Kanäle und Kanalisation

Wenn es viel regnet, und der Regen in kürzester Zeit in großen Mengen herunterkommt, muss dafür gesorgt werden, dass diese Wassermassen schnell abfließen. Dazu gibt es tiefe Betonrinnen seitlich von den Straßen, die in der Stadt durch Betonplatten abgedeckt sind. Dieses System hat sich in Phuket mehr oder weniger bewährt. Aber es gab bisher regelmäßig überflutete Straßen. Man kannte bereits die Stellen, wo man durch knietiefes Wasser fahren musste, wenn der Regen wieder mal zu heftig war.

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Allerdings waren viele Überflutungen hausgemacht, weil zu viel Dreck und vor allem Plastiktüten und -flaschen in die Rinnen kommt. Auch brechen immer wieder mal die Abdeckungen und liegen dann selbst im Abwasserkanal als Bremse für den Dreck und dann später für das Wasser.

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Aber seit einem Jahr ist Phuket übersäht von Baustellen – auch die können reizvolle Fotomotive sein, wie man in der Bildergalerie sehen kann. Überall wird das alte Kanalisationssystem, wenn man es mal so nennen will, ersetzt durch moderne und hoffentlich leistungsstarke Rohrsysteme. Vor allem die Chao Fah Road, die Hauptverbindungsachse von der Südspitze der Insel mit den Ferienorten Rawai, Kata und Karon zum Flughafen im Norden und zum Festland, wird und wurde komplett mit neuen Rohren ausgestattet. Ich konnte bei meinen vielen Radtouren 5 verschiedene Systeme ausmachen:

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1. Schwarze Plastikrohre, etwa 80 cm Ø und gut 10 m lang die miteinander „verschweißt” oder verklebt werden.

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2. Blaue Metall-Plastik-Rohre, die in der Größe etwa gleich sind, und die an den Enden miteinander verflanscht werden.

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3. Die Kanalrohre aus Beton, wie man sie bei uns auch kennt, mit Durchmessern von 1 bis 1,5 m.

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4. Rechteckige Riesenbetonteile, etwa 2 m breit, 2,5 m hoch und 2 m tief, die aneinander gesetzt werden.

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5. Offene Betonkanäle, ca. 3 m breit und 3 bis 4 m hoch, die Stück für Stück vor Ort ausbetoniert werden.

 

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Man kann immer schon im Vorfeld feststellen, wo der nächste Bauabschnitt sein wird, denn es werden immer zunächst die benötigten Rohre neben der Straße gelagert.

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Dann wird die Straße angesägt und ausgebaggert. Bei den Rohren bis zu 1m Durchmesser läuft das relativ flott. Bei den Riesenteilen, die ja dort eingesetzt werden, wo bisher schon viel Abwasser abzuleiten war, und dieses Wasser ja weiter läuft, entstehen oft riesige Schlammbaustellen. Schwierig wir es auch, wenn der Kanal die Straße unterquert. Dann sind Staus vorprogrammiert, weil 4 Fahrspuren auf 2 verengt werden. Aber in der zeit von Mai bis November sind ja viel weniger Touristen hier und das bedeutet auch gleich viel, viel weniger Verkehr. Also die ideale Zeit für Arbeiten an oder in oder unter den Straßen.

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Beim ausbetonieren des Seitenkanals wächst das Bauwerk, bei weiterhin fließendem Wasser, das nur zur Aushärtung der Bodenbetonplatte kurzfristig gestaut wird. Die U-förmigen Eisen für den Stahlbetonschacht werden vor Ort von Hand gebogen und verdrahtet.

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Dann setzt der Bagger das Eisengeflecht in das vorbereitete Loch, die Holzschalung wird angebracht und schon kommt der Betonwagen zum ausgießen. Und wieder Loch ausbaggern, Eisen biegen und verdrahten, einsetzen, verschalen, die nächsten 5 m betonieren.

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Noch ein paar Worte zur Sicherheit. In Deutschland würde jeder dieser Baustellen an einer vierspurigen Straße schon mehrfach vorher angekündigt werden (müssen, weil sonst ja schon der erste, der an der Baustelle zu Schaden kommt oder Schaden anrichtet, die Gerichte, Rechtsanwälte und Versicherungen „beschäftigt”. Hier in Thailand steht 2 m vor dem arbeitendem Bagger ein oranges Schild, auf dem irgend etwas in Thai-Schrift steht. Das letzte Wort heißt meist Rawang, also Achtung. Wenn eine Spur geschlossen wird, hängt an der Stelle der Überleitung wieder ein oranges Schild mit weißem Pfeil. Nachts bilden 2 kurze, weißleuchtende Neonröhren die Pfeilspitze, zwei lange den Schaft des Pfeiles.

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An dieser Großbaustelle für die Unterführung am Chalong Cercle ist es besser geregelt. Schon 100 m vor der Baustelle erste Schilder und hinten bei der Spurverengung der erwähnte Neonröhren-Pfeil.

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Dass da ein Bagger auf sich durchbiegenden Eisenplatten, die auf ein paar in die Erde gerammte Pfeiler gelegt sind, einen Kanal ausbaggert ist an der Tagesordnung.

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Mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich das fotografiere!

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Sicherheitsschuhe, -brillen oder -helme muss man lange suchen. Barfuß ist fast die Regel und statt Helm wird lieber ein Sonnenschutztuch um den Kopf gewickelt oder ein Hut aufgesetzt. Die Sicherheit, was die arbeitenden Menschen betrifft, hat weit nicht den doch manchmal übertriebenen Europa-Standard. Für deutsche Bauingenieure wäre jede Baustelle purer Stress. Die Bilder in der Fotogalerie sagen da mehr als viele Worte.

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Was mich als Radfahrer allerdings sehr stört, ist die Tatsache, dass nach jeder Baustelle die Straße oft nur notdürftig von Hand betoniert oder asphaltiert wird. Das heißt, man fährt von einem Loch ins nächste oder von einer Rinne über die nächste Schwelle. Viele der Zweiradfahrer weichen deshalb auf die Fahrbahn aus, das ist zwar bequemer aber als Radfahrer zu gefährlich. Aber ich bin mir sicher, wenn alle Baustellen beendet sind, wird die komplette Straße neu hergerichtet. Das passiert meist nachts, da ist es kühler und es stört den Verkehr viel weniger. Und dann ist unsere Chao Fah Road eine der schönsten Straßen der Stadt – bis wieder irgendwo angefangen wird zu graben.

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Auch weil, das was vor einer Woche fertiggestellt wurde, schon wieder zu bröckeln anfängt. Ist ja auch nicht ISO 9001 zertifiziert.
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