Goldene Ringe statt Goldmedaille

Pataratida & Thanakorn – besser bekannt als Fern & Condo hatten Hochzeit.
Bildergalerie

Der wohl weltweit bekannteste Boulespieler aus unserem Club in Phuket ist Thanakorn Sangkaew, in Thailand besser bekannt unter seinem Nickname Condo. Er ist, wenn er nicht gerade um die Welt reist in Sachen Pétanque oder aus gleichem Grund in Bangkok bei der Airforce ist, bei uns auf dem Platz in Saphan Hin.
Ich habe schon oft über ihn und seine nette Art oder seine Erfolge berichtet. Hier nur zwei Beispiele.

2014: Condo – der Goldjunge
Am 24. März 2014 wurde er 18 Jahre alt und ist in Thailand und weltweit bereits ein Superstar in unserem Sport. Seine ersten beiden Weltmeister-Goldmedaillen holte er 2013 bei der Jugend-WM in Montauban, zunächst im Tir und dann mit seinem thailändischen Team. Jetzt 2014 bei den Sea Games in Singapoor kam er mit 3 Goldmedaillen im Tir, Triplette und Mixte zurück. Wenn das kein Grund ist für ein Fest.

2020: Vom WeltMeister zum WanderMönch
In Thailand gehört eine Ordination auf Zeit für jeden jungen Mann zum guten Ton. Aber im Buddhismus ist das Mönchsein etwas anders geregelt. Beim Ordenseintritt wird nicht wie in christlichen Orden das Leben Gott geweiht und ein lebenslanges Gelübde abgelegt, sondern die Gelübde werden für die Zeit des Ordensaufenthalts abgelegt und nicht als Buße sondern als Übungsweg verstanden. Der Orden kann auch jederzeit verlassen werden und man kann ihm auch wieder beitreten. Zumindest für 15 Tage lebte er in einem Tempel und die Mönchweihe war für mich ein einmaliges Erlebnis.

Für den 23. September waren wir wieder eingeladen – diesmal zur Hochzeit. Und es gab wieder Gold für ihn in Form eines Eheringes von seiner Frau Fern. Als wir ankamen standen die Familie und er schon bereit, in den Händen große Blumengestecke mit mir zum Teil fremden Zugaben. Dann folgte um 9:09 ein minutiös von den Mönchen vorgeplanter und berechneter Ablauf von mehr oder weniger religiösen Ritualen.

Zunächst versammelte sich die ganze Festgesellschaft draußen im Hof des Hotels zu einer kleinen Prozession. In der ersten Reihe Condo und die Brauteltern, dahinter Condos Familie und seine Freunde. Dann die restlichen Gäste. Als der Zug sich in Richtung Hotel bewegte, wurde eine lange Kette mit chinesischen Böllern gezündet. Wer schon mal in Thailand in einem Tempel war, der kennt den Krachen nur zu gut. Mit dem Lärm werden böse Geister vertrieben. Bei der dieser Khan Mak Prozession zieht der Bräutigam mit seiner Familie normalerweise im Haus der Braut ein. Im Fall Condo hat die Frau das Hotel gewählt, denn sie kommt ja nicht aus Phuket.

Auf dem Weg dorthin muss der Bräutigam mehrere Stationen passieren, an denen er Aufgaben zu erfüllen hat. Eine Aufgabe gleich zu Beginn waren 10 Liegestützen für Condo auf der untersten Treppenstufe. Bei manchen der Testaufgaben wurde er unterstützt von seinen Freunden.


Dann endlich erreichte er das Zimmer, in dem seine Braut mit Freundinnen wartete. Sie trägt traditionelle Kleidung, er seine weiße Galauniform. Gemeinsam mit den Gästen gehen die beiden dann nach unten in einen kleinen Festsaal, wo die eigentliche Trauzeremonie beginnt. Die Eltern haben auf einer kleinen Bühne Platz genommen, das Brautpaar darf sich nur sitzend auf dem Teppichboden bewegen, den Kopf immer unterhalb der Eltern.


Eine ganz wichtige Zeremonie ist es, dass der Bräutigam Geld für die Braut an deren Eltern zahlt. Dieser Betrag geht nach der Hochzeit zum Teil wieder zurück an die frisch Vermählten, um es als Grundstein für eine spätere Familiengründung zu nutzen. Handelt es sich jedoch um sehr arme Brauteltern und ist das Zurückgeben vorher nicht abgesprochen worden, kann es auch sein, dass diese das Geld behalten. Die Schale mit dem Geld übergibt der Bräutigam der Brautmutter.


Mit der Höhepunkt, das Anstecken der Eheringe. Alles sehr feierlich, mit vielen Gesten, die nur die Thais verstehen.


Es ist üblich, dass die Gäste dem Brautpaar Geld überreichen. Sie setzen sich dazu in die Sessel, der Bräutigam überreicht seine Blumenschale und die Gäste legen den Briefumschlag mit Geld darauf. Im Gegenzug überreicht das Hochzeitspaar ein Geschenk an die Gäste. Die Brautjungfern unterstützen diese Zeremonie mit Liebreiz und Lächeln.


Condos Eltern schmücken das Paar mit Blumengirlanden, vor allem aus Jasminblüten. Dann bekommen sie einen Kranz aus den gleichen Blüten aufgesetzt. Beide Kränze sind verbunden mit einer Kordel. Der Vater salbt die Beiden und zeichnet drei Punkte auf die Stirn.


Das letzte Rital ist das Reinwaschen. Alle Gäste begeben sich zum Paar und schütten ein wenig mit Blumen parfümiertes Wasser über die gefalteten Hände. Das Wasser soll alles wegwaschen, was vielleicht einmal an Negativem zwischen den Personen war. Durch das sichFesthalten an einer anderen Person, gilt das Ritual für beide. Auf dem Foto ist die mehrfache Weltmeisterin Phantipha Wongschuwej (Pai). Sie ist seit 2002 ununterbrochen im thailändischen WM Team. Ihr Medaillenspiegel: WM Frauen Triplette: 4 x Gold 2004, 2006, 2009, 2013 , 3 x Silber 2002, 2008 und 2015, Bronze 2015. WM Frauen Doublette 2 x Gold 2017 und 2019 und im Einzel 2017 Bronze. Die neuestem in Doublette und Mixte sind in der Statistik noch gar nicht drin.
Um 11:30 Uhr öffneten sich dann die Türen zum großen Festsaal für die Hochzeitsparty mit Mittagessen. Jeweils 10 Personen konnten Platz nehmen an den Runden Tischen. Wir waren früh und saßen gleich in der zweiten Reihe – gut zum Fotografieren. Nach und nach füllte sich der Saal. Viele, die den ersten teil der Hochzeitszeremonien nicht mitmachten, kamen erst jetzt. Vor allem Boulespieler der Insel tauchten jetzt auf. Ich habe mal überschalgen: Platz war für über 300 Menschen an den Tischen und es blieben nicht viele Stühle leer. Pünktlich um 12 Uhr wurde ein Video gezeigt. Fern und Condo von der Kinderzeit bis heute. Dann stellten sich die Freuned und Freundinnen des Paares am Mittelgang auf und im Licht der Scheinwerfer erschien das Paar und schritt unter einem Regen von Rosenblättern die Bühne. Alles wie schon den ganzen Tag kommentiert von dem Zeremonienmeister am Mikro.


Während unten im Saal das Essen serviert wurde liefen auf der Bühne jetzt die letzten weltlichen Rituale:
Die Eltern kamen mit dazu und legten nochmals die Blumengirlanden um.
Das Paar begrüßte die vielen Gäste.
Eine kleine Champagner-Pyramide  war aufgebaut und mit lautem Knall ließ Condo den Korken in den Saal fliegen.
Kerzen wurden gemeinsam entzündet, ein Symbol für das Feuer der Liebe.
Mit einem langen Säbel wurde die 5 stöckige Hochzeitstorte angeschnitten.


Zum Schluß warteten die jungen Frauen auf den Wurf des Hochzeitsstraußes. Die Fängerin wird ja als nächstes heiraten.


Dann machte das paar die Runde durch den Saal, kam an jeden Tisch und überreichte ein Glas Champagner und ein Stück Torte. Das ist dann auch die Möglichkeit für das obligatorische Erinnerungsfoto.


Für mich gab es noch ein zweites Erinnerungsfoto mit den aus bangkok angereisten Offizielen des thailändischen Verbandes, die sich alle über das Wiedersehen freuten.
Viele weitere Fotos in der Bildergalerie.

Abschluss des Tages war dann ein Turnier zu Ehren des Brautpaare um 17 Uhr mit angekündigter Mitternachtsparty. Weil ich wusste, wie so ein Nocturne hier abläuft, blieben wir lieber zu Hause. Erst nach 6 Uhr früh war Siegerehrung. War ja Sonntag, zeit zum Ausschlafen.

Kann man im Sitzen rennen?

Kann man – mit einem Run Bike!

Mein Bouleplatz ist in Saphan Hin. Auf der Landzunge im Osten der Stadt, umgeben vom Meer, sind rund 30 verschiedene Sportarten beheimatet.

Vor einem halben Jahr habe ich ein neues Spektakel entdeckt und diese Woche habe ich mir endlich mal die Zeit genommen, die rund 60 m auf die andere Straßenseite rüber zu gehen.

Auf dem großen Platz auf dem die Scater sich austoben und Basketball an 6 Anlagen gespielt wird, war plötzlich noch was anderes zu sehen. Kleine Kinder auf Rädern rasten wie die Profis um einen Parcours, überholten sich, legten sich in die Kurven. Oft waren es mehr als 20 Kids, die sich jagten.

Diese Woche waren es nur 6 Kinder, das Wetter war nicht zu gut. Ich holte mir was zu trinken und da sah ich,wie der Coach mit dem Auto vorfuhr, beladen mit einem Wägelchen voll Utensilien. Ihn und das Wägelchen habe ich schon immer pünktlich um 18 Uhr gesehen. Hinten im Auto saß ein kleines Mädchen in grün-gelbem Sport-Dress, das mir gleich freundlich zuwinkte. Auch das ist nichts Besonderes in Thailand, dass man als Farang bestaunt und angelächelt wird.


Als die Biker den Parcours mit Pilonen aufgebaut hatten und die ersten Runden gedreht wurden, musste ich mir das aus der Nähe ansehen.


Ich machte ein paar Fotos und fragte dann den Coach nach dem Namen des Sports: Run Bike.

Die Kraft der Beine geht nicht in die Pedale, sondern auf den Asphalt (oder Beton, wie in Thailand). Der Parcours war etwa 20 x 50 Meter abgesteckt, mit einer Kurve als kleine Schikane. Die Kids „rasten” im Kreis, überholten sich und von außen gab der Coach seine Ratschläge. Bis zum Lenkrad hoch wurden die Füße gestreckt, um dann mit aller Kraft für neuen Schwung zu sorgen.


Der Coach erzählte mir, dass die Kids hier 4 Jahre alt sind. Natürlich habe ich auch im Internet recherchiert und gesehen, dass es den Sport für Erwachsene ebenfalls gibt. Allerdings sehen da die Räder etwas anders aus.

Was mir übrigens in Thailand immer wieder auffällt, dass die Eltern ihre Kinder zum Sport bringen, dableiben und ihnen zusehen. Aber nicht, um sich von außen einzumischen, wie ich das früher oft von vielen Pétanque-Fußball-Handball-usw-Mamas&Papas gesehen habe. Sie beschäftigen sich lieber mit dem Handy 😉  aber sie sind dabei.

Erste Rückblende. 1995 war die erste DM Pétanque für Kinder in Crumstadt. Ich konnte damals arbeitsbedingt nicht dabei sein, aber die Berichte, die ich hörte, waren alles andere als erfreulich. Eltern auf dem Spielfeld, die ihren Kindern sagten, was sie zu tun hatten, die an Stelle des Schiris gemessen haben usw. Die zweite DM war dann in Bamberg und ich war als Oberschiedsrichter mit dabei. Bevor die Veranstaltung los ging, rief ich zunächst alle Eltern zusammen und erklärte klipp und klar, wenn ich ein Elternteil auf dem Platz oder sich in das Spielgeschehen einmischen sehe, werde ich Platzverweis erteilen. Das hat gewirkt. In der Pétanque-Presse stand dann im Bericht zur DM die Frage, ob der Oberschiedsrichter nicht der bessere Jugendwart wäre. Zwei Jahre später kam es dann auch so. Und in dieser Funktion kam ich 1999 nach Phuket, genau an den Platz, von dem ich gerade berichtet habe.

Zweite Rückblende. Zwei-, dreimal durfte ich als Kind meinen Vater begleiten zum Schauinsland-Rennen für Motorräder mit und ohne Beiwagen. Wir hatten immer den gleichen Platz in der Forsthauskurve, ziemlich unten an der 12 km langen Schauinsland-Höhenstraße mit 173 Kurven. Was mich damals faszinierte war, wie sich die Motorradfahrer in die Kurven legten. Oft genug sprühten da Funken. Und die Beiwagenfahrer waren noch wagemutiger. Wie sie von einer Seite auf die andere sprangen! Wie sie manchmal mit ihren Jacken (fast) die Straße berührten. Diese Bilder kamen mir in den Kopf, als ich die Kids in den Kurven sah.

Dritte Rückblende. Nochmals Schauinslandrennen. Wenn wir nicht dabei sein konnte, was ja bis auf Ausnahmen der Fall war, pilgerten wir am Sonntagabend zu B3. Dort saßen wir dann auf der dreieckigen Stange entlang der Zufahrt und warteten. Damals gab es noch keine Autobahn und die Teilnehmer, zumindest die aus dem Norden, fuhren auf der B3 nach Hause. Ein kurzes Winken unsererseits wurde oft belohnt. Und das machte uns Kinder wieder stolz. Die nächsten tage fühlte ich mich auf meinem Fahrrad wie ein Rennfahrer, legte mich in die Kurven, trat in die Pedale.

Aber ich glaube, die kleinen Run-Biker in Phuket machen das professioneller. Vor allem die Ausrüstung und der Schutz stimmen.

Ich gönne es ihnen, mit vier Jahren musste ich noch mit kurzen Hosen und langen Strümpfen (am Gummiband) in den Kindergarten. So ändern sich die Zeiten.
Mit sonnigen Grüßen aus Phuket
Klaus

Pétanque und die Weltpolitik

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