Erste Wahl nach dem Militärputsch

Eine Parlamentswahl gab es in Thailand zum letzten Mal vor 8 Jahren. Heute, fünf Jahre nach dem Militärputsch von 2014, wird erstmals wieder gewählt. Doch die herrschende Junta hat sich bereits im Vorfeld ihre Macht gesichert und durch eine Verfassungsänderung vor zwei Jahren 250 Senatssitze gesichert, unabhängig vom Wahlergebnis. Somit werden alle Mitglieder des Oberhauses, des Senats, von ihnen bestimmt.

Die Wähler entscheiden heute nur über die 500 Sitze im Repräsentantenhaus. Den Premierminister wählen dann beide Häuser gemeinsam. Das bedeutet, der amtierende General Prayut Chan-Ocha braucht nur noch 126 Sitze, um an der Macht zu bleiben. Er ist Spitzenkandidat der armeenahen Partei Phalang Pracharat (PPRP), ein enormer Vorteil. Nach dem Putsch hatte Chan-Ocha versprochen, die Macht binnen 18 Monaten an eine Zivilregierung zu übergeben. Aus 18 Monaten wurden 5 Jahre, weil die Parlamentswahl mehrfach verschoben wurde.


Im den Wochen vor der Wahl wurden an allen wichtigen Straßen täglich neue Plakate aufgestellt. Zu über 90 % lächelten da mehr oder weniger alte Herren den Betrachter an. Frauen habe ich nur zwei entdeckt. Viel Fantasie zeigten die Gestalter der Werbung nicht: oben das Logo und der Parteiname, dann der oder die Kandidaten, eine große Ziffer mit dem Listenplatz und das große X, das hier gesetzt werden soll und manchmal das Datum. Nervig waren die vielen Werbewagen, die unterwegs waren und den Verkehr zusätzlich behinderten.

Die Logos habe ich mal extra unter die Lupe genommen, auch da sind nur zwei, drei dabei, die einen Designer ansprechen. Man muss aber auch berücksichtigen, dass die Zielpersonen nicht Europäer sind.


Insgesamt sind in Thailand mehr als 50 Millionen Menschen wahlberechtigt und ich erlebe zum ersten Mahl als Beobachter eine Wahl. Am am Sonntag öffneten 93.320 Wahllokale von 8 bis 17 Uhr. Unser zuständiges Wahllokal war nur rund 600 m entfernt. Auf dem freien Platz vor dem Fußballplatz waren zwei Zelte aufgebaut als Wahllokal. Auch der überdachte Bouleplatz in Saphan Hin war heute ein „Wahllokal” und auf vielen kleinen Plakaten wurde angekündigt, dass am 24. März das Spielen untersagt ist. Fotografieren durfte ich übrigens nicht. Auf meine höflich Frage erklärte mir einer der anwesenden Militärs kurz und bündig: Nein. Aber von der Straße aus habe ich dann doch eines geschossen.


Im Vorfeld hat Jaev Ihre Wahlunterlagen erhalten. Einmal eine persönliche Bestätigung der Berechtigung zur Wahl und zum andern eine 36-seitige Information im Format A4. Auf den ersten beiden Seiten wird erklärt, wie gewählt wird, schön mit bunten Bildchen, wie es hier üblich ist.

Dann folgen auf 6 Seiten die Portraits der 27 Kandidaten, die zur Wahl stehen mit Parteilogo und Kurzinfo. Danach hat jede Partei eine Seite, um alle Ihre Kandidaten namentlich zu präsentieren. Was das für einen Sinn machen soll, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Zu guter letzt dann noch die Infos, welche Dokumente zur Wahl mitgebracht werden müssen: ID-Card oder Pass.

In Thailand herrscht übrigens Wahlpflicht. Deshalb ist Jaevs Sohn extra aus Bangkok angereist, weil er noch seinen ersten Wohnsitz in Phuket hat. Sein Wahllokal war in einer Schule in der Stadt, wo auch Jaevs Familie ihre Stimmen abgeben mussten. Er war heute einer vielumworbenen Erstwähler. Sieben Millionen 18- bis 26-Jährige sind zur Wahl aufgerufen – viele stehen den alten Männern der Junta eher ablehnend gegenüber. In dem Song „Rap against diktatorship“ fand ihre Wut ein Ventil – 60 Millionen Mal wurde er auf Youtube geklickt.

Längst haben die Wahllokale geschlossen und ich vermisse hier die schnellen Hochrechnungen, die ich von den deutschen Wahlen gewohnt war. Die ersten hier Infos kommen von Zeit online: „Die staatliche Wahlkommission in Bangkok teilte mit, dass dem Zwischenergebnis zufolge das Lager der amtierenden Militärregierung mit mehr als 6,3 Millionen Stimmen vorn liegt. Nach Auszählung von 83 Prozent der Stimmen habe die Partei Phalang Pracharat (PPRP) mit Premierminister Prayut Chan-Ocha als Spitzenkandidat einen klaren Vorsprung. Pheu Thai um den ehemaligen Premierminister Thaksin Shinawatra, den das Militär einst gestürzt hatte, komme auf etwa 6 Millionen Stimmen. Auf Platz drei liege die Partei Future Forward mit 4,3 Millionen. Die Opposition kann sich offenbar nicht durchsetzen.”

Und von oben überwacht der König alles. Er hat auch verhindert, dass seine ältere Schwester ihre schon angekündigte Kandidatur in die Tat umsetzen konnte.

Ob es Ihnen wohl gereicht hat? Der Pfeil neben dem Plakat zeigt jedenfalls nach oben.

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