Vom WeltMeister zum WanderMönch

Am 24. März wird er 23 Jahre alt und ist in Thailand und weltweit bereits ein Superstar in unserem Sport: Thanakorn Sangkaew, besser bekannt als Condo. Er stammt aus Phuket, ist allerdings fast nur noch unterwegs in Sachen Pétanque für den thailändischen Verband. Und wenn er nach Hause kommt, bringt er fast immer etwas mit: Goldmedaillen.


Doch damit ist jetzt Schluss! Zumindest für die nächsten 15 Tage. Denn heute wurde er zum Mönch geweiht. Aber im Buddhismus ist das etwas anders geregelt. Beim Ordenseintritt wird nicht wie in christlichen Orden das Leben Gott geweiht und ein lebenslanges Gelübde abgelegt, sondern die Gelübde werden für die Zeit des Ordensaufenthalts abgelegt und nicht als Buße sondern als Übungsweg verstanden. Der Orden kann auch jederzeit verlassen werden und man kann ihm auch wieder beitreten. In Thailand gehört eine Ordination auf Zeit für jeden jungen Mann zum guten Ton.

Wir waren eingeladen und als wir ankamen trafen wir viele gute alte Bekannte – vor allem aus Bangkok. Der thailändische Verband war mit rund 30 Personen angereist, an der Spitze Colonel Prarop und seine engsten Mitarbeiter und dann viele der Schiris, die ich in den letzten beiden Jahren kennenlernen durfte. Für mich war das eine große Überraschung, sie alle hier zu sehen. Und die Freude war beiderseits.


Da meine Frau zur Zeit jeden Morgen ihren Vater versorgen muss, konnten wir uns erst um 8 Uhr auf den 40 km langen Weg machen. Und da buddhistische Rituale immer früh beginnen, konnten wir den ersten Teil nicht miterleben. Wat Monkonnaram, das ich für mich wegen der tollen Gartenanlagen Wat Botanik getauft habe, liegt in Condos Heimatort Nayhang, unweit des Flughafens. Für alle, die es interessiert, ein kurzer Abriss des Geschehens.

Wir sind in Thailand und da wird zuerst gegessen. Im Klosterhof ist ein großes Zelt aufgebaut. Der angehende Mönch sitzt auf einem Stuhl und jeder Ankommende schneidet ihm ein paar Haare ab, die in der goldfarbenen Schale gesammelt werden. Dann kommt die Komplettrasur. Ein Helfer verteilt Rasierschaum auf seinem Haupt und mit einem einfachen Klingen-Rasierapparat schert er den Schädel kahl und entfernt die Augenbrauen. Haare gelten im Buddhismus als ein Ausdruck der Schönheit und der Eitelkeit im weltlichen Leben. Wer auf seine Haare verzichtet, zeigt damit, dass er keinen Wert mehr auf weltliche Dinge legt. Er kehrt dieser Welt den Rücken und widmet sich ganz seinem Glauben.


Dann wird der Novize weiß eingekleidet, die Farbe der Reinheit und von allen zum Ubosot, dem Tempel der Mönche geleitet. Mitgeführt werden die acht Requisiten eines Mönches: die Almosenschale, der herkömmliche Rock, das Übergewand, das Schultertuch, der Gürtel, das Rasiermesser, die Nadel und der Wasserfilter. Dann wird er von zwei Helfern über die Schwelle in das Tempelinnere getragen. Familie, Freunde und Verwandte folgen Ihm. Schwangere Frauen dürfen übrigens nicht an dieser Zeremonie teilnehmen, weil nach dem Glauben dadurch eine schwere Geburt möglich wäre.

Ab hier waren wir wieder mit dabei. Die Ordination eines Mönches wird von einem sogenannten Mönchsrat, dem Prior und den ältesten Mönchen eines Wat, vorgenommen. Der Rat hat sich bereits im Ubosot versammelt und wartet. Der Abt sitzt zu Füßen des Buddha, die 15 Mönche knien in zwei Reihen links und rechts auf ihren Sitzkissen.

Die mitgebrachten Geschenke werden in der Mitte der Ordinationshalle abgelegt und alle setzen sich auf den Boden. Die Füße dürfen dabei niemals in Richtung des Buddha zeigen. Der Kandidat Condo verneigt sich dreimal tief vor Buddha und den Mönchen und beantwortet dem Abt einige Fragen.

Dann legt er sein Gelübde ab, das vom Abt entgegengenommen wird. Dann kommt die Zeremonie langsam zum Höhepunkt, denn der Abt scheucht die Fotografen im Innern nach hinten.
Der Novize bittet die Mönchsversammlung, im Orden aufgenommen zu werden. Er nennt seinen Namen, sein Alter und den Namen seines Meisters und überreicht dem Obermönch die Almosenschale, der sie ihm dann mit einer Schlinge über die Schulter hängt – wieder mit dreifacher tiefer Verbeugung und Ehrerweisung.

Es beginnt die eigentliche Mönchsweihe (Sangha). Die Gemeinschaft erklärt ebenfalls drei Mal, dass sie mit der Sangha (Weihe) einverstanden ist. Wenn niemand widerspricht, erteilt der Abt dem Novizen im Namen der Mönchsgemeinde die Weihe. Tag und Stunde der Mönchsweihe werden genau notiert. Sie entscheiden über den künftigen Rang des Mönches in der Gemeinde.

Anschließend bringen Eltern und Verwandte dem Mönch Geschenke. Das wertvollste Geschenk in Thailand ist Reis. Zuerst nimmt sich Condo drei Löffel gekochten Reis in seine Bettelschale. Anschließend geben ihm auch alle Verwandten drei Löffel Reis.

Es folgen die ersten Gebete von Condo. Zunächst wird Wasser in ein kleines Schälchen gegossen.

Dabei nehmen Vater und Mutter, – bei Condo auch noch Prarop, die Schärpe in die Hand. Die Oma und alle anderen Anwesenden legen die Hand auf die Schulter des Vordermannes oder der Vorderfrau, damit jeder den gleichen Anteil an Segen erhält.

Ab dieser Stunde beginnt sein Leben als Mönch. Wie gesagt, für ihn erst Mal für 15 Tage. Aber es sieht so aus, als hätten sich Vater und Sohn noch was zu sagen.

Dann wird es gleich wieder etwas weltlicher. Alle wollen natürlich ein Foto mit dem jungen Mönch. Erst die Pétanque-Gurus …


… dann die Eltern …

… die Familie und Freunde …

… und ich auch.

Und draußen warten schon die ehemaligen Freunde aus Phuket.


Für mich war es beeindrucken, mit welchem Ernst Condo die Rituale durchführte. Er ist ja sonst immer der Sonny-Boy im thailändischen Team, immer zu einem Spaß bereit. Jetzt steht er als ein (fast) fertiger Mönch vor mir, der sich in der orangefarbenen Robe völlig anders benahm als im Trikot.