Als Kind hatten ich und meine Familie als Nachbarn den Dorfschmied. Schon früh am Morgen weckte uns das melodische Bim-bim-bim des Schmiedehammers auf dem Amboss. Weniger schön, weil sehr geruchsintensiv, war das Beschlagen von Pferden. Damals auch eine typische Arbeit für den (Huf)Schmied.
Für uns Kinder war es ein Abenteuer, dem Schmied über die Schulter zu schauen. Die Schmiede selbst war, in meiner Erinnerung, etwa 4 x 4 Meter groß. Vorne das große Tor, von dort gesehen an der Rückwand die Esse.
Ringsum an der Wand in Hecklingen hingen unzählige Zangen und Hämmer.
Hier in Phuket lagen die Zangen griffbereit auf einer Wassertonne.
Etwa eineinhalb Meter vor der Esse der große Amboss, der so schöne Melodien spielen konnte: Bom-bim-bim-bim … oder bim-bom-bom-bim… Wer die Amboss-Polka kennt, weiß was ich meine.
Heute war ich mit dem Fahrrad unterwegs und plötzlich hatte ich ein Bom-bim-bim-bim im Ohr. Ich zog beide Bremsen, drehte um und stand vor einer Schmiede. Wie ich sie in Erinnerung hatte. Jaev hat mir später erzählt, dass es früher in der Gegend viele Schmiede gab – jetzt nur noch eine und genau die habe ich gefunden.
Ich fragte den Schmied, ob ich zuschauen dürfte. Kein Problem, natürlich durfte ich. Da waren also der Schmied und sein Helfer. Sie standen vor der großen Esse und schmiedeten Gartengeräte: eine Mischung aus Machete und Rebmesser! Mit diesem Gerät, auf einen Stil aufgebracht, kann man im Garten (oder selbst im Urwald) ziemlich viel erledigen: Unkraut roden, Äste an Bäumen abhacken usw… Eine Allzweckwaffe also.
Und so haben sich die beiden auch gemeinsam enorm eingesetzt. Das Roheisen kommt in die Glut – der eine bedient den Blasebalg, der andere holt das Eisen aus der Glut. Und dann wird geschmiedet, bim-bom-bim-bom… Jeder hat einen Hammer und im richtigen Takt schmieden sie die Schneide.
Dann zurück in die Glut und auf ein Neues. Etwa 10 mal wiederholt sich dieser Vorgang, dann geht es darum, dieHalterung für den Stil zu schmieden.
Der Helfer hält eine Eisenstange, der Schmied schafft die Rundungen mit vielen gezielten Schlägen.
Dann beim letzten Durchgang nimmt der Helfer zwei Metallpunzen, um – mit einem Schlag – das Finish für das Werkzeug mit zwei letzten Schlägen zu vollenden.
Die Feinbehandlung fand auf einem separaten, kleineren Amboss statt.
Zum Schluss unterhielten wir uns noch über dies und das, mit Händen und Füßen und Worten. Der Schmied zeigte mir seine (abgeschafften) Hände und lachte über meine (PC-geschonten). Dann fragte er nach meinem Alter und dann waren wir quitt – er hätte nie geglaubt, dass ich fast 10 Jahre älter bin.
Für mich bemerkenswert: die Esse wird mit Holzkohle bedient und
die Preise für handgeschmiedete Werzeuge – zwischen 10 und 20 Euro.