Es gibt einen Shrine, an dem ich jede Woche mindestens einmal vorbei radle. Er ist der kleinste, den ich bis jetzt entdeckt habe und ist in seiner Größe vergleichbar mit einem Gartenhäuschen im Schrebergarten: Tamnak Thep Bua Sawan.
Erst einmal hatte ich das Glück, dass der Shrine geöffnet war und das musste ich natürlich gleich nutzen.
Der Besitzer war anwesend und ließ mich gewähren. Er war gerade dabei, aus Garnen verschiedener Farben Glücksarmbändchen zu flechten.
Ist der Shrine auch noch so klein, so findet man doch alle typischen Elemente eines Klosters. Hier führen drei Stufen zum Vorplatz mit dem Altar von Kuan Yin, bewacht von den beiden Löwen links und rechts der Treppe.
An der Wand links und rechts der Tür die acht Unsterblichen, darunter Reliefs der Lotusblüte, dazwischen auf blauem Grund links die Hausnummer und rechts das Datum der Erbauung: 17. April 2543 (2000). Auffallend ist die Kräftige rote Farbe. Dazu muss man wissen, dass das Farbverständnis der Chinesen von dem unseren abweicht. Etwa 3000 v. Chr. ordneten die Chinesen den Jahreszeiten, Windrichtungen, wiederkehrenden Tagesabschnitten und den inneren Organen des Menschen bestimmte Farben zu. Noch heute haben für die Chinesen Farben emotionale und physische Eigenschaften. Rot steht für Glück, Wärme oder Feuer, Ruhm und Kraft. Sie ist die Farbe des Lebens, bringt Glück, Wachstum, Freude und vor allem Liebe. Diese Farbe soll böse Kräfte abhalten, kann aber auch zu viel Energie vermitteln.
Auf dem Außenaltar die Schale für die Räucherstäbchen, zwischen zwei roten Säulen mit goldenem Drachenrelief eine große Statue von Kuan Yin. Sie war an dem Tag, als offen war, mit vielen Blumengirlanden geschmückt.
Im Innern des Tempels gibt es nur einen Altar mit zwei Flügelaltärchen – die Zahl drei ist wieder eingehalten. In dem großen Mittelaltar ist der Tempelgott zu sehen, auch er geschmückt mit Blumen und verziertem Umhang. Im rechten Flügelaltar eine vielarmige Darstellung von Kuan Yin, links Hanuman.
Vor den Flügelaltärchen stehen kleine rote Tische, jeweils mit einer Kindergottheit und drum rum, würden wir sagen, liegt viel Kitsch. Aber es sind Opfergaben, Spielzeug für den Kindgott, von der Barbie-Puppe bis zum Plastikauto, außerdem chinesische Papieropfer und Obst.
Tamnak Thep Bua Sawan – ein ganz privater Shrine.