In Achterschritten zum Vakzin

Ohne Handy keine Impfung in Thailand
Vor etwa 4 Wochen hat Jaev mich aufmerksam gemacht auf eine Anmeldung zum Impfen. Ich habe mich angemeldet und dann passierte nichts. Ich wartete auf eine Mail mit Termin. Nichts.
Vor zwei Wochen sagte mir Jaev, dass in Patong Impftermin sei, auch für Farang, Ausländer. Wir fuhren hin. Da warteten hunderte – was mich schon wieder unruhig machte. Ich musste erst dringend zur Toilette und als ich zurückkam, hatte sie schon einen Termin für mich gemacht an dem Tisch, an dem niemand vorbei kommt. Ich erzählte, dass ich mich bereits angemeldet, aber keine Antwort erhalten habe. Man erklärte mir sehr freundlich, dass man nicht auf eine Antwort warten soll, sondern auf dem Handy täglich nachsehen muss, wann der Termin ist.
Von meiner Anmeldung fand man keine Spur, ich nehme an, der Termin war einfach verpasst. Die nette Dame meldete mich erneut an, aber bei der eMail-Adresse war Schluss. Die war schon vergeben – von meiner ersten Anmeldung. Also ging die zweite Anmeldung unter Info und nicht unter Klaus. Und ganz wichtig – jeden Tag auf der Homepage nachsehen.
Das habe ich auch schon am nächsten Tag gemacht, aber irgendwann wollte die Homepage ein Password von mir. Ich hatte in Patong aber keines hinterlegt. Innerlich war ich schon wieder auf über 100, versuchte alle mir bekannten Passwörter der letzten Jahre – SORRY! Bei der Anmeldung musste man übrigens wählen zwischen German Demokratic Republic (DDR) und German Federal Republic (BRD). Mein Rückschluss: wer nach über 30 Jahren noch nicht weiß, dass es keine DDR mehr gibt, kann auch keine funktionierende Anmeldung programmieren.
Der Fall war für mich abgehakt. Aber vor 4 Tagen kam Jaev und zeigte mir, dass sie auf Line einen Termin für mich erhalten hat. Warum Sie, eines der vielen Rätsel. Ich füllte die Bestätigung der beiden Termine brav aus. Mehr konnte ich nicht tun, denn der Rest war wieder auf thailändisch. Und da stand auch irgendwo, dass man den gelieferten QR-Code und die Anmelde-Zusage mitbringen muss.

Am 1. Juli um 10 Uhr war mein erster Termin im Angsana Laguna Phuket, rund 20 km von uns weg. Laguna – das ist eine riesige Freizeitanlage mit Luxus-Resorts und -Hotels.


Wir waren pünktlich da. Schon 1 km davor standen am Straßenrand die parkenden Autos, was Jaev aber nicht abhielt, direkt bis zum ersten Zelt vorzufahren. Sie ließ mich aussteigen und suchte dann einen Parkplatz.

Gleich stürzten sich zwei Helfer auf mich, drückten mir ein Formular in die Hand und führten mich an einen der Tische, an denen eifrig schreibende Menschen saßen. Es war ein Personalbogen, der anschließend überall hin mitgenommen wurde, um ergänzt zu werden. Ich selbst brauchte nur Namen, Adresse, Alter, Gewicht, Größe, Telefon und Notfall-Telefon ausfüllen. Bei letzterem machte ich einen Strich. Das war dann auch das Einzige, was beanstandet wurde und ich setzte Jaevs Telefonnummer ein. Bei der Prüfung des Bogens wurde ich zum ersten Mal nach meinem Handy gefragt mit der Bestätigung des Termins. Erst jetzt bemerkte ich, dass alle ihr Handy in der Hand hatten und darauf etwas den Offiziellen zeigten. Ich trat aus der Reihe zurück und sagte ich muss auf meine Frau warten. Als sie endlich kam und die Bestätigung fand, war es 10:10 – wir durften passieren und erreichten nach 150 Metern die Halle. Ich sah nur Menschen und ahnte Schlimmes.

Aber schnell konnte ich feststellen, dass alles reibungslos ablief. Ich habe eine Illustration der Halle gemacht, weil mir das so gut gefallen hat und damit man meinen Bericht besser verstehen kann.

10:15 Startnummer
Ich sah nur viele viele weiße Plstikstühle. Im hinteren Bereich saßen Wartende. Gleich wurde ich zu einem freien Platz geführt und ein Helfer heftete meine Startnummer auf meinen Personalbogen: 1243. Ab jetzt lief alles im Achter-Rhythmus. Ich saß noch keine 2 Minuten, als ich wieder aufgefordert, eine Reihe nach vorne zu Rücken. Mit mir rückten 7 andere weiter. Jetzt erst erkannte ich das System. Die Neuen wurden hinter uns platziert, jede Achter-Reihe rückte um einen Platz nach vorne, wenn aus den Wartenden vor dem Halleneingang die vordersten Acht in die Halle geführt wurden.

Nach 4-maligem Aufstehen, Vorwärtsgehen, Hinsetzen saß ich in der vordersten Reihe im Wartebereich. Diese vorderste Reihe musste nach links in den nächsten Bereich, wo 4 Reihen à 8 Stühle hintereinander standen. Welche Abwechslung: aufstehen, nach links gehen, hinsetzen. Nach 3-maligem Tun saß ich in der Reihe ganz links und beim nächsten Wechsel saß ich in der hintersten der 5 Reihen vor dem Eingang im Wartebereich, Station 1.

10:30 Station 1  Wartebereich
Wieder 4mal Aufstehen, vorwärts rücken, Hinsetzen. Das klappte alles wie am Schnürchen. An der Wand vor uns hingen Informationen. Zunächst mal groß der Organisator: SHA plus+. SHA steht für Amazing Thailand Safety & Help Administration. Dass das eine Gute Sache ist, sagt der Zusatz „plus” und doppelt gut wird es durch das Pluszeichen. Auf einem Plakat waren auch die 8 Stationen bildlich dargestellt. Ich konnte mir ausdenken, was mich erwartete.


10:35 Station 2  Registrierung
Durch die Schiebetür der Halle durften die nächsten 8 Impfwilligen in die klimatisierte Halle, um in der hintersten von sechs Achter-Stuhlreihen Platz zu nehmen. Die Halle war von oben bis unten ringsum mit weißem Stoff dekoriert und in zwei Bereiche aufgeteilt. Machte einen vornehmen und klinisch reinen Eindruck. Nach 5 Vorrück-Aktionen (insgesamt hatte ich das jetzt 22 mal gemacht) durfte ich an Schalter 4 Platz nehmen. Die nette Dame wollte meinen Personalbogen, meinen Pass und die Handy-Bestätigung. Und die hatte Jaev – draußen. Ich erklärte der netten Dame das und ging nach draußen. Aber Jaev war nicht da. Gleich kam ein netter Helfer auf mich zu, fragte,und erklärte mir, dass ”da hinten” ein schattiger Wartebereich sei. Ich ging nach da hinten und fand Jaev in regem Gespräch mit ihrer Nachbarin. Sie suchte die Seite und gab mir ihr Handy. Ich dachte schon, dass ich mich jetzt wieder hinten anstellen muss. Weit gefehlt, als ich durch die Tür trat, winkte mir die nette Dame freundlich zu. Mein Stuhl war gekippt, man wartetet brav bis ich wieder kam. Sie wollte noch wissen, wie ich mich fühle und ob ich mich auf die Impfung freue. Jetzt war alles klar und ich kam zur nächsten Station, nachdem ich kurz auf einem Stuhl platz nehmen durfte.


10:50 Station 3  Blutdruck und Puls messen
Wieder gab es 8 Stationen an denen ausschließlich muslimische Krankenschwestern mit Kopftuch saßen. Meine Werte waren alle OK und ich durfte mich wieder hinsetzen. Waren die Werte zu hoch, wurden diese Personen in einen separaten Bereich geführt, wo nach einiger Zeit nochmals gemessen wurde.

Nach ein paar Minuten wurde ich mit meiner Achtergruppe durch die Abtrennung in den nächsten Hallenteil geführt und durfte auf der hintersten der 6 Achter-Stuhlreihen Platz nehmen.


10:50 Station 4  Datencheck und Personalkarte
Nach 7-maligem Vorrücken durfte ich zu Schalter 3. Wieder wollte man zuerst die Bestätigung auf dem Handy sehen (zum 3. Mal). Jaev hatte sie mir zwischenzeitlich auf mein Handy geschickt. Dann wurde an Hand des Personalbogens in A4 eine Personalkarte in A5 angefertigt. Nach dem Ausdruck musste ich prüfen, ob die persönlichen Daten alle richtig übernommen wurden. War alles richtig. Ich setzte mich in Station 5 mal wieder hin.


11:10 Station 5  Warten auf Impfung
Hier passierte eigentlich nichts. Ich durfte warten und konnte zusehen, wie in der nächsten Station geimpft wurde – auch wieder an 8 Plätzen.

11:15 Station 6  Impfung
Jetzt kam ich dran. Ganz links, erste Station. Jede Station war mit zwei Krankenschwestern besetzt. Die eine impfte, die andere richtete das Material vor. Im Hintergrund saß ein Arzt, der alles überwachte. Ein kleiner Piekser und ich hatte meine erste Impfung.

11:18 Station 7  Personalkarte abgeben
Im Vorbeigehen musste ich meine Karte abgeben, die umgehend weitergeleitet wurde zu den Damen und Herren, die an Rechnern und Druckern saßen und die Impfausweise erstellten.

11:20 Station 8  Impfausweis abholen
In diesem Bereich standen rund 150 Stühle, die meisten besetzt mit wartenden. Ich fand im hinteren Bereich einen freien Platz, wartete und beobachtete, was um mich herum passierte.
Ganz vorne links eine lange Reihe von emsig arbeitenden Ausweisherstellern. Rechts daneben zwei Männer, flankiert von zwei Frauen. Abwechselnd nahm einer der Männer das Mikro zur Hand und rief die Personen auf, deren Ausweise bereit lagen. Einer der beiden war für die Thais zuständig, der andere für die Ausländer. Er hatte zwar viel weniger Personen aufzurufen, dafür hatte er viel mehr Mühe, die Namen einigermaßen verständlich auszusprechen. An Hand der Namen und dem Aussehen konnte ich in etwa feststellen welche Nationen hier waren: viele Chinesen, Japaner, Engländer (oder Australier, Neuseeländer …), Franzosen, eine Russin, Italiener und ein Deutscher.

Dass, wenn irgendwo so viele Thais versammelt sind, ein Essens-Kiosk aufgebaut war, ist hier normal. Nach etwa 20 Minuten sah ich, dass die Menschen, die in der Gruppe vor mir die Stationen durchliefen, ihre Ausweise abholen konnten.

Ich gab Jaev, die sich irgendwie in die Halle geschmuggelt hatte mein Handy und bat sie, ein Foto von mir zu machen, wenn ich den Ausweis abhole. Als es dann so weit war und ein Mister Kau Anderea Esba aufgerufen wurde erhielt ich den Ausweis und in meinen Pass wurde von der Helferin eine Marke geklebt „Vaccine AZ1”. Ein Foto gibt’s leider nicht, denn Jaev war wieder am ratschen.
Das ganze Prozedere hatte so lange gedauert wie ein Fußballspiel inkl. Halbzeitpause. In dieser Zeit – anhand der Stühle konnte ich das hochrechnen – wurden rund 300 Menschen geimpft. Ich staunte, wie diszipliniert und korrekt das alles ablief. Und immer wieder aufstehen, vorrücken, hinsetzen. Die Zahl Acht hat für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen. Am 20. September wird sich dann dies alles wiederholen.

Zum Schluss noch ein Foto zum Schmunzeln. In den Reihen der Anwesenden wirkten zwei Männer wie Riesen – gut 190 groß und fast so viele Kilos. Beide waren vom Fuß bis zu den Glatzen tätowiert – ich sah leider nur die Beine, die Arme, das Gesicht, den Hinterkopf. Sie saßen im Wartebereich vor mir und ich machte den Schnappschuss der beiden Kahlköpfe. Ich stellte mir dann vor, was man auf den riesigen Bäuchen wohl alles sehen kann.