Mit 100 Sachen durch die Kurven

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Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus. Seit 3 Wochen hat sich das Toyota Motorsport Ereignis angekündigt: es wurden Zelte für die Boxen erstellt, entlang der Rennstrecke wurden 1 m hohe Leitplanken befestigt, in den Kurven deponierte man stapelweise alte Reifen und zum Schluss wurde noch ein blauer Sicherheitszaun für die Zuschauer angelegt. Am Freitagabend parkten dann in der Parallellstraße etwa 10 große Autotransporter mit Nummernschildern aus ganz Thailand. Das war das Zeichen: die Rennwagen sind angekommen.
Auf dem Platz gegenüber von unserem Spielgelände, auf dem in Vor-Corona-Zeiten jeden Abend rund 50 mobile Garküchen standen und der daneben für Basketball genutz wird, waren über 50 weiße Zelte aufgestellt. Für jedes Auto eine Box!

Das musste ich mir genauer ansehen, obwohl ich alles andere als ein Formel 1 oder Tourenwagen-Fan bin. Autos üben auf mich keine Faszination aus und ich kann die Autos auch nur am Firmenlogo unterscheiden. Hier in Phuket sind meiner Beobachtung nach rund die Hälfte aller Autos Toyotas. Aber es stimmt nicht ganz, der Marktanteil liegt bei 27,5 %, da ist also noch Luft nach oben. Und auch deshalb macht Toyota solche Veranstaltungen. Bei der Show geht es aber nicht nur um des Mannes Lieblingspielzeug, sondern vor allem um weibliche Kunden. Hier in Asien sind es die Frauen, die entscheiden, wohin das Geld in den Haushalten fließt. Übrigens: der Automobilmarkt in Thailand ist zu 85 Prozent japanisch. Mercedes und BMW haben zwar eine eigene Montage in dem ASEAN-Land, der Marktanteil liegt jedoch jeweils unter 1 Prozent. In Phuket allerdings sind beide Nobelmarken sehr präsent und beliebt, daneben auch Audi und Porsche, von VW habe ich bis jetzt nur die alten Käfer entdeckt, die gar nicht so selten sind.

Ich überquere die Straße und gehe durch die Boxengassen. Ein Prachtexemplar steht neben dem anderen. Die meisten sind auffällig lackiert und voll mit Logos der Sponsoren. Und fast unter jedem liegt ein Mechaniker.

Da wird geschraubt, geputzt, geölt. An manchen Boxen bekomme ich Zweifel, ob das Auto bis Morgen früh einsatzbereit sein wird. Aber es hat geklappt, ab 8 Uhr liefen die Übungsrunden in den 4 Klassen Vios Frauen, Vios Männer, Corolla Altis und Hilux Revo (Pick Up). Am Nachmittag wurden pünktlich die Qualifikations-Runden gestartet. Von 15:30 bis 16:10 war dann Showtime. Da zeigte die FahrerInnen, was man auf vier Rädern alles machen kann. Slalom um drei in der Mitte der Straße abgestellte wagen von 3 Fahrern gleichzeitig, synchron und gegenläufig. Die Driftfahrer zeigen dem Zuschauer, wie Mann oder Frau einen Sportwagen so richtig durch die Kurven heizt und auf der Straße eine 180 ° Drehung vollführt. In einer Info von der Toyota Pearl Group, dem größten Toyota-Autohändler in Phuket, steht: „Der Zweck der Veranstaltung ist der, die Menschen zu ermutigen, sicher zu fahren, das Bild der Fahrzeugnutzung zu verbessern und um den Motorsport und die Wirtschaft auf Phuket anzukurbeln“.


Als ich um 16:30 auf dem Bouleplatz ankomme ist der Spuk vorbei. Aber bevor ich mich heute mit den Kugeln befasse, nehme ich meinen Fotoapparat und mache einen zweiten Rundgang durch die Boxen um weiter Fotos aufzunehmen. Das Bild ist fast das gleiche, schwitzende und schraubende Mechaniker – unter dem Auto, im Wagen und vor allem unter der Motorenhaube.

Erst jetzt ist mir aufgefallen, dass an jeder Box eine Beschreibung der Fahrerin oder des Fahrers hängt.

An der großen Infowand vor dem Organisations-Zelt finde ich weite Infos zur Strecke. Ein Rundkurs von 1,5 km Länge mit je zwei Kehren am Süd- und Nordende und einer Schikane nach der langen Gerade. Auf der Höhe unseres Platzes erreichen die Rennwagen Höchstgeschwindigkeiten. Start und Ziel sind genau gegenüber auf der Gegengeraden, die näher am Meer verläuft.

Alle Fahrer sind aufgelistet mit Startnummer, Name und Foto. Dem Zeitplan kann ich entnehmen, dass am Sonntag die Finalrunden um 11 Uhr beginnen.

Im Gegensatz zum Vorabend hatten einige der Renner schon ganz schöne Schrammen abbekommen. Da wurde dann mit Klebeband gearbeitet, gespachtelt und lackiert. Ein Motor war völlig zerlegt, die Einzelteile zerstreut auf dem Boden.

Ich konnte auch einen Blick ins Innere der Wagen werfen: Sicherheitsgurte und -netze und vor allem ein roter Emergency-Knopf sind mir aufgefallen.

Und das erste Racing Girl oder Boxenluder habe ich entdeckt, die sich für die Fotografen sexy in Pose warf.


Am Sonntag gegen 14 Uhr stand ich dann an der Strecke, Jaev musste erst noch nach einem Parkplatz suchen. Mit ohrenbetäubendem Lärm rauschten die Wagen heran, teilweise fast Stoßstange an Stoßstange.

Gut 100 m hinter unserem Platz war die Schikane, bei der alle runter bremsen musste, rechts, links und rechts wieder rein in die Gerade bis zu den Nordkurven. Selbst in den Kurven der Schikane wurde noch überholt. Alle Zuschauer standen dicht gedrängt an den Absperrungen auf der  äußeren Seite der Strecke.


Ich kämpfte mich durch die Mundschutz-Masken-Menge zu den beiden Kurven im Süden. Mit quietschenden Reifen jagte die Meute durch die 90-Grad. Ich dachte oft, was da passieren könnte, wenn einer rausfliegt. Ein Wagen touchierte die Leitplanke und das hintere rechte Heckteil schleifte hinterher. Egal, es wurde weiter gefahren und ich dachte wieder daran, was passieren könnte, wenn sich das Teil ganz löst und in die menge fliegt. Aber es hielt.


Weiter am Meer entlang bis zum großen Start- und Zielbogen. Da waren gerade die Profifotografen am Werk um die Fotos der Sieger zu schießen, natürlich mit Racing Girl und VIP-Sponsor.


Als letztes Rennen wurden die Hilux Revo gestartet. Diese vielen Khaba, wie die Thais die Pick Up nennen, sind im normalen Straßenverkehr für mich schon ein rasender Horror. Aber was die Fahrer hier aus den Kisten rausholten, einfach unglaublich. Vom Start weg setzte sich die Nummer 2 in einem auffälligen Grün an die Spitze. Ich zählte, während ich spielte, die Runden und legte jedesmal wenn der Grüne wieder vorbei raste einen Stein auf die Bank. Ich kam auf 23 Runden. Eine Runde von 1,5 kmwurde in etwa 50 Sekunden durchfahren. Der gesamte Rundkurs war demnach 34,5 km und die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei ca. 110 km/h! Da waren die Altis und Vios sicher noch schneller unterwegs.

Zum Schluss drehten 3 ganz flache Flundern mit großen Heckspoilern außer Konkurrenz noch ein paar Runden für die Zuschauer, noch lauter und noch schneller als die anderen. Darunter war auch ein Toyota Lexus.


Dann war die große Show vorbei und die Aufräumungsarbeiten begannen. Hunderte arbeiteten fieberhaft, dass am nächsten Morgen wieder Normalzustand herrschen konnte. Faszinierend war auch die Organisation des Abtransports der Rennwagen, die ja auf der Straße nichts zu suchen haben. Sie standen in Reihen und die helfer hatten das große vergnügen, auch mal den Motor so richtig aufheulen zu lassen.

Dann fuhren die Transporter vor und ein Auto nach dem andern verschwand oben oder unten. Die Helfer wiesen ein, befestigten die Rennwagen und der Truck machte sich schwer beladen auf den Weg zum nächsten Einsatz.
Ich kann mich jetzt beim Spielen wieder besser konzentrieren ohne die heulenden Motoren. Es war interessant, mal ein wenig hinter die Kulissen zu schnuppern. Organisiert wurde das Ganze von Toyota Gazoo Racing, der Tochterfirma, die sich um den Rennsport bei Toyota kümmert. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr. Alle Fotos und weitere Infos hier.