Bougainvillea, Boule und Bälle

Von der Landzunge Saphan Hin am östlichen Ende der Stadt Phuket habe ich schon oft berichtet. Sie ist ein Paradies für alle Sportler – egal ob Amateure oder Profis. In 6 Hallen und auf rund einem dutzend Plätzen findet fast jeder Sportbegeisterte etwas für sich. Alle Fotos und weitere infos in der Bildergalerie.


Seit der Wiedereröffnung im Juli 2020 nach dem ersten großen Corona-Shutdown  ist Saphan Hin für mich noch viel schöner geworden. Der Grund: der  rund 3 km lange Rundkurs und die verbindenden Querstraßen sind Auto- und Mopedfrei geworden. Stattdessen drehen dort Abend für Abend ca. 2000 Geher, Läufer, Radler, Waver, Scater, Inliner ihre Runden.


Auch optisch ist Sahan Hin derzeit ein echter Hingucker, denn Hunderte von Bougainvillea in allen Farben sind an den kargen Bäumen hoch geklettern und stehen in voller Blüte – in  lila, rosa, gelb, orange und vor allem in sattem Rot.


Für mich war das ein Grund, wieder einmal mit dem Fotoapparat auf Motivsuche zu gehen, die verschiedenen Sportler einzufangen und für ein bis zwei Stunden auf mein abendliches Spiel zu verzichten.


Ich begann meinen Rundgang auf unserem Bouleplatz. Direkter Nachbar sind die Tennisspieler, die auf 4 Plätzen ab dem Spätnachmittag trainieren. Neben den Thais spielen auch etwa fünf, sechs Farangs hier immer mit.


Wenn ich die Straße, auf der noch gefahren werden darf, überquere stehe ich in einem Wald von Bougainvillea, die in allen Farben in der Abendsonne um die Wette strahlen. Zwischen den Bäumen sind lange Spielfelder abgesteckt und in jedem der Felder steht im Bereich der letzten 10 Meter ein kleines Tor mit beweglichem Mittelteil, das aussieht wie ein hängender kurzer Kegel. Woodball ist eine Sportart, die vor allem in Asien stark verbreitet ist. In Europa habe ich nur Schweden und Polen als Mitglieder des Weltverbandes entdeckt. Mit einem Holzhammer wird ein Ball durch die Tore geführt. Dieser Sport kann in Gras, auf Sand oder in Innenräumen gespielt werdenund gehört seit 2008 zum Programm der Asian Beach Games.


Ich überquere wieder die Straße. Da wird gerade gearbeitet, denn das Kleinspielfeld für kleine Fußballstars war in die Jahre gekommen und wird sicher bald in neuem Glanz erstehen.
Am Ende der Straße ist einer der größten chinesisch buddhistischen Tempel der Insel, der Kio Thian Keng Shrine. Am Zaun entdecke ich ein Plakat, das einlädt zu kostenlosem Friseurbesuch. Das findet man hier öfters mal, dass Lehrlinge des Friseurgewerbes praktische Ausbildung am lebenden Objekt machen können.


Gegenüber ist der letzte Ausläufer des Parks. Hier sitzen viele im spärlichen Gras oder im Sand auf dem Boden und genießen den Abend und die Brise, die vom Meer her weht. Viele essen mitgebrachte oder an den Ständen eingekaufte Speisen, danach beschäftigen sie sich mit dem Handy. Jeder Thai nutzt täglich 10,6 Stunden das Handy, das Land ist Weltmeister. Meine Frau Weltmeisterin.
Vom Tempel bis zum Meer sind es nochmals rund 100 m, eine Sandfläche, auf der alle möglichen Flugapparat zu Rundflügen starten. Dahinter, am Beginn der Strandpromenade, sind oft 30, 40 Drachen in der Luft, wesentlich kleiner und gelenkt oder gehalten von stolzen kleinen und großen Könnern.


Linker Hand wird Beach Volleyball gespielt. Hier fanden 2014 auch schon die Asian Beach Games statt und der Platz wurde einfach beibehalten.


Ich stehe auf der Straße, die hier gesperrt ist für motorisierte Zwei-, Drei oder Vierräder. Die Straße, genauer gesagt der Rundkurs, gehört jetzt den lautlosen Sportlern. Da sind Geher, Langläufer, Sprinter unterwegs – einzeln, als Paare oder Gruppen. Man kann eine unendlich Vielzahl an Laufstilen beobachten, oft gepaart mit Armübungen und fast immer mit Handy. Da macht man Selfies, um zu zeigen wie sportlich man ist. Das soll ja alle Welt wissen. Neben einer Läuferin fuhr vor kurzem ein Radfahrer, der sie permanent filmte.
Dazwischen tummeln sich dann Rollerskater, Wave Skater, Inliner, Tretroller-, Rollschuh- und Radfahrer – und je später der Abend, um so mehr werden es.


in der kleinen Querstraße neben dem zweiten Bouleplatz ist eine Übungsstraße für Anfänger oder Minimes entstanden für alles, was auf kleinen Rädern unterwegs ist.

Die Profis haben ihren Platz genau anschließend. Ich weiß gar nicht wie all die Hindernisse, Rampen und Halfpipes im Fachjargon heißen.

Auf jeden Fall herrscht dort immer Hochbetrieb und ich schaue in Spielpausen gerne dem bunten Treiben zu.


Auf dem anschließenden betonierten Platz, gut 150 x 150 m genau gegenüber von unserem Bouleplatz war früher eine richtige Fressgasse mit mobilen Essenständen. Diese sind jetzt verbannt und haben ihren Platz am Eingang zu Saphan Hin gefunden. Stattdessen haben die Basketballer ihren Platz dort vergrößert. Viele von ihnen kommen in der Schulkleidung nach Unterrichtsschluss direkt hierher.


Als nächstes folg ein Fitnessplatz mit gut einem Dutzend Übungsgeräte für Jedermann. Ich breche hier erst mal meinen kleinen Rundgang ab und gehe zurück zu unserem Bouleplatz, denn links und rechts davon sind noch weiter Sportaktivitäten zu entdecken.


In der großen Halle links fanden 1999 die Weltmeisterschaften statt und mein erster Einsatz als Coach für das DPV-Jugendteam. Die Halle hat zwei große hohe Räume und in der Mitte einen kleineren, wesentlich niedriger. Hier tummeln sich Abend für Abend die weiß gekleideten asiatischen Kampfsportler verschiedener Sportrichtungen.

Die linke große Halle hat zwei Volleyball-Plätze und rechts trainieren die Ballartisten des Sepak Takraw und die Tischtennisspieler.

Sepak Takraw ist in Deutschland noch nicht so bekannt, aber für mich ist das Zusehen dort immer spektakulär. In diesem Video zeigen die besten 5 der Welt ihr Können: https://www.youtube.com/watch?v=tCiT7Ba5OdM. Ich habe diesen Sport erstmals 2014 bei den Asian Beach Games gesehen. Ihre Plätze waren damals nur durch eine Straße vom Terrain der Pétanque-Spieler getrennt.


In der etwas kleineren Halle rechts sind die Breakdancer zu hause. Auch sie sind echte Artisten und zeigen viel Spektakuläres, vor allem wenn sie auf dem Kopf Pirouetten drehen.
Im Raum dahinter wird normalerweise getanzt: Aerobic, Zumba und traditionelle Thai-Tänze. Seit der Pandemie sind Aerobic und Zumba an die Uferpromenade umgezogen. Da es die letzten 3 Monate nur zweimal geregnet hat, ist das Tanzen am Meer in und Jaev ist, wenn ich Boule spiele, in der ersten Reihe mit dabei. Ein Fitnes-Studio ist übrigens auch noch in einem weiteren Raum untergebracht.
Als nächstes folgn die Badminton-Halle und ein Kinderspielplatz. In der nächsten Halle haben die Tanzsport-Clubs ihre Übungsräume. Dann kommt das große Fußballstadion mit Aschenbahn und  diversen Sandgruben für die Leichtathleten. Die große Halle in diesem Ensemble ist dem Thai-Nationalsport vorbehalten: Kick-Boxen.


Direkt neben der Eingangskontrolle haben die Schwimmer ihre Halle und das große Becken im Freien.
Sicher gäbe es noch mehr zu entdecken in den großen Hallen, in denen ich noch nie war. Und ich habe auch nur davon berichtet, was sich am Spätnachmittag und frühen Abend hier in Saphan Hin abspielt. Ich kenne noch drei weitere Fitnes-Parks, wo es ähnlich zu geht. Dort führen die Rundwege jeweils um einen großen See. Allerdings fehlen dort die Sporthallen und Stadien, die sind in Saphan Hin konzentriert.

Einen „Sport” möchte ich nicht vergessen. Immer wenn das Meer Ebbe hat, ist auf der Ostseite von Phuket ein Paradies für Krebssucher. Die ganze Familie hat da Spaß dabei.

Oder aber man macht es, um wieder ein paar Baht zu verdienen. Abnehmer finden sich überall hier.

Es ist schon ein schönes Bild und zeugt vom Gesundheitsbewusstsein der Thais, wenn man Abend für Abend die Menschenmassen auf dem Rundkurs beobachten kann. Für mich als „Augenmensch”  ist es manchmal schwer, mich zu 100 % auf mein Spiel zu konzentrieren. Aber es gibt ja bei Pétanque genug Pausen, weil wieder mal gemessen werden muss, weil einer 5 cm Unterschied nicht sehen kann. In der Zwischenzeit erkenne ich schon viele der Sortler*innen an ihrem Laufstil. Und das geht von plump bis graziös, von ausgeglichen bis hyperaktiv. Manche tänzeln fast über die Straße, andere bewegen Arme und Hände von graziös bis rhythmisch, gar mancher trägt schwer an seinem Bauch und die vielen Pferdeschwänze der Frauen wippen beim Lauf lustig hin und her.

Aber der größte Augenschmaus sind seit neuestem die Wave Skater und da vor allem die Skaterinnen. Das ist einfach elegant, von der Kleidung bis zur Bewegung. Da swingt alles mit, das geht mit einer Leichtigkeit und Lockerheit. Schade, dass ich da nicht mehr einsteigen kann.

Alle Fotos und viele weitere infos in der Bildergalerie.