Der „Goldene Felsen“ von Phuket

Der „Goldene Felsen“ von Kyaikhtiyo zählt zu den heiligsten buddhistischen Stätten von Myanmar. Die außergewöhnliche Position bringt jeden Besucher zum Staunen. Der über und über mit Blattgold bedeckte Felsblock erweckt den Eindruck, er könne jeden Moment in die Tiefe stürzen.

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Gekrönt wird der Felsen von einer goldenen Pagode mit Reliquie. Der Legende nach soll ein Haar Buddhas den Granit-Findling – und somit auch die Pagode – im Gleichgewicht halten, sodass beide ewig an dieser Stelle verbleiben können. Täglich kommen zahlreiche Pilger nach Kyaikhtiyo, um ein kleines Goldblatt an den Felsen zu kleben.

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Hier in Phuket leben unzählige „Gastarbeiter” aus Myanmar. Sie sind es, die hier (fast) die ganze Arbeit machen: auf den Baustellen, beim Straßenbau, in der Gastronomie. Überhall, wo fest zugepackt werden muss, sind sie im Einsatz. Die Thais sind die Chefs und sagen wo’s lang gehen soll. Die meisten werden frühmorgens von den Leiharbeiter-Firmen, zusammengepfercht auf PickUps oder LKWs, zur Arbeit gefahren und am Abend wieder zurück in die Wellblech-Siedlungen am Rande der Stadt. In der Umgebung des alten Hafens leben besonders viele und dort liegt auch Wat Koh Siray, das Kloster auf dem Hügel der Insel.

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Diese „Gastarbeiter” haben in Wat Koh Siray eine zweite religiöse Heimat gefunden und seit etwa eineinhalb Jahren konnte ich beobachten, dass sie hier eigenen „Goldenen Felsen” bauten, eine genaue Kopie von Kyaikhtiyo – nur etwas kleiner. Hier geht es zur Bildergalerie.

Vor kurzem hatten unsere Freunde Cathy und Serge Besuch aus Frankreich. Da ich mit den beiden schon viele Führungen hier machte, fragten Sie mich, ob ich Ihnen das Kloster auf Koh Siray zeigen könnte. Ich mag diesen Tempel sehr und freute mich auf die Führung.

7WtSiray_839Ubosot

Der Ubosot und die Begegnungshalle sowie die Wohnungen der Mönche liegen unten am Fuße des Hügels. Dann führt eine schmale Straße etwa 500 m steil bergan zu einem weiteren Tempel auf dem Gipfel. Die Straße umrundet den Gipfel und man fährt, oder besser man geht, an unzähligen Familien-Grabstätten vorbei zu den drei Treppen, die zum Gipfel führen. Bei einem früheren Besuch am späten Nachmittag habe ich mir an der letzten Treppe fast die Füße verbrannt. Man betritt den engeren Bereich eines Tempels in Thailand immer ohne Schuhe und diese seit Stunden sonnenbeschienene Treppe gehörte schon zum schulosen Weg. Seither besuche ich das Kloster nur noch vormittags.

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So fuhren wir also um 9 Uhr mit zwei Autos zur Insel am Ostrand von Phuket. Eine Brücke verbindet Phuket mit Siray. Ich zeigte den Franzosen den Tempel und auf dem Rückweg stießen wir auf eine kleine Gruppe, die einen goldenen Wagen per Aufzug auf den goldenen Felsen transportierten.

Der goldene Wagen hatte die Form eines großen Vogels. Nach einiger Recherche bin ich darauf gestoßen, dass es sich um Hamsa, wie goldene Vogel auf Sanskrit heißt, handelt. Die goldene Gans ist in der Legende das Reittier von Sarasvati, der Begleiterin Brahmas, der mit ihrer Hilfe das Universum geschaffen hat. Sarasvati ist die Göttin der Kunst und der Wissenschaft und hat auch über Buddha gewacht, als er anfing zu lehren.

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In Myanmar ist der Hamsa, wie die goldene Gans auf Sanskrit heißt, das Wappentier des Mon-Staates. Der Vogel tritt immer als Paar auf und die Legende hat auch hierzu eine interessante Geschichte. Als die Gegend der späteren Hauptstadt Bago noch ein riesiger See war, ragte nur eine schmale Felsspitze aus dem Wasser. Ein Gänsepaar versuchte dort zu landen, aber es gab nur Platz für einen Vogel. So landete zunächst das Männchen und das Weibchen auf seinem Rücken. Buddha, der über das Wasser wandelnd daher kam, sah dieses traute Bild. Er prophezeite, dass hier eine große Stadt entstehen würde: Bago, die Hauptstadt des Mon-Reiches. Die Mon deuten die Darstellung der beiden Hamsa so, dass bei ihnen die Frauen das sagen haben.

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Ein junger Mann in der Gruppe sprach sehr gut englisch und er erklärte mir, dass in zwei Tagen die große Einweihung des neuen Heiligtums sein wird. Für mich war es sofort beschlossene Sache, diesem Ritual beizuwohnen. Jaev lehnte allerdings ab, mitzugehen, weil es sich hier ja um ein Fest für die Leute aus Myanmar handelte. Also machte ich mich per Fahrrad auf die rund 13 km lange Strecke. Ich stellte mein Rad am Fuße des Berges ab und wanderte, gemeinsam mit Hunderten von Birmesen den Weg zum oberen Tempel hoch. Unterwegs waren Stationen, an denen es kostenlos Erfrischungsgetränke gab.

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Als ich oben ankam, stellte sich gerade eine Prozession auf. Vorne weg feierlich gekleidete junge Frauen mit Blumen, den Fotos des Königspaares gefolgt von einem Wagen mit der goldenen Pagode und dahinter die Gläubigen.

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Zwei Buddha-Statuen in Gold und Grün wurden von jungen Männern mitgeführt.

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Der junge Mann, der und vor zwei Tagen eingeladen hat, erkannte mich sofort und freute sich, mich zu sehen. Die Prozession umrundete den Gipfel und endete bei dem Aufzug mit der goldenen Gans, den ich vor zwei Tagen entdeckte.

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Dort war ein Zelt aufgebaut, darin saßen vier Mönche, die die kommenden Rituale begleiteten. Einer wandte sich gleich an mich, denn ich war der einzige Farang (Ausländer) unter zwei, drei tausend Birmesen. Als er hörte, dass ich aus Deutschland kam meinte er gleich: Germany very good!

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In der Zwischenzeit war auch die Spitze der Pagode angekommen und wurde in den Aufzug gesetzt, um feierlich auf die Spitze des Felsens hochgezogen zu werden.

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Oben angekommen, wurde sie von den Helfern befestigt. Ich machte mich auf zu den Treppen, um ganz nach oben zu gelangen.

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Über tausende von ausgezogenen Schuhen, Sandalen, Flip-Flops bahnte ich mir den Weg zum Gipfel. Dort angekommen, hatte ich allerdings keine Chance, noch etwas zu sehen.

7WtSiray986Balkon

Alle, die ihre Schuhe unten ausgezogen hatten, waren vor mit hier oben und versperrten mir den Blick nach draußen.

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Ich genoss noch kurz den herrlichen Rundblick und machte mich auf den Rückweg, umgeben von stolzen Menschen aus Myanmar, die an diesem Tage voller Stolz ihr neues Heiligtum eingeweiht haben.

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Wieder unten angekommen, traf ich dann auch auf Thais. Sie saßen in langer Reihe und baten um Almosen.

7WtSiray9993Marktstand

Wieder andere verkauften ihre Waren an die Pilger. Ich setzte mich auf mein Rad und radelte zurück – wieder einmal um unvergessliche Eindrücke und Fotos reicher.