Ein Jahr lang waren die sterblichen Überreste von König Bhumibol im Palast aufgebahrt und insgesamt 6.39 Millionen Menschen, darunter natürlich auch Jaev, gaben ihrem hoch verehrten Landesvater die letzte Ehre.
Aus dem Land des Lächelns wurde ein Jahr lang ein Land der Tränen. Ein Jahr nach seinem Tod wurde im Oktober 2017 der thailändische König Bhumibol Adulyadej kremiert. Fünf Tage dauerte die Zeremonie. Die Kosten beliefen sich auf gegen 70 Millionen Euro. Es war eine der größten Trauerfeiern, welche die Welt je gesehen hat und die ich im Fernsehen miterlebte, siehe Bericht.
Bei unserem letzten Besuch in Bangkok nutzten wir die Gelegenheit, das Krematorium und die dazu gehörenden Ausstellungen zu besuchen. Wir waren nicht alleine! Tausende aus aller Welt waren mit uns unterwegs. Nachdem wir alle Kontrollen passiert hatten – es herrscht Ausweispflicht für alle und die Kleiderordnung ist vorgeschrieben. Dann wanderten wir durch ein riesiges Zelt mit langen Reihen mit tausenden Sitzplätzen. Wie ich erst später nachlesen konnte, wurden hier die Menschen gesammelt, um dann in Gruppen von rund 4500 Personen auf einen Rundgang geschickt zu werden. Wir mussten heute nicht warten und konnten unseren Rundgang selbständig machen. Eine weitere Vorschrift gibt es für Fotografen: Sie dürfen große Kameras verwenden, lange Objektive und Videoaufnahmen sind erlaubt – nicht erlaubt sind Selfies und Facebook Live. Weitere Fotos von mir gibt es hier zu sehen.
An dem für die Feuerbestattung eigens dafür errichtete, prunkvolles königliches Krematorium wurde seit November 2016 gearbeitet. Der heutige König Maha Vajiralongkorn beauftragte seine Schwester, Prinzessin Sirindhorn, die Beerdigung – und die damit verbundenen Feierlichkeiten – zu organisieren. Ihre Königliche Hoheit war auch maßgeblich an der Erstellung des Designs für den „Phra Merumat“ beteiligt.
Der 60 mal 60 Meter breite, auf vier Ebenen erbaute „Phra Merumat“ hat ein aufwendiges siebenstöckigen Dach und ist exakt 50,49 m hoch. Vier Teiche – die 4 Weltmeere symbolisierend – rahmen ihn an den vier Ecke das Krematorium ein. Man kann von einem beispiellosen Gesamtkunstwerk ausgehen. Er ist angelehnt an den Berg Meru, den Weltenberg im Zentrum des Universums der buddhistischen Kosmologie und Mythologie.
„Phra Merumat“ sieht auf den ersten Blick aus wie ein goldenes Schloss aus dem Märchenbuch. Es wurde ganz nach buddhistischen und hinduistischen Traditionen und Mythen erbaut. Um das königliche Krematorium entstanden acht Pavillons mit Spitzdächern. Sie symbolisieren die den Meru umgebenden Berge.
Sie sind mit über 500 Skulpturen dekoriert, angelehnt an die Fabeltiere des Himaphan-Waldes, an den Hängen des Berges Meru. Darunter auch Garuda, das persönliche Emblem des thailändischen Königs und die einzige Kreatur, der es gestattet ist, über dem Kopf des Königs zu stehen. Dem Garuda wird die Fähigkeit nachgesagt, Seine Majestät zurück in den Himmel zu bringen.
Die menschengroßen Skulpturen wurden vom Fine Arts Department in Nakhon Phatom erschaffen. Faszinierende Kreaturen und mystische Fabelwesen flankieren die Gebäude. Eine der auffälligsten Skulpturen ist der 2,75 Meter hoher Hindu-Gott Narayana, der auch einige deutliche Gesichtszüge des verstorbenen Königs aufweist.
Diese so wichtige Veranstaltung für das Königreich war eine einzigartige Möglichkeit für Kunsthandwerker, ihre sensationellen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sie hoffen, dass ihre Skulpturen später in einem Museum ausgestellt werden. Die Skulpturen sind in 16 Gruppen eingeteilt: Gottheiten und ehemalige Monarchen, Tiere und mythologische Kreaturen.
Jede Skulptur hat einen Metallrahmen als Kern, um den der Bildhauer Hunderte von Füllern anbringt, bevor er sie mit Ton formt. Der Ton muss verfeinert werden und man verwendet gealterten Lehm von Pathum Thani, weil dieser nicht die übliche dunkelgraue Farbe hat, sondern gelblich-braun ist, ein wenig wie Gold. Die Farbe kann Licht reflektieren und hilft den Handwerkernb beim modellieren der Statuen. Von der fertigen Tonskulptur wird im nächsten Arbeitsgang eine Form erstellt. Die endgültigen Skulpturen sind dann aus Fiberglas, sind kunstvoll bemalt und dann beim Phra Merumat aufgestellt.
Das Grundstück auf dem Sanam-Luang-Platz ist parkähnlich mit vielen Pflanzen gestaltet. Man findet Innovationen, die im Zusammenhang mit den königlichen Projekten Bhumibols stehen, wie die Chaipattana-Wasserturbine (auf dem Foto oben hinten rechts), der Königsfamilie gewidmete Reissorten, Vetivergras (wird wegen seines dichten Wurzelgeflechts gezielt dort angepflanzt, wo Bodenerosion droht) und Mahajanaka-Mangos.
Alles ist aufwendig und atemberaubend schön, aber das königliche Krematorium ist nur temporär erstellt. Nach der Tradition wird nach dem Ende der königlichen Einäscherung alles abgebaut werden. Üblicherweise werden Materialien an Tempeln gespendet oder in Museen platziert. Die erst auf einen Monat befristete Zeit wurde vom jetzigen König nochmals um einen Monat verlängert, weil der Besucheransturm zu groß war. Aber jetzt wird abgebaut. Der königliche Scheiterhaufen wird aber wieder zusammengebaut und in einem besonderen Museum, dem Königlichen Rama IX Nationalarchiv im Bezirk Khlong Luang in der Provinz Pathum Thani, aufgestellt.
Außer dem Krematorium gibt gibt es noch viel zu sehen. Eine Ausstellung zeigt eine Zusammenfassung der gesamten Beisetzungszeremonien und der Lebensgeschichte des Königs. Riesige Wandgemälde erzählen vom leben des Monarchen und seinen Erfindungen. Informative Bild-Text-Tafeln geben wissenswerte Erläuterungen. Viele persönliche Gegenstände de Königs sind ausgestellt.
Und dann gibte es ja nebenan noch den Großen Palast und Wat Phra Kaew mit dem Tempel des Smaragd-Buddhas. Dazu braucht man alleine schon einen Tag.
Unser Tag endete mit einer Fahrt mit dem Wasser-Taxi auf dem Chao Phraya, der Hauptschlagader der Stadt und oft die scghnellste Verbindung von einem Ort zum andern. Die Staus auf Bangkoks Straßen sind immer vorprogrammiert.
Fazit: Ich bin besonders froh, dass ich das Ganze noch im Originalzustand sehen durfte. Das war wesentlich beeindruckender als all die Bilder, die ich vom Fernsehen kannte. Zur Bildergalerie geht es hier.