Buddha und Buddhismus

Ich bin nicht so überheblich, das Wesen des Buddhismus zu beschreiben. Dazu gibt es genügend Fachliteratur. Was ich hier machen möchte, ist, an Hand von selbst Erlebtem, den Buddhismus aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beschreiben.

Zuerst etwas Geschichte
Der erste Buddha (Erwachte), der die Lehre (Dharma) verbreitete, war Siddhartha Gautama, als sein Geburtsort gilt Lumbini (543 Jahre v. Chr.). Aus diesem Grunde haben wir hier auch eine andere Zeitrechnug – 2016 ist bei uns 2559!

Buddha-Geburtstag

Bei seiner Geburt machte ein Weiser die Vorhersage, entweder würde er ein Weltenherrscher oder, wenn er das Leid der Welt erkennt, jemand, der Weisheit in die Welt bringt.

Er lebte wohl behütet im Fürstenpalast und er war von allem weltlichen Leid abgeschirmt. Eines Tages entkam er den Bewachern und sah zum ersten Mal die Realität des Lebens und das Leiden der Menschheit und er erkannte die Sinnlosigkeit seines bisherigen Lebens. Dabei hatte er vier einschneidende Begegnungen mit, einem Greis, einem Fieberkranken, einem verwesenden Leichnam und einem Mönch. All das – Alter, Krankheit, Tod, religiöses Wissen – hatte er in seinem bisherigen Leben nicht gesehen.

Im Alter von 29 Jahren verliess er sein Haus und seine Frau mit dem gerade erst geborenen Sohn und schloss sich verschiedenen asketischen Lehrern an. Er erkannte, dass er sein Ziel, die Befreiung vom Daseinskreislauf (Samsara), nicht durch Askese erlangen kann. Er gab den asketischen Lebenswandel auf und wendete sich dem Mittleren Weg zu: die Mitte zwischen den beiden Extremen Völlerei und Askese.

8_Group_of_Five

Im Alter von 35 Jahren erreichte er die Erleuchtung, das vollkommene Erwachen (Bodhi) unter einer Pappelfeige (Bodhi-Baum) sitzend.

Zuerst wollte er seine Erkenntnisse anderen nicht mitteilen, er war sich bewusst, man kann diese Erfahrung nicht mit Worten beschreiben. Aber er begann auf Bitten anderer, seine Einsichten darzulegen und setzte damit das Rad der Lehre (Dharma) in Bewegung. Er hielt seine erste Lehrrede vor einer Gruppe von fünf früheren Gefährten. Diese fünf wurden damit die ersten Mönche der buddhistischen Mönchsgemeinschaft (Sangha). Von jenem Tage an lehrte und sprach er 45 Jahre lang.

Im Alter von 80 Jahren verstarb Gautama in Kushinagar (heute Bundesstaat Uttar Pradesh) an einem verdorbenes Gericht.

8_Chedi_Gold

Nach Buddhas Tod teilte sich der Buddhismus in zwei grosse Schulen oder „Fahrzeuge“ (für den Weg der Erlösung): Hinayana und Mahayana.

Buddha lehrte den Dharma als ‚Gegenbewegung‘ zum Hinduismus. Dort glaubt man an einen ewigen Lebenskreislauf und kein Lebewesen kann je entkommen. Buddha hat in seiner Erleuchtung erfahren, dass es einen Ausweg gibt: das Loslassen von allem, was Leiden schafft. Deshalb ist der Buddhismus eine (Selbst-)Erlöserreligion. Der Mensch kann sich nur selbst, durch eigene Anstrengungen, aus dem Kreislauf von Werden und Vergehen befreien.

Im Buddhismus gibt es keinen Gott in dem Sinne eines Schöpfers, er ist strenggenommen eine atheistische Religion. Auch Buddha ist kein Gott, nur der erste von vielen, die erleuchtet wurden und den Weg zur Beendigung des Leidens aufzeigten. Dadurch wurde er zum Stifter dieser ‚Religion‘.

Dharma – die Lehre des Buddhismus – hat als wichtigsten Inhalt die Vier Edlen Wahrheiten. Diese könnte man als das buddhistische Glaubensbekenntnis bezeichnen.

8_Chiangmai

1. Die Wahrheit vom Leiden (Duhkha)
Zu Leben bedeutet zu leiden, zu wollen, was man nicht bekommen kann und bekommen, was man nicht will. Leiden entsteht aus: Gier, Begehren, Hass, Verblendung, Unkenntnis.

2. die Wahrheit von der Entstehung des Leidens (Samudaya)
Die Ursache ist Begehren und Unwissen der vier Wahrheiten.

3. die Wahrheit von der Aufhebung des Leidens (Nirodha).
Sobald man nicht mehr begehrt bzw. an etwas anhaftet, gibt es kein Leid mehr.

4. die Wahrheit vom Weg zur Aufhebung des Leidens.
Das Mittel zur Befreiung vom Leiden ist der Achtfache Pfad.

Nicht-Kenntnis der vier Wahrheiten ist Nicht-Wissen.
Wenn man mit und mitten unter Buddhisten lebt, stellt man schnell fest, dass vor allem das „Hier und Jetzt“ von Wichtigkeit ist. Es ist nicht gut, die Gedanken abschweifen zu lassen und daran zu denken, was einmal war oder was kommen wird. Vergangenheit war und ist damit abgeschlossen, Zukunft wird kommen, auch ohne unser Nachdenken darüber.
Es gibt eine buddhistischen Geschichte, die dies mit drei Fragen bestens verdeutlicht: Was ist die wichtigste Zeit? Das Jetzt. Wer ist der wichtigste Mensch? Der, der dir gerade gegenübersteht. Was ist die wichtigste Tätigkeit? Sich kümmern.

In der westlichen Welt fällt den meisten zum Thema Buddhismus Karma und Wiedergeburt ein. Man weiß, einfach gesagt, man soll gute Taten vollbringen, um auch im nächsten Leben Gutes zu erfahren. Das Karma ist nicht an den Körper gebunden, es geht mit der „Seele“ ins nächste Leben, bis man vielleicht irgendwann diesem Kreislauf durch die eigene Erleuchtung entkommt.

Unsere 10 Gebote sind, so wie sie formuliert sind, alles Verbote: du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen usw. Dem entsprechen im Buddhismus die Regeln des achtfachen Pfades, die positiv formuliert sind:

1. Rechte Einsicht und Anschauung führt zur Erkenntnis
2. Rechte Gesinnung und Absicht führen zu positivem Denken und Entschlüssen
3. Rechte Rede (Sprich nicht die Unwahrheit)
4. Rechte Tat (Töte kein Lebewesen, trinke keine berauschenden Getränke, sei nicht unkeusch)
5. Rechter Lebenserwerb (Nimm nicht, was dir nicht gegeben)
6. Rechtes Streben, rechte Anstrengung
7. Rechte Achtsamkeit und Bewusstheit
8. Rechte Sammlung und Konzentration führen zur Versenkung

8_8erRad

Diese acht Glieder des ¸Rades des Gesetzes” sind in drei Gruppen aufgeteilt:
Weisheit (1 und 2), Sittlichkeit (3 – 5), Vertiefung (6 – 8).

Für Buddhisten geht das, für uns fast unvorstellbar, sogar so weit, dass es untersagte ist eine Stechmücke zu erschlagen. Ganz nach der Devise: nimm mein Blut, ich nehme den Schmerz gerne auf mich. Dahinter steht der Grundgedanke: Heiße auch Unangenehmes willkommen und es wird dich nicht mehr schmerzen, denn die Angst davor ist es, was wirklich weh tut. In unserem praktischen Leben in Phuket bedeutet das, dass ich für solche unangenehmen Dinge zuständig bin. Jaev öffnet jeder Fliege das Fenster, damit sie raus kann (und durchs nächste wieder rein), ich regle das mit der Fliegenklatsche nachhaltig.