Im Gänsemarsch zum Gebet

Wat Chalong ist eigentlich der Vorzeigetempel für die Touristen auf Phuket. Dies gilt allerdings nicht für die Touristen aus China. Die werden alle per Bus in den Wat Ladthiwanaram gebracht – zum gemeinsamen Beten, Opfern, Besichtigen. Und das ist für alle Beteiligten ein gutes Geschäft.

8WtNaRam_BusseHeute Morgen bei meiner Tour machte ich wieder, wie so oft, einen Abstecher zum Tempel und einen neuen Besucherrekord erlebt. 16 Busse standen nebeneinander, alle natürlich mit laufenden Motoren, damit die Mitfahrenden nach der Besichtigung wieder in einen kühlen Bus steigen können.

8WtNaRam_Führer_abholBusIch habe mir mal die Zeit genommen, das Prozedere und das Geschäft etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und eine kleine Bildergallerie zusammengestellt. Acht Tempel-Fremdenführer, alle mit einem gelben Hemd bekleidet, waren in Aktion. Kaum steht ein Bus auf seinem Parkplatz und die Tür öffnet sich, werden die „Pilger” in Empfang genommen. Im Gänsemarsch geht es dann zunächst Richtung Opfertempel.

8WtNaRam_BlumenkaufUm opfern zu können, müssen allerdings erst an einem Verkaufsstand Opfergaben gekauft werden. Das sind Räucherstäbchen, Kerzen, Blattgold, Blumen – alles ist bereits abgepackt pro Person.

8WtNaRam_Führer_2Dann erklärt der Führer den Chinesen das Zeremoniell und es geht zur ersten Station, dem Altar des Schöpfergottes Brahma, der in Thailand respektvoll Thao Maha Phrom oder kurz Phra Phrom genannt wird. Es wird gesagt, er habe sowohl sich selbst, als auch die Welt, den Himmel und die Menschen erschaffen.

8WtNaRam_AltarDie Statue des Gottes sitzt auf einem etwa einem Meter hohen rechteckigen Sockel in entspannter Pose und hat vier Köpfe mit vier Gesichtern, die in alle vier Himmelsrichtungen blicken, alle mit einem leicht unterschiedlichen Gesichtsausdruck: freundlich, liebenswürdig, erfreut und befriedigt. Die Augen sind geöffnet, das bedeutet, die Gottheit ist wachsam. Die Statue hat acht Arme und jede Hand hält ein Objekt mit symbolischer Bedeutung:

der Stab, der das Licht repräsentiert, aber auch eine Waffe ist und für große Stärke steht,
das Rad der Zeit symbolisiert die Rotation der Welt und die Luft,
die Vase, die mit Weihwasser gefüllt ist und ebenso das Unsterblichkeits-Elixier enthält,
eine Hand ohne Objekt macht eine Geste, die Weisheit und Lehre symbolisiert,
der Spiegel, in dem man man die universelle Seele erblickt,
das Muschelhorn, das mit fürchterlichen Lärm alle Feinde erzittern lässt,
das heilige Buch des Wissens,
die rosenkranzähnliche Kette dient dazu, die Zeitalter zu zählen.

Damit die Gottheit und die Gläubigen geschützt sind, hat man im letzten halben Jahr eine Überdachung gebaut.

8WtNaRam_ChinOpfern3An den Öllampen werden die Kerzen und die Räucherstäbchen angezündet und an den dafür vorgesehenen Plätzen abgelegt. Die Blumengebinde kommen auf einen Tischartigen Anbau.

8WtNaRam_Blumen_zurückIst der Tisch voll, kommt eine Helferin, räumt die Sträuße weg, bringt sie zurück in den Verkaufsraum zum Wiederverkauf.

8WtNaRam_Bodybaum1Neben dem Altar steht ein mit bunten Tücher umwickelter Bodhi-Baum. Gemäß der buddhistischen Überlieferung erlebte Gautama Siddhartha unter einer Pappelfeige sitzend das „Erwachen“ und wurde damit zum Buddha (Erleuchteten). Die Pappelfeige gilt seither als Symbol des Buddha und viele Gläubige umarmen oder streicheln den Baum, um so auch die heilsamen Kräfte zu erlangen. In Tempelanlagen in Thailand ist immer mindestens ein Bodhi-Baum zu finden, der zu Festen während des Vollmondes im April oder Mai im Mittelpunkt von Riten steht.

8WtNaRam_Schuhe2Dann geht die Tour weiter in einen weiteren Tempel, in dem die Statue eines verehrten, wundertätigen Mönches steht. Hier werden nun die Goldplättchen angebracht. Nach etwa 20 Minuten ist die Besichtigung, das Gebet, das Opfer vorbei. Die nächsten Busse kommen und dann wieder die nächsten. Und das jeden Tag.

Bleibt noch zu sagen, dass es in Phuket auch viele chinesisch-buddhistische Tempel gibt. Die heißen hier Shrine und sehen völlig anders aus. Vielleicht brauchen deshalb die Chinesen einen Führer und eine Einführung – oder ist die Erklärung viel banaler?

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