Führerschein auf thailändisch

Es war einfacher als das Visa, nervig aber auch. Aber diesmal war es in zwei Tagen geschafft.

Führerschein800Montag, 17.08. An Stelle meiner geliebten Fahrradtour nehme ich das Auto, um endlich den thailändischen Führerschein zu machen. Ich weiß wirklich nicht, was mich genau erwartet. Im Oktober 2013 habe ich es schon mal versucht und dann entnervt abgebrochen. Diesmal gehe ich allein. Da ich vom letzten Mal noch weiß, dass man ein Gesundheitszeugnis braucht, fahre ich erst einmal zum Phuket International Hospital. Ich melde mich an, bekomme meine Laufnummer. Erste Station: Größe messen und Gewicht. Die Größe hat sich in den beiden Jahren nicht verändert, das Gewicht ist von 85 auf 79 geschrumpft. Nächste Station, Krankheitsbefragung, Blutdruck messen. Die Schwester sagt „very good” und trägt die Daten ins Formular ein. Nächste Station: der Arzt. Er schaut in die Augen, prüft irgend etwas am Hals, und horcht mich mit seinem Stethoskop ab. Nächste Station: die Schreibkraft, die mir das Dokument ausdruckt und letzte Station: die Kasse, wo ich 200 Baht (5,07 Euro) berappen darf. Dass ich zwischen jeder Station 10 bis 20 Minuten im Warteraum saß, sollte ich auch noch erwähnen. Lustig war auch, dass ich immer mit dem Namen Andreas – oder was immer ähnliches dabei heraus kam – aufgerufen wurde. Klaus kann sowieso kein Thai aussprechen und Eschbach schon gar nicht.

8DrivLic_G4       Gegen 11:30 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Führerschein-Amt. Alles was irgend etwas mit Fahren und Führerschein zu tun hat ist auf einem Riesenkomplex in Saphan Hin, unweit vom Bouleplatz, in vier Gebäuden untergebracht, die sich um einen rund 200 x 150 m großen „Verkehrsübungsplatz” gruppieren. Ich musste in Gebäude 4, wie ich der Übersichtstafel entnehmen konnte. Da war ich vor zwei Jahren auch und erinnere mich noch sehr gut an die unfreundliche Beamtin an der Information und ihr unverständliches Englisch. Ich holte tief Luft und ging mit einem Lächeln an die Info. Die Beamtin lächelte zurück, ich zeigte ihr meinen Internationalen Führerschein und sie wusste gleich, was ich wollte. Sie drückte mir einen Zettel in die Hand, auf dem stand, welche Dokumente mitzubringen sind und was alles in Kopie dabei sein muss. Und sie sagte mir auch gleich, dass sie morgen wieder ab 8:30 da sind. Also, ab nach Hause und Kopien machen.

8DrivLic_G4_EingangDienstag, 18. August. Ausgerechnet heute habe ich verschlafen und bin erst um 8 Uhr aufgewacht. Jaev sagte, dann gehen wir eben Morgen. Ich sagte, nein wir gehen heute, denn „Morgen, morgen, nur nicht heute…”. Frühstück fiel aus, für mich kein Problem und Jaev konnte sich ja vor Ort versorgen. Denn überall, wo sich mehr als 20 Menschen an einem Ort aufhalten, gibt es in Thailand etwas zu essen! Die freundliche Info-Dame von gestern war wieder da. Stolz legte ich alle 8 Fotokopien auf den Tresen um danach zu erfahren, dass mir eine Wohnort-Bestätigung fehlt, die es nur auf dem Einwanderungsbüro gibt. Da ich erst letzte Woche das Gleiche oder etwas ähnliches machen musste für meine 90-Tage-Verlängerung, war ich – dummer Farang – der Meinung, dass die eingeheftete Bestätigung im Pass das Gewünschte sei. Natürlich nicht und ein freundliches „come back again”. Also rein ins Auto zur Emigration, die nur 800 Meter entfernt war.

Wer das Procedere dort kennt, weiß, dass wieder viel Geduld erforderlich ist. Aber Jaev fand hier was zu essen und ich die freundliche russische Helferin. Zur Erklärung, auf der Emigration arbeiten ehrenamtliche Helfer aus den verschiedensten Nationen, um die vielen Hilfesuchenden zu betreuen. In der Zwischenzeit kenne ich Olaf aus Deutschland (immer gut, wenn er grad Dienst hat), einen Engländer, Niederländer und eine immer lustige Lady schwarzer Hautfarbe, ich denke aus den USA. Es war wie ein Wunder, nach kaum 10 Minuten hatte ich das erforderliche Papier, nachdem mir die nette Russin geholfen hatte, die unleserliche Kopie-von-der-X-Kopie zu entziffern. Ich möchte an dieser Stelle auch einmal was Positives sagen: Der Beamte, der immer zuständig ist für die 90-Tage-Verlängerung erkannte mich und grüßte mich freundlich mit einem Lächeln!

8DrivLic_VerkehrszeichenAlso zurück zum Führerschein-Amt. Anstellen in der Reihe der Wartenden, jetzt fehlte eine Kopie aus dem Pass, weil ich die auf der Emigration brauchte. „Come back again”. Also wieder raus zum Kopien machen. Positive Erkenntnis: hier kosten die Kopien nur 2 Baht, bei der Emigration 3. Bei der Emigration kommen die Ausländer, hier mehrheitlich Thais. Und wieder hinten anstellen in der Schlange. Ein Lächeln und ich soll weiter in Raum 7. Was da kam, kann ich nur als Idiotentest bezeichnen. In einem etwa 1 m hohen Schränkchen war vorne ein Guckloch von etwa 30 x 20 cm. Da drin zwei Stäbe, weiß, ca. 10 cm hoch und rund 1 cm dick. Ich saß im Abstand von 3 Metern. Ich habe überhaupt nicht verstanden, was ich machen sollte und Jaev hat hilfreich übersetzt. Ich sollte den linken Stab nach hinten bewegen (nach hinten roten Knopf drücken) und dann wieder zurück auf den gleichen Abstand zum rechten Stab (grüner Knopf drücken). Der Witz dabei war, dass man den linken Stab immer auf gleiche Höhe brachte, wenn man ihn einfach ganz zurück gefahren hat. Bis ich den Witz aber kapiert habe, mussten Jaev und die Beamtin viel Überzeugungsarbeit leisten. Aber ich bekam ein X ins Formular, bestanden! Dann der zweite Test in Zimmer 7: ich musste die Farben einer Ampel erkennen. Auch hier stellte ich mich erst blöd an und sagte statt Gelb Orange. Thai Sprache, schwere Sprache. Aber dann klappte alles super und ich bekam das zweite X.

Zurück zur Info, zur freundlichen Beamtin und der Warteschlange. Jetzt musste ich die Treppe hoch und dort warteten auch schon wieder jede Menge Ausländer. Nach etwa 15 Minuten strömten aus dem Saal im 30 Sekunden-Takt unsere Vorgänger, glückliche Thais. ein jeder mit seiner Akte in der Hand.

Dann wurden wir hereingerufen, um uns einen einstündigen DVD-Film über die Thailändische Straßenverkehrsordnung anzusehen. Die nächste Beamtin begrüßte uns sehr freundlich in wesentlich besserem Englisch als eine Etage tiefer und erklärte uns, dass wir ”Glücklichen” ja schon einen internationalen Führerschein haben und deshalb, in Verbindung mit dem entsprechenden Visa, ohne Test und Fahrprüfung den thailändischen Führerschein erhalten können – aber erst das Video. Es war in thailändischer Sprache mit englischen Untertiteln. Ich habe beobachtet, dass mehr als die Hälfte der anwesenden Ausländern, nur noch Video-Games auf ihrem Handy angesehen haben! Wichtig war ja nur Anwesenheitspflicht.

Ich weiß jetzt wenigstens, dass es für den Straßenverkehr viele Gesetze und zuständige Ministerien gibt, aber bis heute bleibt es mir ein großes Rätsel, wer die Gesetzte überwacht oder besser noch, anwendet. Die tägliche Praxis hat mich was anderes geglehrt.  Im Video wird z. B. gezeigt, wie hoch, wie lang und wie schwer man ein Auto beladen darf. Und dann kommst du raus auf die Straße und siehst von allem das Gegenteil: Autos, die eigentlich längst zum Schrott gehören, Autos. die so beladen sind, dass man denkt ein Großtransporter ist unterwegs, Autos mit überhängender Ladung ohne jegliche Sicherung usw. aber wir mussten uns das 56 Minuten lang ansehen. Die Thais wurden übrigens nach etwa 30 Minuten hinaus gebeten, warum ist für mich ein Rätsel. OK, am ende der Videovorführung war pünktlich auch wieder die Beamtin da, um zu fragen, ob es noch Fragen gibt. Fehlanzeige.

Als dritter wurde ich schon aufgerufen (mit meinem zweiten Vornamen Andreas – ich habe das Wort tatsächlich verstanden), erhielt meine Unterlagen und durfte wieder zur Info – inkl. Einreihung in die Schlange. Das war jetzt etwas komplizierter, denn von links kamen die Neuen und von rechts die aus der Videovorführung. Aber nach einigen Hin und Hers war ich dran und sollte zum Schalter 5. Da saßen wieder mal zu viel Leute auf zu wenigen Sitzen. Aber eine der Mitbewerberinnen, schon wieder eine Russin, zeigte mir schnell, dass ich meinen kleinen Papierstapel auf den gesamten großen Papierstapel in Schalter 5 legen soll. Nach etwa 10 Minuten hörte ich einen Aufruf, der entfernt an Andreas erinnerte. Ich meldete mich und wurde an Hand des Passbildes, das immer zu irgend einem Antrag gehört, identifiziert. Ich nahm Platz, die nächste Beamtin machte ein Foto von mir, ich durfte 105 Baht bezahlen und wieder warten. Sicherheitshalber blieb ich, wegen meinem unaussprechbaren Namen, in Schalterhalle stehen und nach nur 5 Minuten hielt ich ihn in meinen Händen: meinen Führerschein, gültig für zwei Jahre. Dann geht das Procedre von neuem los.

Aber jetzt noch was zum Führerschein. Die Thais kommen mit ihrem Moped oder Auto (ohne Führerschein) und machen die Prüfung. Wenn sie bestehen ist gut, wenn nicht, fahren sie halt weiter so.

8DrivLic_Parkours_totAnsonsten muss auf dem Übungsplatz eine Strecke abgefahren werden: Anfahren, nach 20 m anhalten und rückwärts in eine Straße einfahren, dann gerade aus in eine 30 m langen Sackgasse und wieder rückwärts heraus, rechts abbiegen in einen Kreisverkehr, herausfahren über eine 2 m hohe Kuppe, dort anhalten und am ”Berg” Anfahren, eine letzte Schleife, fertig.

8DrivLic_Parkours_linksAlles ohne realen Verkehr und wem das alles zu viel ist, kann den Führerschein auch kaufen. Es ist eine gängige Redensart, wenn einer sich saublöd im Verkehr verhält: der hat seinen Führerschein gekauft.

8DrivLic_Parkours_Kreisel_vvBleibt noch zu sagen, dass der thailändische Führerschein für mich den Status eines Personalausweises hat. Auf meinem deutschen steht ja hinten drauf: Keine Hauptwohnung in Deutschland. Wenn ich also Inlandflüge tätigen möchte, reicht mir jetzt mein Führerschein, wenn ich Geld wechseln möchte brauche ich keinen Pass mehr und ich bezahle jetzt da, wo man Eintrittspreise zahlen muss, nicht mehr die Farang-Preise sondern die Thai-Preise.