Am Freitag hatte ich zum ersten Mal eine Prozession beim Vegarian Festival gesehen und war begeistert und schockiert. Begeistert von der Vielfalt und schockiert von den Verletzungen, die sich die Medien zufügen. Alle großen Tempel haben ihre eigenen Przessionen und am Montag war die größte. Und hier der bisher größte Bildbericht. Bereits um 6 Uhr sind wir zur Stadtmitte zum Surin Cercle aufgebrochen, wo schon viele Zuschauer warteten.
Diese Prozession ist das spektakulärste Ereignis, das ikonenhaft für das ganze Festival wurde. Die Prozession bietet den Hausbesitzern am Weg und der breiten Öffentlichkeit die Chance, den Segen der Götter über die Geistermedien zu erhalten.
Vor ihren Häusern errichten sie Altäre, oft mit Tischdecken mit chinesischen Stickereien. Darauf kommen brennende Kerzen und Räucherstäbchen, Blumen, Obst, Süßigkeiten und Tee.
Nach buddhistischem Glauben ist der Fußboden oder die Straße schmutzi – im übertragenen Sinn – weshalb zum Schutz unter die Tischbeine mit Gold bedruckte Papiere gelegt werden.
Auch bei diesen Altären wird gezeigt, was man hat – je größer der Altar je größer der Reichtum des Hausherrn.
Diese beiden vertreiben sich die Zeit des Wartens mit dem Anzünden von Knallkörpern. Früh übt sich …
Dann endlich ist das warten vorbei. Schon von weitem hört man die chinesische Musik und die Explosionen der Kracher.
Und dann geht es Schlag auf Schlag, zweieinhalb Stunden lang, irgendwie zwischen 5 und zehn Kilometer lang. Die Prozession ist ein traditioneller Bestandteil des Vegetarier Festivals. Durch diese schmerzhaften Taten wollen die Männer und Frauen ihren Glauben beweisen und sich gleichzeitig von schlechten Energien reinwaschen. Ein faszinierender aber gleichzeitig auch erschreckender Anblick!
Tausende von Gotteskriegern (Medien) mit durchstochenen Wangen, Ohren oder Zungen,
gepiercten Körpern, aufgeschnittenen Lippen usw.
In der großen Bildergallerie habe ich die unglaublichsten Marterinstrumente zusammengestellt.
Wieder andere malträtieren sich mit der Axt bis sie blutüberströmt sind.
Andere Medien sind völlig in Trance, manchmal rennen sie und die Begleiter haben alle Mühe, mitzukommen.
Manche tanzen durch die Straße, sie schreien oder haben eigenartige Rufe.
Wieder andere, vor allem die vielen Frauen die diesmal mit dabei sind, schreiten würdevoll und völlig abwesend dahin, die Hand macht eine Geste die der auf den Bildnissen der Göttin Guan Yin gleicht.
Alle haben sie eine Fahne mit dabei und eine Peitsche. Die Gläubigen am Straßenrand knien ehrfürchtig nieder und lassen sich die Fahne zum Segen über den Kopf legen und sind dankbar, wenn sie ein Glücksbändchen erhalten.
Die Hausbesitzer sind immer bemüht, die Medien zu ihrem Altar zu holen um so indirekt den Segen der Götter zu erhalten.
Manche Medien haben ihren großen Auftritt mit Schwert oder Axt tanzen sie vor den Betenden und vertreiben so das Böse.
Alle Medien sind von Helferinnen oder Helfern begleitet, die einen tragen Götterstatuen, die anderen die Gaben, die verteilt werden.
Manchmal muss der Helfer auch einfach nur den Durst des Mediums löschen.
Auch das habe ich festgehalten, hier ist eine Spritze im Einsatz gegen die Schmerzen oder was auch immer. Dieses Medium ist sicher noch nicht richtig erlöst.
Polizisten und Rot-Kreuz-Helfer sind massenhaft im Einsatz und frieren bestimmt nicht bei über 30 Grad in ihren Uniformen.
Die Leute von Straßenreinigung, die nach dem Umzug ihren großen Auftritt haben, sammeln zwischendurch schon mal die Plastikflaschen ein, um sie später am Recyclinghof in Geld umzusetzen.
Wir haben unseren Platz vor einer Halle der Stadt und hier haben die Bürgermeisterin und die Bediensteten der Stadtverwaltung ihren Altar aufgebaut.
Etwa nach eineinhalb Stunden erscheint plötzlich ein Polizeiauto in der Prozession und dahinter ein Wagen mit ranghohen Politikern, die die Bürgermeisterin vom Wagen aus per Lautsprecher begrüßen.
Gleich dahinter werden mit ehrfurchtsvoller Mine die Bilder des Königs und der Königin durch die Straßen getragen.
Danach kommt erst einmal für 200 m der offizielle Teil: Schulkinder tragen Banner mit dem Namen des Shrines, dahinter über hundert Fahnenträger, die in Rot und in chinesischen Schriftzeichen die Namen der Götter auf den leuchtend gelben Fahnen aufgedruckt haben.
Gefolgt von rund 30 Jugendlichen, die die Symbole der Tempel tragen. Dann folgen 3 Wagen, die von Männern, Frauen und Kindern an dicken Seilen gezogen werden. Auf den Wagen weibliche Medien, die stolz ihre Gaben verteilen.
Dann kommt ein ganzer Blumenkorso, alles reich geschmückte Pick Ups. Auch hier meist betagte Medien, die die Strapazen des langen Weges nicht mehr auf sich nehmen wollen, können oder müssen.
Auch das ist Thailand: die Katoys (Lady Boys) haben ihren eigenen flippigen Wagen und präsentieren sich stolz und glamourös.
Dann wird es wieder ganz bunt, plötzlich wieder jede Menge Medien in Trance, vermischt mit originellen Wagen. Hier brodelt eine Medizin und die Zuschauer lassen sich gerne das Heilmittel abfüllen.
Dazwischen immer wieder Musikkapellen, hauptsächlich mit allen möglichen Schlaginstrumenten, um mit viel Lärm die bösen Geister zu vertreiben.
Ein origineller Schildkrötenwagen. Die Schildkröte ist in China das Symbol für langes Leben. Diese hier spritzt zwei Wasserstrahlen aus ihrem Mund, eine wohltuende Erfrischung.
Langsam aber sicher nähert sich der Höhepunkt der Prozession und, um es in uns gängigen Bildern zu sagen, aus dem Fasnachtsumzug wird eine Fronleichnamsprozession. Allerdings nicht feierlich wie bei uns sondern extrem laut aber von großer religiöser Bedeutung, die hier einfach anders gelebt wird.
Für die Männer ist das Tragen der Götter-Statuen in reich geschmückten Sänften eine große Ehre. In einer genau festgelegten Reihenfolge, vom niedrigsten bis zum höchsten Gott, bahnen sie sich den Weg durch die Menge. Von allen Seiten werden sie dabei mit Krachern beworfen – Erleuchtung und Vetreibung in einem.
Höhepunkt ist dann die Sänfte mit einem kleinen Haus für die neun Kaiser-Götter und der zeremonielle kunstvoll bestickte Schirm. Die Gläubigen knien andächtig nieder, um den Segen der Götter durch Medien zu erhalten, während über deren Köpfen ein wahres Gewitter aus Knallkörpern tobt.
Auch die Bürgermeisterin faltet ehrfürchtig die Hände.
Zum Schluss kommen dann noch die Drachen, Symbole für Macht und Stärke. Den großen hier tragen 9 Männer, eine schweißtreibende Angelegenheit bei der Wärme.
Wir gehen dann vegan frühstücken und Jaev freut sich über die vielen Gaben, meist fromme Schriften und Bilder. Ihr ganzer Stolz aber sind die vielen Glücksarmbänder. Und ich ein wenig auf die Bildergallerie.
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