„Semi-Nocturne” in Thai Mueang

Am Freitag bei unserem Turnier in Saphan Hin wurde ich von Thormor gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm ein Turnier zu spielen. Wo? In Thai Mueang. Ich hatte keine Ahnung, wo das ist und er erklärte mir die Strecke. Er ist Officer bei der Immigration und einer der wenigen die gut englisch sprechen. Wir haben zusammen schon mal ein Turnier zusammen gespielt und bei den Turnieren mit Dubai war er immer mein Ansprechpartner.
Jaev ließ sich alles erklären, wir sollten noch zwei Spieler mitnehmen und planten die Abfahrt um 10 Uhr. Nach Phuket sollten wir die anderen beiden auflesen, und sie kamen – ganz wie hier üblich – eine halbe Stunde zu spät. Wir fuhren nach Norden und über die Sarrasin Bridge, die die Insel Phuket mit dem Festland verbindet, weiter Richtung Khao Lak in die Provinz Pang Nga. Nach der Brücke sollte es nach Beschreibung noch 15 Minuten gehen. Wir fuhren allerdings noch 35 Minuten, bis wir das Ziel erreichten: Die Berufsschule von Thai Mueang, auf deren ausgetrocknetem Fußballplatz die Felder abgesteckt waren.


Das Turnier ist eingebettet in die einwöchige Veranstaltung, das Schildkrötenfest, die immer Anfangs März stattfindet. Hier gibt es nämlich das Turtle Sanctuary, ein Auffang- und Wissenschaftszentrum für Schildkröten.


Es ist eine tolle Sache, was die Thai-Navy dort mit freiwilligen Helfern aus der ganzen Welt für die Schildkröten tut. Für eine Spende von nur 500 Bath wird z.B. eine Schildkröte vom schlüpfen bis hin zum 7 Lebensmonat gut versorgt. Im Rahmen des Festes werden dann auch hunderte von jungen Schildköten der Freiheit, dem Meer, übergeben.

Zurück zum Turnier. Als wir um 12:30 ankamen, sah der Platz noch menschenleer aus. Da lag nur eine einsame Kugel. Übrigens, gleich hinter den Bäumen verläuft die Strandstraße und dahinter verschmelzen Meer und Himmel in einheitlichem Blau. Die Thais machten es sich gleich im Schatten gemütlich und es wurde erst mal was gegessen.

Um 14 Uhr sollte es losgehen, aber da war noch gar nichts los! Auch das kenne ich zur Genüge in der Zwischenzeit. In Thailand hat man Zeit, viel Zeit – nur nicht auf den Straßen.


Wir spielten uns ein. Wir, das waren die Spieler von Saphan Hin in Phuket, und ich denke 80 % aller waren hier. Auch von den Jugendlichen waren viele angereist.  Sky ist 13 Jahre alt und für mich einer der besten Spieler hier (wird mal ein zweiter Condo!). Sein Schussstil ist jetzt schon fast perfekt, seine Trefferquote nahezu 100 % und gut die Hälfte davon Carreaux.


Jetzt erst erfuhr ich, dass es verschiedene Turniere hier gab: 55+ für Männer und Frauen, eines für die Jugend und dann das größte für die restlichen Stars. Die Teams von Phuket starteten unter dem Namen „Less Power 1 – 5” – wer sich den Namen ausgedacht hat, weiß ich nicht.

Für die späteren Sieger waren die Pokale schon aufgestellt.

Fleißige Helfer waren dabei, die Lichtanlage für den Abend aufzubauen. Einer schlug einen Baustahlstab in den Boden, die anderen schoben die drei auf einer Röhre befestigten Neonröhren drüber, die dritten verbanden sie mit der Stromleitung – fertig.

Was ich vor und beim Aufbau noch als geniale Lösung einstufte, war später in der Nacht ein Fiasko.
Vor dem Turnier dann erst die Reden der Offiziellen und ein Kugelwurf der VIP. Da ein Cochonnet fehlte, stellte ich meines zur Verfügung. Der Präsident des Bezirks sprach mich danach an, wollte wissen woher ich komme und was ich hier mache. Es klappte sogar, dass ich ihm kurz auf Thailändisch meine Beziehung zu Phuket  von 1999 bis heute erklären konnte.
Bei den Veteran-Herren gingen 13 Teams an den Start (5 davon aus Phuket), bei den Frauen 7, im Hauptturnier 51 und bei der Jugend 19 Doublettes. Wir landeten in einem 3er-Poule und hatten für die erste Runde ein Blanc. Das bedeutete, dass genau um 16:30 Uhr unser erstes Spiel begann gegen Didi (den zweiten Farang) und Ong Ad aus Phuket und deshalb bestens bekannt. Über die Barrage schafften wir das Weiterkommen,

Aber vor der zweiten Poulerunde, so wird hier immer bis zum Viertelfinale gespielt, gab es erst mal das Essen, das in Thailand wichtiger Bestandteil des Turniers ist und im Preis für die Einschreibung enthalten.

Ich nutzte die Zeit, um mal den Schulhof zu verlassen, überquerte die Beachroad und stand an einem wunderschönen Strand. Am Horizont sank gerade die Sonne glutrot ins Meer.

Gut 20 km lang ist der feinsandige Strand entlang des Thai Muang Beach, ganz ohne massenhafte Wassersportangebote und menschenleer. Auf dem Flug von Phuket nach Bangkok habe ich diesen ewig langen Strand schon oft von oben betrachtet. Thailand erhält sich hier Abgeschiedenheit und Ruhe, seine Banyanwälder, Palmenareale und Felslandschaften.

Der Rest des Turnieres ist schnell erzählt. Wir landeten wieder im gleichen Poule mit Didi und einer Mannschaft aus der Region. Das neonlicht konnte man vergessen. Ich sah kein Terrain mehr, kein Donnée und Thormor hatte es beim Schießen nicht besser. Wenn gemessen werden musste, kam immer ein freundlicher Zuschauer aufs Feld, um mit dem Handy Licht zu machen. Nach zwei Niederlagen war das Turnier zu Ende. Kurz nach 20 Uhr machten wir uns auf den 100 km langen Rückweg.

Fazit: Ich habe zwar wieder viel erlebt, aber 4 Spiele in 8 Stunden ist etwas wenig – zudem die Hälfte davon gegen zwei Spieler aus Phuket, gegen oder mit denen ich jede Woche spiele. Die Spiele, die wir vor beginn des Turnieres zum Einspielen auf den schattigen Plätzen der Schule machten, waren jedenfalls viel interessanter und besser.

Aber das mit den Schildkröten werde ich mir nochmals genauer ansehen!

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