Die 8 Unsterblichen

Bei einer meiner Touren vor etwa einem Monat entdeckte ich am Kuan U  Shrine, bei dem ich sehr gerne vorbei fahre, wieder einmal etwas Neues. Auf der Brüstung links und rechts der Vorhalle saßen acht neue Figuren, alle hatten den Kopf rot verhüllt. Trotz Verhüllung erkannte ich, dass dies Darstellungen der acht Unsterblichen sind. Und an der Verhüllung erkannte ich, dass die Figuren noch nicht offiziell „geweiht” sind. Bei einer der nächsten Touren saßen sie dann da in voller, farbenfroher Pracht und mussten ihr Gesicht nicht mehr verbergen.

In dem religiösen Taoismus sind die acht Unsterblichen von wesentlicher Bedeutung. In fast jedem Shrine habe ich Darstellungen dieser „Heiligen” gefunden. Die acht Unsterblichen erscheinen auch häufig in der chinesischen Literatur, Mythologie und Kunst oder ganz banal auf Briefmarken.

Sie lebten in der Zeit der Tang-Dynastie (618 bis 907) und Song-Dynastie (960 bis 1279). Sie haben jeweils ein Symbol und eine ganz besondere Kraft. Sie sind besonders beliebt, da sie allen Menschen in Not beistehen und gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung kämpfen.

Als Gruppe symbolisieren sie Glück und die „acht Bedingungen des Lebens“:
Jugend, Alter, Armut, Reichtum, hoher Rang, gemeines Volk, Weiblichkeit und Männlichkeit. Die Taoisten glauben, dass selbst normale Menschen in der Lage sind, durch hartes Studium die Geheimnisse der Natur zu enträtseln und unsterblich zu werden.

Unter allen taoistischen Geschichten ist die Geschichte „Die acht Unsterblichen überqueren das Meer“ am bekanntesten. Die komplette Geschichte hier.

Tie Guai Li (Eisenkrücke)
Ein schlecht gelaunter Exzentriker mit eiserner Krücke, der eine Kürbisflasche mit Magie und Heilgetränken trägt. Schutzpatron der Kranken
Tie Guai Li ist der älteste der acht Unsterblichen. Als er einmal im Schlaf seine Seele umherwandern ließ, glaubten seine Jünger, er sei tot und verbrannten seinen Körper. Bei der Rückkehr fand Li seinen Körper nicht und schlüpfte in den Körper eines lahmen Bettlers. Seither wird er mit einer eisernen Krücke dargestellt. Sein Attribut ist eine Kürbisflasche, aus der eine Fledermaus entweicht.

Han Zhong Li
Er war General während der Han-Dynastie. Ein beleibter Mann mit schütteren Strähnen, aber mit langem, bis zur Taille reichenden Bart. Sein Fächer hatte die Macht, Tote auf zu erwecken. Schutzpatron der Soldaten.
Er enthauptete einen Tiger mit einem fliegenden Schwert und verwandelte einen Stein in Gold. Mit seinem magischen Fächer konnte er Tote wieder beleben. Oft wird er mit einem Pfirsich abgebildet, der nur alle 3.000 Jahre reift und den die „Unsterblichen“ essen, um ihre Unsterblichkeit zu erneuern.

Lan Cai He
Ein Wander-Sänger, der als  Frau oder  kleiner Junge mit Blumenkorb abgebildet wird, war eine Art „heiliger Narr“ in Lumpen mit nur einem Stiefel an einem Fuß. Schutzpatron der Floristen.
Er reiste gerne und viel. Es wurde berichtet, dass jemand Lan Cai He als kleines Kind gleichzeitig als alten Mann gesehen hat – seltsamerweise mit unverändertem Aussehen. Er wird entweder als Frau oder als Junge mit einem Blumenkorb dargestellt und verkörperte die Ausgestoßenen und Verrückten. Er zog mit nur einem Schuh als Bettler durch die Straßen und sang dabei mit der Stimme eines Betrunkenen Lieder über die Vergänglichkeit des Lebens.

Zhang Guo Lao
Eine historische Figur aus der Tang-Dynastie. Er war ein Herrscher und wird mit seinem Maultier und einer Bambustrommel mit Eisenstäben gezeigt. Schutzpatron der Alten.
Zhang Guo Lao lebte isoliert auf dem Berg Zhongtiao. Es wurde berichtet, dass er über 200 Jahre alt sei. Er wurde an den Kaiserhof gerufen, um seine Kunst der Magie zu demonstrieren.
Auf Bildern sieht man ihn rückwärts auf einem weißen Esel reitend. Der Zauberer Zhang Guo Lao konnte mit seinem Esel tausend Meilen an einem Tag zurücklegen. Dann faltete er den Esel zusammen und steckte ihn in einem kleinen Kasten. Der Legende nach soll er als Bauer zusammen mit seinem Esel in einem Tempel eine duftende Mahlzeit aufgegessen haben. Da es eine verzauberte Mahlzeit war, wurden er und sein Esel unsterblich.

He Xian Gu (unsterbliche Tante)
Die einzige weibliche Unsterbliche, ihre Symbole sind die Lotusblüte und gelegentlich ein Pfirsich und eine Sheng-Mundorgel. Schutzpatronin der unverheirateten Mädchen.
He Xian Gu ist die einzige Frau unter den 8 Unsterblichen. Als sie 14 Jahre alt war, wurde sie ein himmlisches Wesen, weil sie das Yunmu-Pulver, eine taoistische Medizin, eingenommen hatte. Nach Einnahme des Pulvers bekommt man einen leichten Körper und wird unsterblich. Sie hatte geschworen, nicht zu heiraten, doch ihre Mutter setzte ihr sehr zu. Eines Tages, als sie gerade kochte, wurde sie erlöst und hielt noch den Kochlöffel in der Hand, als sie aufstieg.

Lü Dong Bin (Höhlengast)
Ein von einem Feuerdrachen erhaltenes Schwert ermöglichte ihm es, Menschen vor dem Tod zu bewahren. Er ist der bekannteste Unsterblichen mit langen Barthaaren und er trägt eine Robe der Gelehrten. Schutzpatron der Friseure.
Der Legende zufolge war bei seiner Geburt das Geburtszimmer erfüllt von seltsamen wohlriechenden Düften und wunderschöne Musik erklang. Ein weißer Kranich kam vom Himmel herab, flog auf das Haupt seiner Mutter und verschwand wieder. Er besaß ein Zauberschwert, mit dem er die Übel der Welt bekämpfte. Seine Attribute sind das Wunderschwert und der Fliegenwedel. Der Legende nach soll Lǚ Dòngbīn einst den Berg Lü bestiegen haben und dort einem Drachen begegnet sein, der ihm ein magisches Schwert schenkte, mit dessen Hilfe er in den Himmel gelangen konnte.

Han Xiang Zi
Er war ein Gelehrter und ist der Inbegriff der friedlichen Bergbewohner. Er wird dargestellt mit Flöte, Fischertrommel und Pfirsich. Schutzpatron der Musiker.
Überlieferungen zufolge ist Han Xiang Zi Neffe des großen Tang-Gelehrten Han Yu. Einmal trug ihn sein Lehrer zu dem magischen Pfirsichbaum, wo Unsterblichkeitspfirsiche wuchsen. Aus Versehen fiel Han Xiang Zi aus dem Baum, auf den er geklettert war, und wurde unsterblich. Einmal ließ er im frühen Winter die Päonie, eine Pfingstrosenart, innerhalb von wenigen Tagen in unterschiedlichen Farben erblühen. In jeder Blüte war ein kleines Gedicht versteckt. Sein Onkel Han Yu war von seiner Magie äußerst überrascht.

Cao Guojiu (Staatsonkel)
Ein Verwandter des Kaiserhauses der Song-Dynastie. Kastagnetten und ein Jadetäfelchen, das ihm den Zugang zum Kaiserhof ermöglichte, sind seine Erkennungszeichen. Schutzpatron der Schauspieler.
„Cao“ ist der Familienname und „Guojiu“ ist die Bezeichnung für den Schwager des Kaisers. Aus Scham, dass sein Bruder einen Mord begangen hat, versteckte er sich in den Bergen, um die taoistische Doktrin zu studieren. Beeinflußt von Han Zhong Li und Lü Dong Bin trat er später in die Welt der Unsterblichen ein. In den meisten Darstellungen trägt er den typischen Beamten-Kopfschmuck.