Tanzen für den König

Dass Thailand einen neuen gekrönten König hat, hat man ja auch in Europa mitbekommen. In Thailand und vor allem in Phuket ist Maha Vajiralongkorn allgegenwärtig, auch wenn er gerade am Starnberger See weilt. Zur Bildergalerie.

An allen wichtigen Kreuzungen und vor jeder Schule, vor jedem offiziellen Gebäude strahlt er auf das Volk herab. Langsam aber sicher verschwinden die Bilder seines Vaters aus dem Alltag. Nicht aber aus den Herzen der Thais. Da bleibt er für immer der Gottkönig.


Nach der überraschenden Hochzeit und der Krönung Anfang Mai finden im ganzen Land Veranstaltungen statt, um den König zu Ehren. In Phuket tanzten zweimal über 1000 Frauen zu seinen Ehren – vor seinem Foto auf dem großen Platz beim Rathaus. Am Eingang hing ein großes Plakat, sinngemäß übersetzt: Anlässlich der Krönungszeremonie in der Buddhistische Ära 2562
für Seine königliche Hoheit.


An einem der Rathausgebäude wurde der König mit Fotos gezeigt in allen Nuancen, als Herrscher, Diplomat, Kindheit, Familie und das beliebteste Motiv hier: als Soldat.


Um 18 Uhr sollte der Tanz beginnen. Schon zwei Stunden vorher waren wir da und nicht allein. Überall wimmelte es von Frauen, alle festlich gekleidet im traditionellen Stil. Und alle hatten sich den Rock aus dem gleichen Stoff selbst genäht oder nähen lassen.


Jaev war gute 10 Tage mit der Vorbereitung beschäftigt. Da mussten viele Freundinnen besucht werden um den Stoff zu kaufen, den Schnitt zu bekommen, die Schritte zu proben usw.


Rund 1300 Tänzerinnen sollen es gewesen sein. Durchschnittsalter +/- 60. Die älteste Tänzerin war 81, Frauen unter 40 konnte ich nur wenige entdecken. Gerade zu exotisch jung waren diese Mädchen – und auch die einzige Ausnahme – aber Frisur und Make up waren ebenso perfekt wie bei den erwachsenen Ladies in Yellow.


Noch sind die gepolsterten Stühle für die VIP leer. Aber das ist in Thailand einfach einmalig: man weiß zu Repräsentieren.


Dann wurde die Aufstellung vorgenommen. Alles musste stimmen, der seitliche Abstand, der Abstand zur Vorderfrau uns alle hatten Blickrichtung zum großen Foto des Königs.


Derweilen reinigte ein Soldat den Platz vor den Stühlen der Ehrengäste vom Sand.  Eine der Lieblingsbeschäftigungen der Thais. Mit dem Besen in der Hand kann man leicht arbeiten und alles beobachten.


Alle Angestellten des Rathauses hatten jetzt Feierabend, aber heute waren sie verpflichtet, den König mit ihrer Anwesenheit zu ehren. Alle in Gelb, der königlichen Farbe  mit blauer Mütze, die Farbe von Königin Sirikit.


Auf dem Podium übte die Musik und die Fotografen probten schon mal den Ernstfall.


Dann kam ein offizieller Sprecher und verkündete dass sich die VIP 30 Minuten verspäten werden. Nichts Besonderes in Thailand, man hat ja Zeit genug. Viele der Frauen, die ja auch nicht mehr die Jüngsten waren, setzten sich auf die Stühle im Zelt, um sich etwas auszuruhen.

Aber die Sprecherin am Mikro schaffte es, dass sich – bis auf eine handvoll Resistenter – alle auf, um, vor der Bühne zu einem offiziellen Foto aufstellten. So kann man die Zeit auch überbrücken, eine wahre Meisterleistung.


Dann kamen endlich die VIP. Der Gouverneur an der Spitze stellte sich vor dem Bild des König auf und es folgten viele Reden.


Aug Großbildschirmen wurden Bilder der Krönungszeremonie eingespielt. Etwas peinlich für die Organisatoren war nur, dass nach der Krönung noch zwei Minuten ganz banale Werbung zu sehen war, bis endlich jemand den Knopf zum Ausschalten fand.


Dann endlich der große Moment für die Frauen, auf den sie sich zwei Wochen vorbereitet hatten: Sie durften für den König tanzen. Anmutig und graziös bewegten sie sich zu den Klängen der Musik.

Ganz traditionell wurden die Hände und Finger gedreht und bewegt, die Schritte kunstvoll gesetzt, die Hüften geschwenkt und der Kopf geneigt.

Nach drei Minuten war leider schon alles beendet. Wir gingen noch etwas essen, mal wieder im Merlin, dem Hotel der ersten Stunde.


In der Stunde bevor alles begann, hatte ich noch Zeit zu einem Rundgang. Dabei kam ich auch an einer Grundschule vorbei, und beobachtete kurz den Unterricht im Freien. Selbst hier hat die Lehrerin das Handy parat, um alles per Video festzuhalten. Wenig später bei Schulschluss strömten dann die Kids nach draußen. hatte. Das ist hier immer ein Riesenact. Da kommen hunderte von Opas, Omas, Mamas, Papas mit dem Moped, um die Kleinen abzuholen.

Was ich zum ersten Mal entdeckte waren die Trollies, in denen die Kinder bequem die Schulsachen transportieren können. In der einen Hand das Handy in der anderen das Rolly Bag. Wenn noch eine Hand frei wäre, wäre da sicher was zum Essen drin.Übrigens, 10 Tage nach dem ersten Auftritt gab es eine Wiederholung für alle städtischen bediensteten und mit einem gemeinsamen Essen für die Tänzerinnen – als kleine Belohnung.
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