Zwei Turniere auf zwei neuen Plätzen

Ich habe immer gedacht, dass ich alle Bouleplätze auf Phuket kenne. Aber die letzten beiden Samstage habe ich gleich zwei neue Turnier-Orte kennen gelernt.

Blue Tree Phuket: Der neue Mega-Ferienkomplex umfasst eine riesige künstliche Lagune, einen Wasserpark, einen Beach Club und vieles mehr. Die Investoren sind sich sicher, dass der Tourismusmarkt in Phuket für Familien zunehmend Aktivitäten außerhalb des Strandes braucht. So entstand der 55 Hektar große Wasser- und Lagunenpark, (Baukosten 40 Millionen US-Dollar) Anfang 2019 in Cherng Talay eröffnet – aber dann kam Corvid 19 und die Touristen kamen nicht mehr. Wieso ausgerechnet da ein Pétanque-Turnier stattfand, konnte mir niemand so richtig erklären. Ich glaube, es ist auf der ganzen Welt das gleiche, wenn Boulespieler ein Turnier haben, interessiert sie nur das Turnier, Kugeln werfen, etwas essen (in Thailand besonders wichtig), wo, warum, weshalb – das ist schon zu viel. Das Datum war da schon interessanter: 5. Dezember, Geburtstag des verstorbenen Königs Bhumibol Adulyadej und in Thailand der Vatertag.


Um es gleich zu sagen, ich habe selbst nicht gespielt. Der Platz ist zwar nur rund 30 km von uns weg, aber da ich in der Zwischenzeit die „tolle” Organisation solcher Regional-Turniere kenne, tue ich mir die Zeitverschwendung nicht mehr an. Am Spätnachmittag sind wir aber doch noch hingefahren und sie waren wieder alle da, die Boulespieler von der ganzen Insel. Gespielt wurde auf Parkplätzen des Freizeitparks – wer da keine Portée beherrschte in dem teils tiefen Kies-Schotter-Gemisch, war verloren. Es waren über 80 Doublettes am Start, und das Turnierende war sicher gegen Mitternacht. So lange wollte ich nicht bleiben.

Aber es gab noch einen anderen Programmpunkt, über den es sich zu berichten lohnt. Mir war gleich aufgefallen, dass fast alle Spieler*Innen von unserem Club in Phuket – und das waren über 50 % – mit gelbem Shirt gekleidet waren. Gelb, die Farbe des Königs. Kurz vor 19 Uhr kam dann plötzlich Bewegung in die gelbe Menge und alle drängten zu bereitstehenden Elektromobilen. Ich hatte mir gerade eine Dose Bier gekauft, als Jaew mich aufforderte, einzusteigen. Wir fuhren rund 300 m, für einen Thai viel zu weit zu Fuß, und kamen zum Eingangsbereich des Parks.

Ein Nachbau des Clock Towers, dem Wahrzeichen von Phuket, ist dort der Blickfang. Heute war der Blickfang aber ein über lebensgroßes Portrait des Königs, reich geschmückt. Mir wurde als erstes bedeutet, dass es sich nicht schickt, im Angesicht des König Bier zu trinken. Also weg mit der Dose.

Stattdessen drückte man mir eine Windlicht in die Hand, handgefertigt aus leeren Wasserflaschen. Produkte aus leeren Wasserflaschen gibt es hier zu tausenden. Wieder mal was neues entdeckt, schön ausgeschnitten, an Lotusblütenblätter erinnernd. Dass dem ungeschickten Farang die Wunderlampe nach wenigen Minuten zusammenschmolz war weiter auch nicht tragisch. Ich bekam halt eine neue.


Links neben dem Bild des Königs stand ein Großbildschirm mit einer Live-Übertragung aus Bangkok von den dortigen Feierlichkeiten. Rechts stand ein Rednerpult, an dem sich eine Sprecherin positionierte. Die Boulespieler stellten sich alle in Reih und Glied vor dem Königsportrait auf. Die Sprecherin erklärte, zumindest das habe ich verstanden, dass der offizielle Teil in Bangkok, und damit auch in Phuket, um 19:10 beginnen wird.


Alle standen brav da und warteten. Es war 19:30 und im Fernsehgerät immer die gleichen Bilder der riesigen Menschenmenge, die auf den neuen König wartete. Wir warteten auch. Den ersten taten die Beine weh und sie setzten sich Auf en Boden.

Am Schluss hatten alle ein Sitzplätzchen gefunden und warteten weiter.

Unter uns war auch eine Gruppe von Rollstuhlfahrern. Sie sind fast jeden Abend ebenfalls auf unserem Platz in Saphan Hin, um zu spielen und haben heute auch am Turnier teilgenommen. Gegen 20 Uhr tat sich was auf dem Bildschirm und sofort wurde auch die Sprecherin aktiv. Wieder Aufstellung in Reih und Glied. Irgendwo im Hintergrund auf dem Bildschirm konnte man erahnen, dass der König kommt.


Tatsächlich er kam. König Maha Vajiralongkorn saß, ebenfalls in einem Elektromobil, in Begleitung seiner Ehefrau, Königin Suthida. Irgendwann erreichte der Tross durch die tobende Menschenmenge das Rednerpult. Bei und zündete in diesem Augenblick der Direktor der Freizeitanlage feierlich die Kerzen vor dem Königsbild an. Rama X verlas seine Rede, alle verneigten sich vor dem Königsbild oder dem Fernsehbild.

Das übliche Gruppenfoto beendete dann den offiziellen Teil. Die Mobile brachten uns zurück zum Terrain, wo man höflich auf die königstreuen Spieler wartete, damit das Turnier weiter gespielt werden konnte.


Am Samstag war wieder ein Turnier. Wieder nördlich von Phuket, gleiche Entfernung. Das Turnier begann um 10 Uhr – ohne mich. Aber um 15 Uhr machten wir uns auf den Weg dorthin. Jaew erzählte mir nur, dass der Platz direkt am Meer liege. Dank Navi und einer Rückfrage fanden wir den Ort am Thala Beach von Pa Klok.

Auch hier spielte man wieder auf einem Parkplatz, der eigentlich für die Besucher dieser kleinen Sport- und Freizeitanlage angelegt ist.

Allerdings war dieser Platz steinhart und übersäht mit vielen kantigen, schotterartigen Steinen. Eine Reihe mit 10 Sportgeräten trennte Terrain und Strand.

Traveler

Es war gerade Ebbe und das bedeutet auf der Ostseite der Insel Phuket: man muss das Meer suchen. Allerdings, später nach 20 Uhr klatschten die Wellen bereits an die Ufermauern.
24 Triplettes waren eingeschrieben, auch hier wieder über die Hälfte die Spieler*innen des Phuket Petank Clubs.


Als wir ankamen liefen gerade noch die letzten drei Partien der ersten KO-Runde nach den Poules. Wir trafen viele Bekannte und ich informierte mich an der Einschreibung über das Turnier.

Dann füllte sich der Platz wieder und die Achtelfinalspiele wurden aufgerufen. Als ich sah, dass ein Spieler mit seinem Tuch den Abstand der Kugeln maß, holte ich meine Tirette und das Maßband aus dem Auto. Seit gut einem Jahr bin ich in Phuket als Schiedsrichter bekannt und anerkannt. Viele Teams erlebten mich live auf den Thai-Meisterschaften. Und da ich der Einzige mit Tirette bin, werde ich am Abend bei strittigen Messsituationen immer gerufen. „Mr. Kau – wat” heißt es dann nur kurz. Mein Name Klaus ist für einen Thai fast unaussprechbar. KL hintereinander gibt es nicht, ebensowenig ein S am Ende eines Wortes. Bleibt also KAU, immer mit dem Zusatz Khun oder Mister.


Kaum hatte ich die Messwerkzeuge geholt, wurde ich schon von einem Team aus Phuket zum Messen aufgefordert. Und das blieb so. Ab Viertelfinale war ich quasi offiziell zum Messen eingeteilt durch den Veranstalter, der gleich herbeikam und das Messen per Tirette aufnahm. Vor allem in der Finalrunde hatte ich viel zu tun, weil die meisten Kugeln mit Maßband nicht zu messen waren.


Im Achtelfinale ist mir ein Team aufgefallen. Drei Jungs im Alter von Cadets spielten gegen ein Team aus Phuket, das ich gut kannte. Und die drei gestandenen Spieler gingen bei den drei Knirpsen des Veranstalters sang und klanglos unter.

Vor allem auch, weil sie einen (mir unsympathischen) Coach hatten, der aufs Spielfeld ging, der die drei lautstark lobte bei jeder Aktion. Im Viertelfinale gingen sie dann ebenfalls sang und klanglos unter. Hätte man die drei Jungs nicht so von außen bedrängt, sie hätten es auch noch eine Runde weiter schaffen können. Aber nicht jeder Ratschlag von außen kann im Spiel 1:1 umgesetzt werden!


Der Rest ist schnell erzählt. Die letzten 4 Teams der Division 1 (bei uns A-Turnier) kamen alle aus Phuket, bei der Division 2 die Hälfte.


Für mich gab es noch einen netten Abschluss des Abends. Der Turnierleiter hat vor der Siegerehrung nicht vergessen, Mr. Kau für seinen Einsatz als Schiedsrichter zu danken. Und bei der Siegerehrung durfte ich denSiegern die Geldpreise überreichen. Leider habe ich vom letzten Teil des Turniers keine Fotos. Der Akku im Fotoapparat war leer.

Traveler

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