Jeden Sonntagabend findet in der Thalang Road ein Straßenfest statt, Lard Yai genant. Für mich ist Lard Yai kein gewöhnlicher Markt, sondern ich nenne es ein Fest – ein Fest für alle Sinne. Natürlich kann man wie auf jedem Markt alles mögliche einkaufen.
Aber hier findet man, wenn man Glück hat, auch Produkte, die es in keinem Souvenirshop gibt, weil die Hersteller das, was sie kunstvoll fertigen auch selbst verkaufen, wie diese Geburtstagskarten zum Aufklappen.
Auch das Speisenangebot ist besser und vielfältiger als auf anderen Märkten, von japanischem Sushi bis frischen Jackfruits, von frisch gepressten Säften bis zu allbekannten Phuket-Spezialitäten ist alles zu finden.
Aber zusätzlich gibt es ein kulturelles Angebot. Da treten Straßenkünstler oder -artisten, Musikkapellen …
… Portraitmaler wie auf dem Place du Tertre in Paris, Künstler und Gallerien zeigen ihre Werke, Karaoke darf natürlich auch nicht fehlen, Zauberer und Tanzgruppen verzaubern das Publikum. Alles, was die kleinen Grazien vorführten, ist in dieser Bildergallerie zu sehen – und diese Fotos brauchen keine Kommentare.
Ganz besonderes Zuschauerglück hatten wir vor kurzem, als eine Kindertanzgruppe traditionelle Thai-Tänze aufführte. Tanzen hat eine lange Tradition in Thailand. Sie werden bei Festen aufgeführt, in Tempeln oder anderen spirituellen Plätzen oder aber auch auf Märkten mal nur für Touristen.
Als ich 1999 das erste Mal hier war, wurden bei der Eröffnung der Weltmeisterschaft fast eine Stunde lang traditionelle Tänze aus allen Regionen aufgeführt. Ich war wie damals geblendet von der Farbenpracht der Kostüme, der Anmut der Tänzerinnen und Tänzer und der exotischen Musik. Natürlich durften Thai Tänze auch nicht fehlen beim Präsidentendinner der WM 2007 in Pattaya oder bei der Abschlussgala in Suphanburi 2009.
Die Bewegungen sind immer sehr anmutig und die Tänze werden normalerweise begleitet, von einem traditionelles Orchester. Die typischen Musikinstrumente sind dabei Trommeln, Zimbeln, Xylophone, Flöten. Die durchdringenede Melodie stammt meist von einem Instrument mit 3 Saiten, das Sam Sai heisst und wie eine Kniegeige mit dem Bogen gestrichen wird. Das Bild ist übrigens auch noch von 1999.
Die Tanzbewegungen und Tänze sind meißt sehr langsam und die Tänzerinnen bewegen sich synchron. Besonders auffällig sind dabe die graziösen Bewegungen der Hände. Jede einzelne Drehung hat eine spezielle Bedeutung.
Zu manchen Tänzen gehört eine perfekte Körperhaltung und -beherrschung. Manche Bewegungen kann man schon als akrobatisch bezeichnen.
Was die Mädchen hier auf der Straße zeigten, grenzte schon fast an Perfektion und begeisterte das Publikum. Sie zeigten den südthailändischen Tanz der Manohra
(Ram Manohra). Er ist Teil des Manohra-Epos, das bereits in alten indischen Sanskrit-Schriften zu finden ist. Manohra ist eine Tochter des Himmels, halb Vogel halb Mensch. Hin und wieder schwebte sie zur Erde hinab, um in einem kleinen See zu baden. Dabei legte sie ihre Flügel und ihren buschigen Federschwanz ab.
Als der Königssohn des Landes sie eines Tages beim Bade entdeckte, verliebte er sich in Manohra und heiratete sie. Nur der Wahrsager des Königshofes wusste, dass Manohra kein irdisches Wesen war. Als der Königsohn eines Tages auf der Jagd war, verriet der Wahrsager dem König dieses Geheimnis und prophezeite, dass die Prinzessin dem Königreich Unglück, Sorge und Not bringen werde. Sie sollte sterben.
Aber vor der Verbrennung bat sie um einen letzten Wunsch: Sie wollte dem König und dem gesamten Hofstaat einen Abschiedstanz vorzuführen. Der König erfüllte ihr diese Bitte. Manohra aber legte vor dem Tanz ihre Flügel und den Federschwanz an. Sie tanzte nun voller Hingabe und Anmut und als sich der Tanz dem Ende zuneigte, machte sie ein paar kräftige Flügelschläge, erhob sich in die Lüfte und entkam so ihrem sicheren Feuertod.
Als der Königsohn zurückkam und hörte, was geschah, machte er sich sofort auf die Suche nach Manohra. Er fand sie in den Bergen des Himaphan, wo beid bis ans Ende ihrer Tage glücklich sind.
Glücklich sind auch die Tänzerinnen, wenn der Applaus der Zuschauer verklungen ist und sie sich auf Ihre handys stürzen, um ihre Freundinnen zu informieren.