Himmlische, irdische und unterirdische Wesen

Im Bericht über das königliche Krematorium „Phra Merumat“ ist oft das Wort Meru aufgetaucht. Ich möchte versuchen, ganz kurz, auf die Mythologie des Berges Meru eingehen.  Er ist in der hinduistischen, jainistischen und der buddhistischen Kosmogonie der Weltenberg im Zentrum des Universums. Mit der Besteigung des heiligen Berges nähert man sich nicht nur dem Mittelpunkt der Welt, sondern auch dem Ausgangspunkt der Schöpfung. Die steilen Stufen nach oben führen über hohe Terrassen in verschiedene Stockwerke des Himmels.

Im frühen europäischen Weltbild, aber auch im Weltbild vieler Asiaten, war die Erde eine Scheibe. In der thailändischen Mythologie sind die horizontalen Ebenen des mythischen Berges Meru die Wohnstatt von himmlischen, irdischen und unterirdischen Wesen.

In der Unterwelt hausen neben den Yakshas, den dämonischen Wächtern, auch Nagas, dargestellt als Schlangen und zugleich als Drachen. In der unvorstellbaren Höhe des Berges Meru ist der Wohnsitz der Göttern und der Schutz-Gottheiten.
Er erhebt sich im Mittelpunkt des Universums. Ihn umkreisen Sonne, Mond, Sterne und Planeten, die Tag und Nacht und die Jahreszeiten bestimmen und damit letztlich das Wohlergehen der Menschen.
Den Berg Meru umgeben 7 konzentrische Bergketten, die nach außen hin immer niedriger werden. Die Bergketten sind voneinander getrennt durch tiefe Ozeane. Das gesamte System wird nach außen hin von der unüberwindlichen Eisen-Bergkette begrenzt. Jenseits der Eisen-Berge liegt das Nichts.
In den Ozeanen liegen vier Kontinente: Im Osten Pubbavideha, im Norden Uttarakuru, im Westen Aparagoyana und im Süden der Jambu-Kontinent, auf dem die Menschen leben. Jeder dieser Kontinente ist von 500 kleineren Inseln umgeben. Zwischen den vier großen Kontinenten liegen vier kleinere Kontinente, Yupara genannt. Hier leben die Garuda.

Dieses Bild, ein Wandgemälde in einem Kloster in Bangkok, zeigt einen Querschnitt durch den buddhistischen Kosmos. In der linken Bildhälfte ist der Berg Meru, ganz oben liegt Indras Palast. Die sieben Bergketten sind hier wie Säulen dargestellt, gekrönt vom Palast je einer Gottheit. Rechts unten ist der große Salz-Ozean mit zwei der vier Kontinente zu sehen.
Oben auf rotem Hintergrund schweben die Paläste der Devata (Bezeichnung für die „Gott dienenden“ Götter). Der weiß umrundete Kreis in der Mitte ist die Sonne, hier dargestellt als Sonnen-Wagen, der von mythischen Fabeltieren gezogen wird.

An den Hängen des Berges Meru, liegt der riesige Himaphan Wald, er ist die Heimat unzähliger Fabeltiere. Diese faszinierenden Kreaturen und mystische Fabelwesen flankieren die Gebäude des Phra Merumat. Sie sind teilweise lebensgroß, von Künstlerhand geschaffen und so ausdrucksstark, dass ich beschlossen habe, ihnen eine eigene Bildergalerie zu geben mit vielen Infos zu den einzelnen Wesen.