Einer meiner Lieblingswege führt in die Chalong-Bucht.
Die ersten zwei Kilometer gehen durch die von mir so getaufte „Boxer-Straße”, weil, wie Perlen auf der Schnur, hier rund 10 Boxstudios für Thai-Boxen sind. Ich staune immer wieder, dass der Anteil an Boxerinnen fast so hoch ist wie der der männlichen Kollegen.
Apropos männlich – die Herren strotzen doch nur so vor Kraft.
Ich überquere die Hauptstraße und radle durch fast unbebautes Gebiet.
Nach 4-S-Kurven komme ich an einem schönen kleinen chinesischen Shrine (so nennt man chinesische Tempel) vorbei. Der San Chao Khan Shrine hat besonders schöne und typische Drachendarstellungen. Weiter geht es kurz auf einem geschotterten Weg und vorbei am Zoo von Phuket.
Sehenswerter als der Zoo selbst sind diese wunderschön blühenden Bäume am Parkplatz.
Der nächste Hingucker ist ein Friedhof für Geisterhäuschen. Ja so etwas gibt es wirklich und ich werde darüber separat noch berichten.
Dann geht es noch rund einen Kilometer durch ein Allee mit prächtigen alten Bäumen, auf der man, wenn man nicht abbremst, quasi im Meer landet.
Hier liegen die bunten Fischerboote und warten auf den Einsatz. Nach links, entlang der Bucht bis zur Mündung des Chalong (Fluss) führt ein etwa 2 m breiter Uferweg, vorbei an 5 großen Fisch-Spezialitäten-Restaurants.
Am Abend ist hier immer viel los, am Vormittag, wenn ich unterwegs bin, sind kaum Menschen anzutreffen. Bei Ebbe ist hier alles ein riesiges Watt, in dem dann Leute nach Krebsen und Muscheln suchen.
Bei Hochwasser treffe ich manchmal auf einzelne Angler, die ihr Glück versuchen oder wie hier auf eine Familie, die gemeinsam nach Essbarem aus dem reichhaltigen Meeresangebot sucht.
Auf dem Hinweg winken die Kinder interessiert und fröhlich aus der Ferne, als ich zurückkam warteten sie bereits am Steg, um den verrückten, radelnden Farang (Ausländer) aus der Nähe zu sehen und gebührend zu begrüßen.
Ein Fischer, der sich am Ende des Weges gerade fertig machte zum Abstieg ins Meer, zeigte mir stolz sein Netz.
Immer mit dabei eine Schwimmhilfe, weil viele der menschen, auch wenn Sie am Meer wohnen, nicht schwimmen können und immer wieder auf dem Weg zu den Fischen Untiefen auftauchen können.
Der eine Fischer macht sich gerade fertig zum Fang, der andere kommt mit seinem Boot vom Fang zurück.
Gekonnt wird das Netz wie ein Lasso in die Luft geschleudert, die Bleigewichte ziehen es nach unten und die Fische, wenn sie da sind, sind gefangen.
Der Steg endet abrupt, ohne Hinweis oder Sicherung. Wer hier runter fällt, ist selber Schuld! Weniger schön ist diese wilde Müllkippe auf der linken Seite und noch weniger schön ist es, dass auch hier Menschen nach Wertstoffen suchen müssen.
An dieser Mauer sitzen, so denke ich, am Abend immer viele Menschen oder Pärchen. Ich schließe das aus dem Müll, der jeden Morgen davon erzählt.
Hier lief mein Fahrrad auch mal etwas unrund. Ich stoppte und stellte es auf den Kopf. Da saß ein Frosch beim Dynamo in den Speichen. Bevor ich das Rad umdrehte, stand es im Laub und da drin saß der kleine Kern, der jetzt auch mal die große weite Welt sehen wollte.
Flugs setzte er sich oben aufs Rad, ein Sprung und weg war er.
Ich versuche immer wieder neue Wege zu finden. Auf dem Rückweg bog ich rechts ab und landete nach kurzem Feld-Wald-und-Wiesen-Weg auf einer kleinen Straße.
Ich traf mal wieder auf Häuser, besser gesagt Hütten, in denen, auch wenn man es nicht glauben will, Familien wohnen.
Aber Hauptsache, der Pick-Up ist neu.
Hier ist etwas ganz besonderes zu sehen: ein Kinderwagen. Das ist gar nicht üblich in Thailand. Hier sind die Frauen mit den Kleinen normalerweise auf dem Arm unterwegs.
Die (gefahrenvolle) Alternative für weitere Strecken ist das Moped – hier die Luxusausführung mit Beiwagen.
Auf dem Heimweg geht es weiter durch Gärten und Nebenstraßen – noch ein Grund mehr, weshalb ich diese Strecke mag.
Dieses Rindvieh, ich denke es ist das Rind mit den längsten Hörnern von Thailand, schaut mich beim vorbeifahren mit großen Augen an.
Dieses hier soll nicht verkauft werden, sondern das Areal, auf dem es steht, wird angeboten.
Nochmals die typischen Kontraste. Da wird gebaut auf Teufel komm raus und diejenigen, die arbeiten, wohnen derweil in diesen Blechhütten.
Jetzt noch vorbei am botanischen Garten, den ich bis jetzt noch nicht besucht habe, der aber sehr sehenswert sein soll, zurück zu Chao Fah Road und dann den Berg hoch nach Hause. Die letzten 400 m sind immer die härtesten jeder Tour, dann da geht es wirklich den Berg hoch.
Um den Puls wieder herunter zu fahren, genieße ich meine Hängematte unter Palmen und träume nochmals von der Tour. Aber es ist kein so ruhiger Traum, wie es aussieht. Alles, was ich hier täglich sehe, berührt mich sehr.