„Brot und Spiele” war schon im alten Rom das Motto vieler. Sanuk – oder auf deutsch – „Spaß und Feste” ist auch das Motto in Phuket. Während in Deutschland nach dem Frühlingsvollmond Ostern kommt, feiern wir hier das dritte Neujahrsfest in diesem Jahr. Offiziell beginnt das neue Jahr am 1. Januar, dann feierten die Chinesen ihr Neujahrsfest im Februar und jetzt am 13. März war thailändisches Neujahrsfest. Das Fest ist auch bekannt als Songkran, das Wasserfest. Darüber habe ich schon oft berichtet, deshalb dieses Jahr mal was Neues: Das Water Festival.
In Phuket gab es nämlich wieder ein neues Fest: Das Water Festival. Gefeiert wurde zwei Abende lang, Samstag und Sonntag, in der Dibuk Road.
Die Straße liegt noch in der Altstadt und hat wunderschöne Häuser im sino-portugiesischen Stil. In den letzten Jahren hat sich die Straße zu einem wahren Schmuckstück herausgeputzt. Es wurde renoviert und ausgebessert, die Stromkabel in die Erde verlegt, die Häuserfronten erhielten Farben und nachts eine bengalische Beleuchtung. Einziger Wärmutstropfen an normalen Tagen: die Straße ist zweispurig und viel befahren. An diesen beiden Tagen war sie natürlich gesperrt und wir hatten Muse, um alles genau anzusehen. Jaev hatte sich mit einer Freundin verabredet und zwar in der traditionellen Festtagstracht von Phuket. Wir hatten großes Glück mit einem freien Parkplatz, sie erwartete uns schon – es konnte losgehen. Die beiden flanierten los, ich machte mich mit dem Fotoapparat an die Arbeit.
Am Eingang zur Straße war die große Bühne aufgebaut. Ein Duo unterhielt die Gäste – Karaoke zu Tanzmusik.
Und da schwebten sie übers Parkett, Entschuldigung, über den Asphalt. Rund 20 Paare mittleren bis höheren Alters hatten ihren großen Auftritt bei Cha Cha Cha, dem beliebtesten Tanz hier, und Lumba und thailändischen Hits. Jeder konnte mitmachen und das Publikum amüsierte sich nicht weniger als die Tanzpaare, bei denen man ganz genau sah, wer in der Tanzschule in welcher Stufe tanzt. Man muss in Thailand zeigen was man kann und was man hat! Und bei diesem Fest zeigten sich vor allen fast alle traditionell gekleidet, die Zuschauer und die Betreiber der Verkaufsstände, alle waren in Phuket-Tracht. Ich stellte gleich fest, dass das hier ein Fest war für die Menschen von Phuket, nicht ein Nepp-Nachtmarkt für Touristen.
Im Hof rechts steht eine wunderschöne Villa aus dem Jahre 1910, erbaut von einem chinesischen Zinnmongul. Allerdings ist sie in der Zwischenzeit in einem ziemlich heruntergekommenen Zustand. Bei meinen Führungen bei Tag ist die Villa auch immer eine Station, als Kontrastprogramm zur nebenan liegenden, prachtvoll renovierten „Portugiesischen Villa”. Heute Abend war sie angestrahlt und das farbige Licht renovierte die Baumängel.
Heute war im Hof eine Fotoausstellung aufgebaut. Ein stadtbekannter chinesischer Fotograf hatte Anfang des 20. Jahrhunderts das Leben und vor allem die Menschen der Stadt auf Glasplatten festgehalten. Glasnegative sind seit etwa fünfzig Jahren praktisch ausgestorben ist. Auf die Glasplatte wurde eine fotochemischen Emulsion aufgetragen und als Aufnahmenträger in einer Plattenkamera verwendet. Durch die Entwicklung dieser Fotoplatte erhält man ein Glasnegativ, bei dem das fertige Negativ fest mit der Glasplatte verbunden ist.
Wohlhabende Familien, Brautpaare, junge Wilde und hübsche Mädchen. Mit etwas Phantasie und der Fassade im Hintergrund war man 100 Jahre jünger. Einen Fotopoint gab es natürlich auch, ohne Selfie geht ja nichts mehr. Apropos Selfie. Ich saß später in dem wunderschönen Lampion-Lokal bei einem frisch gezapften Chang. Am Tisch gegenüber ein paar Ladies von Phuket, alle so um die 60. Zwei von Ihnen machten von sich ein Selfie. Es war unglaublich, fast 5 Minuten saßen sie da, um die beste Pose herauszufinden: Kopf nach links, nach rechts, nach hinten, Kinn vor, Nase hoch, Lippen gespitzt, smily, Augen so, oder so oder so… Das endgültige Ergebnis hatte nichts mehr mit dem zu tun, was da eigentlich am Tisch saß. Aber dank Selfie können Frauen endlich mal Fotos von sich machen, die Ihnen gefallen! Das waren noch Zeiten, als man auf Glasplatte gebannt wurde.
Nächste Station waren Künstler, die ihre Werke ausstellten und teilweise selbst da waren, um sich bei der Arbeit zusehen zu lassen. Die Katzenfrau arbeitete gerade wieder an einem Neuen Werk.
Natürlich gab es auch jede Menge Stände von Kunsthandwerk, Klamotten, Krimskram bis Kitsch. Wobei diesmal der Kitsch seltener war.
Und ohne Essen geht bei den Thais ja gar nichts. Aber auch hier wurden typische Spezialitäten von Phuket angeboten. Und alle hinter den Ständen waren phukettypisch gekleidet.
Am anderen Eingang wurde darauf hingewiesen, was eigentlich der Sinn von Songkran ist. Es geht nicht nur darum jeden nass zu spritzen, das Fest hat einen religiösen Hintergrund. Wie in den Tempeln und vor öffentlichen Gebäuden stand auch hier eine Buddha-Statue. Man nimmt eine kleine Schale und gießt das mit Blumen parfümierte Wasser der Statue über die Schultern, 3mal – das reinigt von allem Unguten.
Eine andere Traditionen ist es Angehörige oder Freunde mit duftendem Puder einzureiben. Um ihnen Respekt zu erweisen, werden Familienmitgliedern der älteren Generation kleine Mengen von Wasser über ihre Hände gegossen. Das Wasser wurde vorher mit Jasmin-Blüten versetzt, um es wohlriechend zu machen. Die Älteren streichen den Jüngern im Gegenzug mit den feuchten Händen über den Kopf und wünschen ihnen auf diese Weise Glück.
Auch eine „Miss Phuket Water Festival” wurde gewählt. Nach der Wahl stolzierte sie stolz mit dem Krönchen und den Unterlegenen durch die Straße.
Natürlich darf auch Karaoke nicht fehlen – die kleine hat mir am besten gefallen.
Zum Abschluss am Samstagabend heizte dann eine Band dem Publikum so richtig ein. Ein Mitsing-und-Mitklatsch-Thai-Hit nach dem anderen. Und das Publikum ging richtig mit! Jaev und ihre Freundin waren auch begeistert.
Aber etwas ist mir ein bisschen aufgestoßen. Das Motto war, gut und traditionell gekleidet zu erscheinen. Natürlich können das nicht alle Ausländer wissen, aber über guten Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Ohne die breiten Rucksackträger wäre die Lady noch nackter.
Kürzer geht auch nicht mehr – aber sie fühlte sich wohl.
Am Sonntag wurden zum Abschluss dann die Gruppen geehrt, die am besten gekleidet erschienen waren – in den Kategorien Kinder, Männer, Frauen.
Abschluss war wieder Live-Musik, diesmal mit zwei toll singenden Gitaristen, die wie am Abend zuvor eine perfekte Show abzogen und das Publikum begeisterten.
Fazit: eine schöne Bereicherung der Fest-Tradition in Phuket und ich hoffe auf Wiederholung im nächsten Jahr. Hier die Fotogalerie.