In der Altstadt von Phuket stößt man immer wieder auf Überraschungen und man kann viel über die Geschichte der Insel und der Stadt erfahren. Ich gehe gerne zu Fuß durch die Viertel und auch diesmal habe ich etwas für mich Neues entdeckt: das Thavorn Hotel. Das Hotel in der Rassada Road, das 1961 erbaut wurde, war Phukets erstes 5-Sterne-Hotel.
Die verblasste Fassade aus den 60er-Jahren sieht heute nicht mehr besonders spannend aus. Aber für eine kleine Stadt wie Phuket, die damals noch keinen Fremdenverkehr kannte, war es vor 50 Jahren extravagant. Wenn man die alten Bilder betrachtet, ist das noch etwas zu spüren.
Erbaut hat das Hotel eine Chinesisch-Thai-Familie, die wie viele andere von dem Zinn-Boom profitierte und ihr Geld machte. Ich habe den Eindruck, dass die Familie das Thavorn aus sentimentalen Gründen erhält, zur Erinnerung an den Start in die Hotellerie und den Fremdenverkehr. Denn die Thavorn-Gruppe besitzt heute zwei große Resorts in Phuket: das Thavorn Palm Beach Resort in Karon und das Thavorn Beach Village in Nakalay, nördlich von Patong.
Das Thavorn Hotel ist eine Art lebendiges Museum. Das erste, was mir von außen auffiel, war ein alter Gepäckwagen, voll beladen mit wunderschönen, uralten Lederkoffern. Neugierig trat ich durch die Glastüre und war erstmals sprachlos.
Ich stand in der Lobby wie aus einem alten Hollywood-Film mit holzgetäfelten Wänden. Eine breite Treppe führt in den zweiten Stock und gegenüber zieht die lange, hölzerne Rezeption alle Blicke auf sich. Liebevoll ist der ganze Raum dekoriert mit allem, was ein Hotel zum Hotel macht.
Über 20 Tresore aus den alten Zimmern stehen da, einer sogar noch gefüllt mit Geld.
Eine schön gestaltete Holztür führt in den Toffee Shop und noch etwas Besonderes ist zu entdecken: der Lift.
Wenn man der Hausdame, die sich jetzt an mich gewendet hat, glauben darf, war es der erste Lift in einem Hotel in Phuket. Aber die Lady hatte noch ein anderes Anliegen: wenn ich fotografieren möchte, musste ich eine Eintrittskarte für 30 Bath lösen.
Und damit bekam ich dann auch Zutritt zu dem eigentlichen Museum, das im früheren Speiseraum zu finden ist. Die Dame schloss auf und drehte das Licht an – gerade so hell, dass man sehen konnte, aber fast zu dunkel, um ohne Stativ oder Blitz zu fotografieren. Das Museum ist eine Sammlung von alten Kram und Fotos, alles wild durcheinander in einem Raum. Ich mag solche Orte, an denen man überall Überraschendes entdecken kann. Und ruck-zuck hatte ich über 100 Fotos gemacht! Das Museum ist eine echte Fundgrube für nostalgische Fotos, vom Telefon bis zum Fahrrad, vom Kühlschrank bis zu Musikinstrumenten.
Das weitaus größte Objekt im Raum ist ein enormer alter Filmprojektor. Im Hotel war früher auch ein Kino untergebracht.
Davon berichten unzählige Filmplakate, Fotos von Thai-Filmgrößen, Autogramme und Widmungen der Sänger und Filmstars, die hier waren und zum Teil ihre Hände in Gips verewigten – ein Hauch von Hollywood oder Europa-Park.
Direkt neben dem Projektor die alte Telefonzentrale. Hier saß das Fräulein, das die Gäste mit draußen verbunden hat und umgekehrt. In dem Messingkessel dahinter war das heiße Wasser für den Kaffee.
In einer anderen Ecke nochmals zwei Großprojektoren für 35-mm-Filme und ein kleineres Modell für 16 mm, dazwischen Filmspulen, leere Behälter für die Rollen, Ventilatoren. Übrigens, ich habe erst letzte Woche abends eine Filmvorführung im Freien gesehen mit einem solchen Projektor.
An zwei Seiten des Raumes versteckt sich hinter Glas alte Blechspielzeug. Von der Lokomotive bis zur Rakete ist alles zu bewundern. An einer anderen Wand dokumentieren Fotos eine Tour von König Bhumiphol und Königin Sirikit durch Europa vor über 50 Jahren. Da hat das junge Königspaar andere junge Königspaare in Europa besucht. Unsere bunten Blätter berichteten damals wöchentlich von dem Traumpaar aus Siam.
Auch auf den Zinnbergbau wird ein wenig eingegangen mit zwei, drei Modellen.
Zu seinen besten Zeiten hatte das Thavorn natürlich auch seinen eigenen Wein …
… und die Gäste wurden stilvoll mit dem hoteleigenen Bus transportiert.
Ich verlasse das Halbdunkel und entdeck an die Lobby anschließend den Eingang zu einem weiter Saal oder Besprechungsraum für Tagungen o.ä. Zwar hat der Zahn der Zeit schon stark an dem Stuck genagt, aber man kann mit etwas Phantasie erkennen, wie schön das mal alles war.
In einem Eck steht eine Orgel, hier hat bestimmt ein Organist die hohen Gäste unterhalten.
Im Nachbarraum wieder allerlei Gerätschaft für das arbeitende Personal, von der Singer-Nähmaschine mit Handantrieb bis zur großformatigen Bügelpresse.
Zum Schluss bewundere ich noch die alte Rezeption. Holztäfelungen, ein schönes Reliefschild, ein Gemälde mit den Gründerfamilien vor dem neuerbauten Hotel.
Dagegen macht sich die neue Rezeption sehr bescheiden aus.
Phuket Town ist voll von kleinen Merk-würdigkeiten, im wahrsten Sinn des Wortes. Man muss sie nur entdecken!