus mit roter Farbe. Eine ganze Nacht lang zündeten sie überall Feuer an. Als Nian auftauchte, zerbrachen die Dorfbewohner trockenen Bambusstangen und das Bersten erzeugte einen Heidenlärm. Nian hatte Angst und lief davon und wurde nie mehr gesehen.
Am Morgen feierten die Menschen miteinander, beglückwünschten sich und genossen gemeinsam die zubereiteten Speisen. Dieser Brauch ist bis heute geblieben. An Neujahr dominiert die Farbe Rot, in Kleidung, Fahnen und hundertausenden von Lampions. Die goldene Farbe symbolisiert jetzt das Feuer und der Lärm wird durch Feuerwerkskörper, die tagelang überall angezündet werden, ersetzt.

So wird in Phuket gefeiert
In unserem Viertel wohnen viele reiche Chinesen und d
ie Vorbereitungen für CNY beginnen sehr früh. Die Häuser werden gereinigt, damit alles negative des vergangenen Jahres hinausgefegt. Man schmückt sie mit Couplets – vertikale Banner mit zwei Gedichtzeilen – Volksmalerei, Scherenschnitten mit komplizierten Designs, festliche Schriftrollen und Laternen – alles in Rot mit Gold.

Damit möchten sie einen guten Eindruck beim Glück machen, das traditionell in der Neujahrnacht in das Haus eintritt. Die Familie versammelt sich am „Silvesterabend” zu einem Festessen, bei dem Kinder die „Hongbao“ erhalten. Das sind rote Umschläge mit Geldgeschenken, die aber erst am Neujahrstag geöffnet werden dürfen. Nach 23 Uhr verlassen alle das Haus um die Spuren des alten Jahres mit hinaus zu nehmen. Dabei bleiben die Fenster weit geöffnet, um das Glück hineinzulassen. Bis in die frühen Morgenstunden finden dann Feuerwerke statt.

Der Höhepunkt am 10. Februar war die große Parade durch die Altstadt. Um 17 Uhr sollte es losgehen. Bis der Zug die 500 m bis zu uns an den Surin Cercle zurückgelegt hatte, war es kurz vor 18 Uhr. Aber mir war keinesfalls langweilig. Allein die Mopeds, Autos und Kleinbusse zu beobachten, die im Kreisverkehr mehr oder weniger zurecht kamen, war ein Erlebnis. Der Kreisel ist zwei, stellenweise dreispurig. Meine Meinung, dass hier keiner weiß wer Vorfahrt hat, hat sich trefflichst bestätigt.

Da sitzt ein Kleinkind auf einem Bambus-Hocker vorne auf dem Moped von Mama oder Oma, Papa oder Opa und man kurvt seelenruhig durch das Chaos und wechselt dabei alle Spuren.


In der Mitte des Cercles steht ein Gebäude, eine Nachbildung des Clock Towers, dem Wahrzeichen von Phuket. Wie meine Bilder von der Illumination schon zeigten, ist dieser Kreisel auch bei Tage ein Hingucker. Ich habe mal hochgerechnet und bin auf über 2000 rote Lampions gekommen, die in Girladen über die Straße hängen, in Bäumen leuchten, rund um die Wasserspiele in Massen hängen. Die dame auf der Werbung von Air Asia scheint auch auf die Lampions zu zeigen.


Dann wurde der Verkehr gestoppt, die Parade bog um die Ecke, angeführt von der Polizei und 4 hübschen Damen, die auf einem Banner der Menge mitteilten, um was es ging. Dann die Musik, in feierlichem Rot-Gold gekleidet, es folgten zwei Großfiguren, die Nachkommen der thai-chinesischen Verbindungen (Babas und Ninyas) darstellend und dahinter gleich das Stadtoberhaupt von Phuket.

Jaev brachte es sogar fertig, die Bürgermeisterin mit den beiden Kindern an der Hand – und damit den ganzen Zug – zu stoppen. Man kennt sich ja und lächelt. Dann kamen alle städtischen Bediensteten, je nach Abteilung oder Resort farblich unterschiedlich gekleidet. Für sie ist die Teilnahme Pflicht!

Nach den städtischen kam das Führungsteam von Thai Hua, der Organisation der Chinesen in Phuket.

Es folgten unzählige Schüler-Gruppen, vom Kindergarten bis zur Berufsschule – alle zeigten sich in farbenprächtigen, traditionellen Kostümen. Alle Fotos mit Infos dazu sind hier in der Bildergalerie zu sehen.


Wir gingen zu Fuß Richtung Thalang Road und kamen am Clock Tower und dem Museum gegenüber vorbei. Zur Feier des Tages war beides geöffnet und ich konnte einen ersten Blick ins Innere werfen. Aber darüber gibt es später einen eigenen Bericht, an diesem Tag war zu viel Trubel.

Nach chinesischer Tradition konnte man mit Goldfarbe auf roten Karton chinesische Zeichen schreiben. Vorgegeben waren die Schriftzeichen für Glück, Erfolg, Gesundheit. Jaev versuchte sich auch und – sicher ist sicher – sie schrieb alle drei Worte.


Auf den Straßen von „China Town” waren unzählige Stände aufgebaut, an denen chinesische Spezialitäten und solche aus Phuket angeboten wurden. Das gleiche Bild in drei Altstadtstraßen. Wir orientierten uns Richtung Sirikit Garden.

Auf dem Vorplatz rund um den goldenen Drachen sind die traditionellen Opfer der Chinesen aufgebaut vor einer großen Statue der Göttin der Barmherzigkeit Guan Yin. Auf vielen Altären sind die Opfer niedergelegt, Obst in allen Varianten, Blumen und Statuen. Traditionelle Ölopfer werden von den Gläubigen dargebracht, Räucherstäbchen glühen und verströmen den typischen Duft, Kerzen brennen – das Licht, das die bösen Geister vertreibt. Nur die Knallkörper fehlen heute noch, die werden erst zum Ende des festes am Dienstagabend angezündet. Darüber habe ich im letzten Jahr ausführlich berichtet.


Rund um den Platz, und natürlich auch an anderen Orten, sind Bühnen aufgebaut. Von Karaoke bis Thai-Tanz ist alles zu sehen und zu hören.

Beeindruckend fand ich auch die riesigen Laternen aus Draht und buntem Papier: zum einen die Drachen, Symbol für macht und Stärke, und das in diesem Tahr aktuelle Tierkreiszeichen Schwein. Sie waren nicht nur ein Blickfang in der dunklen Nacht sondern ein viel gefragtes Selfie-Motiv und sollen jedem, der sie berührt, Glück bringen.


Ich habe ganz zum Schluss auch noch Schwein gehabt. Wenn man dem „Tierchen” über den prallen Bauch (Symbol für Reichtum) streicht, bringt das im kommenden Jahr Geldsegen. Bin gespannt, ob das auch für einen Farang gilt.

Bildergalerie

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