Phuket hat viele Gesichter, viele bleiben Touristen völlig unbekannt. Dazu gehört auch Koh Siray, eine Insel, die eigentlich nicht als Insel erkennbar ist. Nur eine kurze Brücke trennt sie von Phuket getrennt. Für meine Radtouren ist sie fast ein wenig zu weit, aber zwei, drei mal im Jahr fahre ich gerne in die einsame Bucht hinter dem Hafen- und Werft-Viertel der Stadt. Man fährt durch eine Gegend, die wenig mit dem Tourismus zu tun hat. Ein völlig anderes Phuket, das ich am Abend lieber meide.
Ko Siray ist bisher kaum erschlossen und voller Kontraste: Auf dem Hügel liegt das phantastische 5*Sterne Hotel Westin Siray Bay*, unten am Wasser das Seezigeunerdorf, kleinere Siedlungen, ärmliche Blechhütten und daneben einige der protzigsten „Paläste”, eine Schule und ein Tempel, den ich bis jetzt noch nicht kannte. Und dieser Tempel ist ein wahres Kleinod mit liegendem Buddha und traumhafter Aussicht. Hier die Bildergallerie.
Die Tempelanlage ist ruhig und fast weltabgeschieden – ein idealer Platz um abzuschalten oder um zu meditieren.
An der Straße nach Laem Tukkae biegt man rechts ab und gelangt durch ein goldenes Tor direkt nach etwa 100 m zu den ersten Tempelgebäuden. Gleich rechter Hand der Ubosot, der leider verschlossen war. Hinter einer Umrandung aus goldfarbenen Rädern, den achtfachen Pfad symbolisierend, und einem prächtigen Tor erhebt sich der kleine aber feine Ubosot. Links und rechts von der Eingangstreppe kauern zwei Bronzelöwen und an einem der Fenster hat es sich eine Katze gemütlich gemacht.
Die Anlage um den Haupttempel werden gerade neu angelegt, auch hier diesmal kein Zutritt.
Aber der weitaus schönste Teil der Tempelanlage liegt oben auf dem Hügel, zu erreichen über eine steile Bergstraße. Gleich am Anstieg liegen noch die kleinen Wohngebäude der Mönche, hier tummeln sich mal ausnahmsweise nicht Hunde sondern Hühner und Katzen.
Auf halber Strecke finden sich verfallene Mönchsunterkünfte, viele Buddhastatuen und Opfertische. Die Straße mündet in eine etwa 400 m lange Ringstraße, die rund um den Berggipfel führt.
Ein Rundgang ist sehenswert, nicht nur wegen der herrlichen Ausblicke auf die Bucht, die Hafenanlagen, das Dorf der Seezigeuner sondern vor allem auch wegen dem Urnengräberfriedhof.
Dicht aneiandergereiht an den Bergrücken angelehnt stehen kleine Häuschen. Jeweils über eine Treppe kann man zum Grabstein gelangen – würdevolle letzte Ruhestätten.
Über vier Treppen geht es hoch zum eigentlichen Tempel.
Gleich an der ersten Treppe links und rechts eine große Glocke. Wenn die Gläubigen gespendet haben, schlagen sie beim Rückweg die Glocke an.
Das letzte grün-rot-grüne Teilstück ist gesäumt von zwei Nagas als Geländer. Wie üblich unten der Hinweis, bitte die Schuhe auszuziehen. Was dann aber kam, war eine wahre Tortur oder Buße. Die Treppe war so heiß, dass jeder von uns mit glühendheißen Fußsohlen oben ankam. Gleich am Eingang ein Tempelwächter, der kalte Getränke anbot. Er forderte uns auch gleich zu einer Spende auf – dafür gibt es dann Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen.
Im innern fällt der Blick sofort auf den großen, liegenden goldenen Buddha. Vergessen sind die verbrannten Füße beim Anblick dieser Statue. Gemäß der Tradition werden thailändische Buddha-Statuen nur in bestimmten Körperhaltungen dargestellt. Hier ist dies die liegende, bei der die Figur auf der rechten Seite liegt. Die rechte Hand stützt den Kopf ab, die linke liegt ausgestreckt an der linken Körperhälfte. Beide Füße liegen symmetrisch und parallel. In dieser Lage symbolisiert die liegende Statue den Eingang Buddhas ins Nirwana.
Egal aus welchem Blickwinkel man den Kopf Buddhas betrachtet, er strahlt so viel Ruhe und Gelassenheit aus, die ansteckend ist.
Vor der Figur ein kleiner Altar mit weiteren Statuen und Opfergaben. An den Wänden bunte Gemälde aus dem Leben Buddhas.
Hinter der Statue gibt es einen kleinen Gang mit weiteren goldenen Buddhastatuen und Fenster mit schönen schmiedeeisernen Gittern. Eine Glastür führt nach außen auf einen großen Balkon. Hier steht ein zweiter Opferaltar. Was mir schon beim Betreten des Tempels auffiel: viele Texte sind auch in birmenisch geschrieben. Hier draußen sind zwei große Plakat, diesmal sogar nur in Birmesisch.
Dann entdecke ich, dass auf dem Fels gebaut wird.
Am Bauzaun hängt ein Plakat, darauf ein Foto von einem goldenen Felsen mit Pagode – genau wie er hier erbaut wird. Es ist der Goldene Fels mit der Kyaikhtiyo Pagode, eines der größten buddhistischen Heilgtümer in Myanmar. Nach einer Legende sorgt nur eine Haarreliquie Buddhas in der kleinen Pagode auf dem Felsen für das Gleichgewicht. Wie bei dieser touristischen Hauptsehenswürdigkeiten Myanmars erweckt auch der künstliche Fels den Eindruck, jeden Augenblick herunterzufallen. Im Frühjahr 2016 war der goldener Felsen fertig. Bei der feierlichen Eröffnung war ich mit dabei und habe viel Intressantes erlebt und gesehen. Hier geht es zum Bericht.
Unten im Hafen und überall in Phuket, wo niedrigere Arbeiten auszuführen sind, arbeiten Tausende Menschen aus Myanmar. Auch sie sind Buddhisten und sie hatten die Idee, das Heiligtum ihrer Heimat nachzubilden. Der Bhikkhu (Abt) des Tempels war einverstanden und kann sich so sicher sein, immer viele Gläubige aus Myanmar zu haben. Der Fels blickt übrigens nach Norden, in Richtung ihrer Heimat.
Wat Koh Siray ist ein wunderschöner Ort der Ruhe. Ich hätte noch Stunden bleiben können – natürlich auch wegen der heißen Treppe. Beim Abstieg hüpften wir immer über zwei Stufen und meinen nächsten Tempelbesuch werde ich vormittags machen.
Vor dem Nachhauseweg noch ein Blick über die einsame Bucht und für alle Betrachter dieser Seite nochmals die Bildergallerie.