Visakha Bucha

Der höchste buddhistische Feiertag in Thailand ist  Visakha Bucha (auch Vesakh Fest genannt – Bildergalerie hier). Gefeiert wird am ersten Vollmondtag im sechsten Mondmonat, in diesem Jahr war das der 29. Mai. Dieser ganz besondere Feiertag erinnert an die Geburt Buddhas, seine Erleuchtung sowie seinen Eintritt ins Nirvana. Das sind die drei wichtigsten Ereignisse in Leben Buddhas.

Zu seinen Ehren gehen die gläubigen Thais in die Tempel, um gemeinsam mit den Mönchen zu beten. Im Anschluss daran findet eine große Lichterprozession statt. Angführt von dem Mönchen umschreiten die Gläubigen den Ubosot dreimal im Uhrzeigersinn, um Buddha zu gedenken und ihre Wünsche zu äußern. Sie alle tragen die typischen Opfergaben: Räucherstäbchen, Blumen und Kerzen. Viele Gläubige bringen an diesem Tag den Mönchen Gabenspenden.


Abends finden an vielen Orten Lichterprozessionen statt, bei denen die gläubigen Buddhisten mit Kerzen um die Tempel herum schreiten, um Buddha zu gedenken und ihre Wünsche zu äußern.
An diesem Tag herrsch 24 Stunden lang striktes Alkoholverbot! Das gilt für den Verkauf in allen Läden und auch Bars und Restaurants halten sich an diese Regel, wenn sie sich nicht strafbar machen wollen. Dass ein gläubiger Buddhist an diesem Tag auch zu Hause keinen Alkohol zu sich nimmt, versteht sich fast von selbst.


Wir haben in diesem Jahr den Feiertag im Wat Luang Pu Supha erlebt. Der Tempel ist einer der drei großen in unserer Nachbarschaft. Vom Balkon haben wir einen schönen Blick auf die große goldene Kuppel von einem der Tempelgebäude auf einem kleinen Hügel gegenüber. Er ist benannt nach seinem Gründer Luang Pu Supha, einer der angesehensten Mönche in der neueren thailändischen Geschichte. Er wurde geboren am 17. September 1896 – hatte am selben Tag Geburtstag wie Jaev – und er wurde über 100 Jahre alt. Wir haben ihn einmal noch zu seinen Lebzeiten 2008 besucht.


Als wir ankamen hatten sich schon viele Gläubige im Wiharn, dem Versammlungsraum im Wat, versammelt. Die große Halle war schon gut gefüllt und die Mönche und Gläubigen waren im Gebet. Auf Tischen an den Eingängen lagen stapelweise die „Gebetbücher”, DIN A4 groß, gebunden und gut 60 Seiten stark. Alle Gläubigen knieten auf dem Boden, im Schneidersitz oder auf den Versen hockend. Im Mittelteil waren dazu Sitzmatten ausgelegt. Da ich diese Gebetshaltung keine 5 Minuten aushalte, suchte ich nach einer Alternative. Auf der gegenüberliegenden Seite waren zwei, drei Bänke, auf denen bereits andere „Rentner” Platz genommen hatten. Wir gingen schnell rüber, ich hatte einen schönen Platz mit zwei Vorteilen: er war bequem und ich konnte von hier aus alles bestens beobachten und fotografieren.


An der Stirnseite der Halle ein großer, goldener Buddha in Meditationshaltung, links und rechts zwei anbetende Jünger. Davor die Statuen von sieben verehrungswürdigen Mönchen des Tempels. Davor knieten 9 echte Mönche, die Hände gefaltet mit Blick auf Buddha. Rechts an der Wand ein großes Foto von Luang Pu Supha.

In würdevollem Abstand dann die Gläubigen, die in den Reihen bis zur Hallenmitte trugen alle weiße Kleidung mit einem Überwurf – wie bei der Mönchsrobe. Es war beinbeeindruckendes Bild. Aber auch akustisch wurde viel geboten.

Über eine Stunde lang dauerten die Gebete aber sehr abwechslungsreich. Da gab es den Monotonen Gesang der Mönche, dann der Vorbeter im Wechsel mit dem Volk und eine Gebetsart, die sich wie eine Litanei anhörte.Und immer wieder zwischendurch die tiefe, dreifache Verneigung vor Buddha.


Alle waren tief versunken in ihre Lektüre. Was mir auffiel: zu 80 % waren es Frauen, die hier beteten.

Aber in meiner unmittelbaren Nähe waren auch rund 10 Kinder, bei denen nach einer halben Stunde allerdings die anfängliche Konzentration langsam aufhörte.

Dieser kleine hat von der ganzen Feier recht wenig mitbekommen. Aber in Omas Armen war er auch im Himmel.

Nach rund 50 Minuten drehten sich die Mönche um, das Gebet wurde eher ein Zwiegespräch, mal alle Mönche, mal alle Gläubige. Dann wurden von der Seite den Mönchen ebenfalls Blumen und Opfergaben gereicht.

Jetzt wurden auch die Kinder wieder hellwach. Gekonnt falteten sie die Blätter der Lotusblüte, die dann fast das Aussehen einer weißen Rose hat. Dann wurden die Kerzen entzündet, für mich ein Zeichen, dass was Neues kommt.

Und so war es auch. Die Mönche erhoben sich und die Gläubigen folgten ihnen in einer Lichterprozession zum Ubosot, dem Ordinationstempel, auf der gegenüberliegen Straßenseite.

Er war hell beleuchtet und Hunderte von Lichtern spiegelten sich in dem See, der den Tempel umgibt.

Feierlich umschritt die Prozession, angeführt von den Mönchen – der Vorbeter sogar mit Mikro – dreimal laut betend den Ubosot.

Nach der dritten Umrundung wurden die Kerzen, Räucherstäbchen und Blumen an den dafür vorgesehenen Plätzen vor dem Eingang abgelegt.

Viele der Gläubigen nutzte die Gunst der Stunde, um noch im Ubosot still ein Gebet zu sprechen. Normalerweise ist dieses Gebäude verschlossen und nur den Mönchen vorbehalten.

Ich habe zwar bei der Eröffnung vor 3 Jahren mal einen kurzen Blick durch die Tür werfen können. Aber das war nur ein kurzer Blick über die Köpfe vieler hinweg. Jetzt war ich drinnen und war tief beeindruckt. Decke, Stirnseite und Wände waren in leuchtendem Rot gehalten. An den Seiten große Gemälde aus dem leben Buddhas, reich verzierte Fenster in Gold. Aber Blickfang ist die große Buddhastatue, auf einer stilisierten Lotusblüte sitzend. Beide Hände liegen im Schoß, die Geste der Meditation, die für Weisheit und Erleuchtung steht. Links und rechts davor zwei kniende, anbetende Jünger. An der Wand dahinter in vielen Kreisen, hell und dunkelblau, das Universum. Hier fällt eine Meditation sicher nicht schwer. Um alles zu entdecken, bräuchte ich Stunden.

Rund zwei Stunden hat die Feierlichkeit gedauert. Der Vollmond war leider an diesem Abend nicht zu sehen. Er hatte sich gut versteckt hinter dunklen Wolken.
Viele weiter Fotos und Infos in der Bildergalerie.