Führerschein für 5 Jahre

Verlängerung in 2 1/2 Tagen geschafft!
Am 18. August 2015 hatte ich zum ersten mal einen thailändischen Führerschein erhalten – siehe Bericht unten. Nach thailändischem Gesetz ist es so, das dieser erst einmal zwei Jahre Gültigkeit hat und dann alle 5 Jahre erneuert werden muss. Ich finde das System sehr gut, vor allem, dass alle 5 Jahre ein Nachweis der Fahrtüchtigkeit erbracht werden muss.


Am Montag früh radelte ich also auf die etwas mehr als 10 km entfernte „Zulassungsstelle”, eigentlich nur, um zu fragen, welche Dokumente ich benötige. Als ich gegen 9 Uhr ankam, stand da schon eine Warteschlange bis weit nach draußen. Ich habe kurz überschlagen und bin auf rund 30 Menschen gekommen, die vor mir dran waren. Aber als Rentner hat man ja Zeit und außerdem sind für mich als Europa-Park-Fan Warteschlangen nichts negatives mehr. Man kann Menschen beobachten, kommt beim zweiten, dritten usw. Wiederaufeiandertreffen ins Gespräch usw. Eine Warteschlange kann auch unterhaltsam sein. Diese hier war es nicht, denn jeder vor mir und nach mir starrte entweder auf die Papiere in der Hand oder war mit dem Handy beschäftigt.

So lang ich noch draußen stand betrachtete ich den nebenan liegenden „Verkehrsübungsplatz”, wie ich scherzhaft die Teststrecke zur Abnahme der praktischen Prüfung getauft habe. Leider waren gerade keine Prüfungen, davon fehlen mir noch ein paar gute Fotos!
Je näher ich der Eingangstür kam, je angenehmer wurden die Temperaturen, denn drinnen lief die Klimaanlage auf Hochtouren. Muss ja auch sein, wenn die ganze Zeit die beiden Türflügel offen stehen. Von der Tür aus hatte ich dann einen Blick auf die Information, besetzt mit einer jungen Beamtin, die in buddhistischer Gelassenheit einen nach dem andern informierte, mit viel Geduld Fragen beantwortete, zwischendurch telefonierte oder mal kurz in eines der Büros verschwand. In Thailand wird alles zusammengetackert was mehr als ein Papier ist. Jetzt war der Tacker leer. Zum öffnen des Teils schlägt sie mal kurz gegen die Wand und wie durch ein Wunder springt der Hefter auf. Jetzt wird die Nachfüllpackung gesucht und nach nur einer Minute auch gefunden. Das Öffnen der Packung, das Herausfischen der Klammern und das Einlegen in den Minihefter dauert gefühlt 5 Minuten. Aber alles mit buddhistischer Gelassenheit. Und alle schauen nur zu und lächeln. Kurz bevor ich an der Reihe war, kam Verstärkung, ich sparte also gut 5 Minuten und innerhalb von 30 Sekunden war meine Frage beantwortet: von der Imigration ein bestimmtes Formular, Kopien des Passes und des Visas und einen Nachweis über den Gesundheitstest. Khop khun krap!
Es war noch vor 10 Uhr und die Imigration nur 500 m entfernt. Dort ging es sehr schnell, man gab mir das Formular und kreuzte an, was ich ausfüllen musste. Khop khun krap!


Auf meinem Rückweg komme ich an dem Dibuk Hospital vorbei. Das kenne ich gut von meinen Fahrradunfall und dem Abszess Anfang des Jahres. Dort ist es kühl und man wird sehr nett bedient. Die Schwester an der Information erkannte mich gleich und schickte mich eine Etage höher. Dort wurde ich vermessen, gewogen, wurden Blutdruck und Fieber gemessen. Please sit down and wait. Nach 10 Minuten wurde ich dann zu einer Ärztin geführt, die ein paar Routinefragen stellte. In 2 Minuten war alles vorbei. Please sit down and wait. Nach weiteren 5 Minuten bekam ich das gewünschte Formular, wurde zur Kasse geführt und durfte 340 Baht (rund 9,50 Euro) bezahlen. Khop khun krap! Um 12 Uhr war ich zu Hause, durchgeschwitzt aber zufrieden, denn ich hatte mehr erreicht, als ich erwartete.
Am Dienstag bereits um 8:30 saß ich auf dem Rad. Am Abend zuvor hatte ich noch das Formular ausgefüllt, die Kopien gemacht, den Pass rausgelegt und den Geldbeutel etwas aufgefüllt. Auch die Emigration ist rund 10 km entfernt. Auch dort gibt es für alle Ankommenden zuerst die Information, bei der geprüft wird, ob alle Dokumente vollständig sind, alle Stempel in der richtigen Farbe, jede Kopie unterschrieben und in der richtigen Betrachtungsrichtung liegt. Das ist kein Witz. An der Information arbeiten ehrenamtlich Freiwille aus allen möglichen Nationen, die den Farangs ihre Hilfe anbieten. Das ist sehr gut so, denn etwas fehlt meist oder ist falsch, und das kann man ja keinem thailändischen Beamten später zumuten. Sprich, die Herren, die das Sagen (oder die Stempel) haben, bekommen vorgekaute Kost. Bei einer Visaverlängerung erklärte mir Olaf, ein deutscher Freiwilliger, dass ich die Kopien in die richtige Sichtrichtung für den Beamten legen soll. Wenn der den ganzen Tag jede zweite Kopie umdrehen muss, ist er überlastet. Und das würde sich eher wieder negativ auf den Antrag(Bitt)steller auswirken.
Gestern hatte ich die Auskunft gut und genau von einem Helfer aus der Türkei erhalten. Er hatte aber gerade einen anderen „Kunden” und so sprach mich eine junge thailändische Helferin an (macht wohl gerade ein Praktikum). Nach der dritten Wiederholung des kurzen Satzes habe ich in etwa verstanden, was sie meinte. Ich überreichte ihr meine Papiere, sie prüfte, ordnete,nahm mein Passbild aus der Büroklammer und tackerte! es auf das Formular. Dann drückte sie auf den wichtigen Knopf: ich bekam eine Wartenummer, durfte also wieder 10 Schritte vorgehen in meinem Fahrnopoly. Es ging wieder schnell, ich gab Pass und Papiere an die nächste junge Dame mit Burka ab, musste 300 Baht bezahlen und: Please, sit down and wait. Gestern hat mir Bernd, ein guter alter Bekannter erzählt, dass diese 300 Baht ungerechtfertigt waren. Es gibt da ein Gesetz, das für bestimmte Dienstleistungen die Bezahlungen abgeschafft hat. Aber wie schon ein altes Sprichwort sagt: Was ich nicht weiß, ist halt ein Sch…! Dafür bekam ich nach fünf Minuten meinen Pass zurück. Es ist immer ein Erlebnis, wenn ich irgendwo mit Namen aufgerufen werde. Klaus ist unmöglich für einen Thailänder auszusprechen. Jaev schafft inzwischen ein Glau (OK, ich möchte jetzt nicht von ihr hören, wie falsch ich Ihren Namen ausspreche). Da ich das Problem kenne, habe ich auch gleich reagiert auf German Kau Andea Esbah. Ich hatte meinen Pass, das entsprechende Formular, mein Rad und 500 Meter Fahrt für die nächste Station.


Dort war heute die Warteschlange nur bis zur Tür und nach gut 10 Minuten durfte ich in Room 7 für den technischen Test. Ich nahm Platz, weil außer mir nur 2 Prüflinge da waren aber niemand vom Amt. Es kamen Neue hinzu, und die trugen sich in ein Buch ein. Was man nicht weiß… Ich trug mich jetzt auch ein und ein freundlicher Thai sagte mir, dass ich meine Papier in die Ablage neben dem Buch legen soll. Gesagt getan, als wir etwa 10 waren, kam die Beamtin und erklärte, was sie zu prüfen gedächte: Farbenblindheit, Farben der Ampel und Reaktionstest. Letzteres gab es letztes Mal noch nicht, war neu für mich. Ich kam als fünfter dran. Ich setzte mich auf den Stuhl, den rechten Fuß Richtung der beiden montierten Pedale: Gas und Bremse. Ich musste Gas geben und wenn das rote Licht (eine Ampel?) aufleuchtet, bremsen. Die Reaktionszeit kann dann abgelesen werden. Ich schaffte das tatsächlich zweimal, erkannte richtig die Farben der Ampel aber weiß immer noch nicht, was die Schilder zur Prüfung von Farbenblindheit (kannte ich von irgendwelchen andren Tests) bedeuten sollen. Aber ich hatte bestanden: Please go to Information.


Dort stellte ich mich an die falsche Seite der Schlange an und bekam „Startnummer” 58. Please sit down and wait. Ich setzte mich also auf einen der drei noch freien Sitze, direkt im Zentrum des Geschehens, sozusagen ein Logenplatz. Und unter meinen Papieren konnte ich, obwohl verboten, mit versteckter Kamera ein paar Fotos machen. Es gab zwei Schalter zum Bezahlen – wir wissen ja, in Thailand bezahlt man immer zuerst und dann bekommt man eine Leistung. Dummerweise war die elektronische Anzeige der Startnummern ausgefallen und damit auch diese Ansagen, die ich so liebe: Plies number 123, caunte 1 – erst in verständlichem Thai dann in einem unverständlichen englisch. Ich glaube von der Post über die Bank bis zur Imigration hat überall die selbe Sprecherin sich ausgetobt.

Deshalb rief die Beamtin, auf Thai, immer zwei Nummer zu sich an den Schalter. Als ich mich setzte, war das saamsip et und saamsip song, also 21 und 22. Ich hatte 58. Die Aufgerufenen wurden dann bei Ihr unterteilt, die Ausländer an den nächsten Schalter geschickt, die Thais bei ihr behandelt. Im Schnitt, so konnte ich testen, ging eine Bezahlung etwa 5 Minuten, bis das alles mit dem Komputer abgestimmt war. Man muss allerdings wissen, dass der Führerschein in Thailand gleichzusetzen ist mit dem Personalausweis in Deutschland. Und wie lange man dort braucht, um ihn zu erhalten, habe ich in der Zwischenzeit vergessen. Nach einer Stunde war dann Nummer 38 dran. Jetzt kam ein Anruf von Jaev, die mir die Standardfrage stellte: „Wo bis Du?” „Ich  bin Amt für Führerschein” „Du sagen, gehen Imigration” „Ja zuerst – jetzt ich warten schon eine Stunde” „OK” Kontrollanruf beendet. Ich warte weiter. Dann kommen die 50er-Zahlen. Von 54 bis 57 der Aufgerufenen war keiner da oder hat es nicht gehört. Dann 58, mit zwei Schritten war ich am Schalter um zu erfahren, please counter 2. Am Schalter zwei war ich der Einzige. Welch ein Glück. Ich hatte nämlich bei der Warterei festgestellt, dass es hier mindestens dreimal so lange ging. Solly, please wait some minutes. Die Beamtin war am Komputer beschäftigt und das Solly kam noch dreimal. In der Zwischenzeit hat sich eine Dame aus Russland, die mich vorher schon Löcher in den Bauch fragte, neben mich gestellt. Sie hatte Nummer 112 und wir hatten zuvor noch berechnet, dass sie mindestens bis 14 Uhrwarten müsste. Sie gab mir zu verstehen, dass wir uns gemeinsam einchecken sollten. Mir war das egal, denn ich hatte zuvor schon beobachtet, dass das nicht geht. Als idie Beamtin meine Unterlagen übernahm, war sie wieder mit ihrem Handy beschäftigt und bemerkte gar nicht, dass ich an der Reihe war und meine 510 Baht zu bezahlen hatte. Nach fünf Minuten war für mich alles klar: der Schritt zu Schalter 5, wo die Führerscheine gedruckt werden.

Und genau in dem Moment, gaben alle drei Printer in den lila Fotostationen den Geist auf. Please come again tomorrow! Um halb eins war ich zu Hause und Jaev wunderte sich, wo ich so lange war.


Dritter Anlauf am Mittwoch. Um 9 Uhr war ich im Amt, meine Papiere vom Tag zu vor waren ja schon perfekt. Derr Wartesaal war bereits gut gefüllt aber ich konnte als ersten in Kabine 5. Die Beamtin erklärte mir mehrmals: You are number one (In Thailand was ganz Besonderes). Nach 10 Minuten war Number One dann dran: 110 Baht bezahlen, Brille abnehmen, an die Fotowand zurücklehnen, Kopf nach oben und klick! Please wait outside. Ich wusste von 2015, jetzt habe ich es fast geschafft und wirklich, nach 2 Minuten hielt ich meinen neuen Führerschein in Händen, inklusive einer Plastiaufbewarungstasche. Bis August 2022 ist jetzt noch viel Zeit, aber im September steht das nächste Abenteuer an: die Verlängerung des Visas um 1 Jahr.

Für den Rückweg wählte ich diesmal eine andere Route, ich war ja noch früh dran. Plötzlich entdeckte ich in einer Seitengasse ein auffälliges Haus. Ich dachte zuerst an einem Tempel. Bremsen, umdrehen, in die Gasse rein und da stand ich vor einer Supervilla.

Umgeben von einer Mauer mit pseudo-griechischen Marmorreliefs, gut überwacht von Kameras. Man sah von außen, dass hier jemand wohnte, der Geld hat. Am Ende der Mauer war ein großes Tor und daran hing ein Plakat.

Ich staunte nicht schlecht, denn hier residierte eine Fahrschule! Dass man damit in Thailand so viel verdienen kann, war mir neu. Die Fotos zeigen alles, was man lernen kann und wie zu sehen ist, sind hier mindestens 4 Fahrlehrer beschäftigt, um mit den Kunden auf dem Verkehrsübungsplatz, den man durch das Tor schön sehen konnte, spazieren zu fahren. Er hatte übrigens den selben Grundriss wie der bei der Prüfung!