40. Thai-Meisterschaft mit Rekordbeteiligung

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Fotogalerie Triplette

Wir flogen von Phuket nach Bangkok, wo ich einen Mietwagen bestellt hatte. Dann ging es weiter nach Ayuthaya zu einem Kurzbesuch bei Bom, Jaevs Ziehsohn. Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf den Weg nach Petchabun.

Die letzten 100 km erinnerten mich stark an eine fahrt auf der A5 durch die Rheinebene: viel Mais und links und rechts im Hintergrund Schwarzwald und Vogesen, die hier natürlich Petchabun Mountains heißen. Nur die vereinzelten Palmen passten nicht so ganz ins Rheinebene-Klischee.

Schon gegen 11 Uhr waren wir im Petchabun Provincial Stadium, wo der Ausrichter rings um ein großes Rundbogen-Zelt die Plätze angelegt hatte. Und was für Plätze. Man konnte noch erkennen, das Brachland gerodet wurde, darauf etwas Kies und viele Steine. In Deutschland würden die Spieler bei einem solchen Platz davonlaufen.


Im Zelt war eine Bühne aufgebaut und auch die Stühle standen in Reih und Glied für das Meeting um 14 Uhr. Zwei, drei Teams spielten bereits auf dem Acker, einig Schiedsrichter waren schon da und freuten sich über das Wiedersehen.


Nach und nach trudelten alle ein – insgesamt 59. Pünktlich um 14 Uhr gab es vom Colonel Prarop Thonprathep für die Team die Schiedsrichter und ein paar Helfern aus dem Club die neuesten Informationen.
Diese 40. Thailändische Meisterschaft hat einen neuen Teilnehmerrekord: 960 Team in 7 Kategorien:
94 Teams bis 16 Jahre männlich
69 Teams bis 16 Jahre weiblich
100 Teams bis 20 Jahre männlich
44 Teams bis 20 Jahre weiblich
225 Teams Männer
103 Teams Frauen
125 Teams 55+
Dazu 125 männliche und 43 weibliche Tireure.
Die Einteilung bei der Jugend ist in Thailand etwas anders als in Deutschland.

Nach 2 Stunden Belehrung wusste jeder, was er die nächsten 5 Tage zu tun hatte. Die speziellen Meisterschaft-Shirts wurden verteilt und dann gab es die Schlüssel fürs Hotel. Das Hotel hatte seine Beste Zeit auch schon vor 20 Jahren, aber es war sauber, große Zimmer und keine 10 Minuten Fahrzeit zum Terrain. Auch wenn die Fahrt auf gut 1,5 km mitten durch die Schaustellerbuden ging, die bereits zum Festival des Badenden Buddhas aufgebaut waren.

Mittwoch, 9. September: Qualirunden im Tir de Précision.
Im Zelt waren 4 Bahnen aufgebaut, auf dem freien Gelände außerhalb nochmals 6 Anlagen. Gott sei dank hatte ich Gruppe I und die war im Zelt. Das ersparte mir sicher den ersten Sonnenbrand.

Ich war wieder als Wertungsrichter eingeteilt und hatte eine nette Gruppe von Mit-Schiedsrichren, von denen ich lediglich zwei noch nicht kannte. Außerdem hatten wir noch jungen Nachwuchs aus Trang (Südthailand) mit dabei, die bei dieser Meisterschaft den Aufbau der Kugeln lernen sollten – erst zusehen und dann durften sie selbst ran.


Die 125 Herren wurden in zwei Gruppen A und B aufgeteilt, jeweils die 8 Besten qualifizierten sich direkt für die Finalrunde, die nächsten 24 kamen in die Repêchage. Bei den Frauen das gleiche System. Unsere Gruppe hatte 23 Starterinnen. 18 Mal stand ich am Wertungspult und verteilte die Punkte. Es wurde ein langer Tag und gegen 0:30 kamen wir zurück ins Hotel. Um 6 Uhr weckte uns wieder das Handy.

Donnerstag, 10. September: Finalrunden im Tir de Précision.
Heute war im Vergleich zum Vortag ein gemütlicher Tag. Je 16 Männer und Frauen traten zum Viertelfinale an. Noch mit dabei die Titelverteidiger von 2019 und 3 Weltmeister, von denen es jedoch keiner bis ins Finale schaffte. Es war gut zu sehen, dass die Jungen am Nachrücken sind und es für die etablierten spätestens im Halbfinale Schluss war: Thongsri Thamakord (Nok), Phanthipa Wongchuwej (Pai) und Sarawut Sriboonpeng (Jack). In beiden Finalspielen war ich als Wertunsrichter eingesetzt, gemeinsam mit dem Schiri-Chef, Ab Halbfinale wurde jeweils auf zwei nebeneinander liegenden Bahnen gespielt. Da die Bahnen durch die besonder Präparation absolut gleich sind, entsteht für keinen der Tireure ein Vor- oder Nachteil. Und es geht wesentlich flotter, während auf der einen Bahn aufgebaut wird, wird auf der anderen geschossen. Für Zuschauer und Spieler wesentlich interessanter.


Kurz nach 14 Uhr war das letzte Finale beendet – Feierabend für heute. Aber nur was Pétanque betrifft. Petchaboon hat außer Pétanque noch mehr zu bieten. Zumindest ein ganz klein wenig davon wollten wir sehen und suchten uns Einen Tempel aus, dessen riesigen Buddha wir jeden Morgen bei der Fahrt aufs Terrain von hinten, meist im Nebel, sahen. Phra Buddha Maha Dhammraja Chalerm Phrakiat – ein langer Name – wurde am 5. Dezember zum 84. Geburtstag von König Bhumibol Adulyadej eingeweiht. Zu diesem Monument gibt es demnächst einen eigenen Bildbericht.

Freitag, 11. September: Triplette – Qualirunden.
Der Tag begann wieder mit der hier üblichen Unterweisung der Schiedsrichter. Gut 10 Minuten wird jedem Schiedsrichter von dem weiblichen Coach Ruejumon Vichaidist, dem Turnierleiter und dem Schiri-Chef nochmals des sichere Auftreten ans Herz gelegt und auf spezielle Fehler(möglichkeiten) hingewiesen. Ich war wie im letzten Jahr  als Supevisor eingeteilt, hatte keine festen Plätze zu betreuen sondern konnte mich überall einklinken, wo es gerade nötig war. Meine  Beobachtungen waren dann mit Thema der Belehrung am nächsten Morgen. Ich bewundere Spieler und Schiedsrichter, die bei über 34 ° den ganzen Tag in der Sonne spielen. Es gab zwar viele Sonnenschirme und Zelte, aber auf dem Platz ist die Sonne erbarmungsloser als mancher Gegner.

Aber die Thais kennen das und schützen sich entsprechend. Manchmal sehen die vermummten gestalten fast furchterregend aus. Ich hatte zwar meinen Hut auf, aber am Abend trotzdem eine rote Nase und rote Bäckchen.

Die Quali wurde um 14 Uhr unterbrochen für eine feierliche Eröffnungszeremonie. Mit dabei der Gouverneur des Bezirks Petchabun, eine Abordnung der Stadt und des Ausrichters, eine Militärkapelle und natürlich die VIP des Verbandes. Mit der Probe dauerte das ganze fast zwei Stunden, Zeit die am Abend bei der letzten Runde fehlte. Es wird hier früh dunkel, um 19 Uhr ist nacht. Viele Bilder und Infos dazu dazu in der Fotogalerie. Übrigens, ich hatte einen Ehrenplatz direkt hinter den VIP und der Gouverneur hat meine Bewunderung.

Er machte die Sache so kurzweilig, fand zu jedem, der ein Geschenk erhielt – und es waren viele – ein paar persönliche Worte, die immer für einen Lacher sorgten. Zum Schluss dann das übliche Gruppenbild mit Feuerwerk und danach durfte er unter Applaus noch 3 Kugeln schmeißen.


Die Qualirunde läuft hier in Thailand anders ab, es gibt keine Poules. Es werden Gruppen gebildet mit bis zu 7 Teams und jeder spielt gegen jeden mit limitierter Zeit. Die Zahl der Gruppen ist immer so gewählt, dass anschließend 64 oder 32 Teams in die Finalrunde kommen, der Rest kann nach Hause fahren. Wir sind an diesem Tag um 19:30 nach Hause, d.h. ins Hotel gefahren.

Samstag, 12. September: Triplette – Qualirunden bis zum Viertelfinale.
Nach der Belehrung Anpfiff um 8:30. In der Nacht hatte es einige Gewitter und es schüttete in Strömen. Entsprechend sah der Platz aus. Aber auch das kennen die Thais und sind vorbereitet darauf. Entweder man packt die Schuhe in Plastiktüten oder Wasserflaschen oder man spielt barfuß. Und ich habe mal wieder etwas neues gesehen: ein Cochonnet, das durch den den Matsch oben auf der Kugel kleben blieb und der Schiri musste quasi in der Luft die beiden nächsten Kugeln messen.

An meinem Arbeitsplatz war es trocken. Ich die ehrenvolle Aufgabe, Schiedsrichter für das Carré d’honneur zu sein, das im Zelt aufgebaut war und von dem live in Thailand auf Facebook und YouTube berichtet wurde. Für mich ein doppeltes Plus, zum einen war ich nicht mehr der direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt, zum anderen wurden natürlich nur besondere Begegnungen auf dem Platz ausgetragen. Und als Schiri steht man da immer in der ersten Reihe.

Durch diese drei Tage auf YouTube und Facebook bin ich z.Z. der bekannteste Schiri in Thailand. Als ich zurückkam nach Phuket, erzählte mir jeder Boulist, dass er mich gesehen hat.

Sonntag, 13. September: Triplette – Finalrunden bis zum Viertelfinale.
Um 7 Uhr stand ich wieder auf dem Platz. Frühstück vor Ort, Schiri-Belehrung, Start des Turnieres um 8:30.

Ab dann war ich wieder Schiri im Carré d’honneur bis zum Finale der Frauen um 13:20. Zum ersten Mal machte ich danach die übliche Meldung vor Prarop und den VIP in thailändisch. Man hat es verstanden und man freute sich sichtlich darüber.
Lediglich zum Finale der Herren durfte ich mich in die Ehrenloge neben Prarop setzen. Das letzte nicht militärische oder polizeiliche Team aus Chiang Rai ging da gnadenlos unter.

Um 18 Uhr dann ein feierlicher Abschluss mit Galamenü und Pokalübergabe an die vielen Platzierten – unter Dauerberieselung von einem Sprecherpaar.

Ich habe schon oft geschrieben: gibst Du einem Thai ein Mikrofon, er hört nie auf zu reden. Aber auch um die beiden mussten einmal aufhören, denn nach dem Pokalempfang machte sich jeder auf den teils weiten Heimweg. Wir übernachteten noch einmal und am nächsten Morgen fuhr Jaev den Mietwagen problemlos zurück zum Flughafen Don Muang. Kurz vor 22 Uhr waren wir zu Hause nach einer erlebnisreichen Woche.
Ich habe versucht den Bericht kurz zu halten, ist mir nicht immer gelungen. Alles was es sonst noch zu sagen und zu sehen gibt findet ihr in den Fotogalerien.

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