Von Adam und Eva bis Olympia

Boule ist die älteste Sportart der Welt, denn schon Adam hatte im Paradies seine wahre Freude daran. Nach jahrelangen Recherchen kann ich dies an Hand von Bilddokumenten klar belegen. Vor allem für die Bewerbung der Kugelsportarten für Olympia 2024 kann dies eine große Unterstützung sein.

Als Adam an einem schönen Sonnentag im Garten Eden spazieren ging, fand er unter einem Baum eine Menge Nüsse. Mit diesen gut in der Hand liegenden Bola-Bola-Nüssen konnte man viel Spass haben: Werfen, kullern, rollen – alles war möglich, sogar andere Nüsse von ihrem Platz wegschießen. Das Werfen ist ja eine der natürlichsten und am meisten angewandten Bewegungen des Menschen.

Adam entwickelte immer neue Spielideen und war richtig glücklich. Aber nach zwei Wochen kam doch etwas Langeweile auf, denn er hatte niemanden, mit dem er sich messen konnte.

Deshalb wandte er sich an den lieben Gott und erzählte ihm von seiner neuen sportlichen Leidenschaft. Der Herrgott verstand das nur zu gut, und er erschuf Eva, damit Adam eine würdige Mit- und Gegenspielerin hatte.

Gemeinsam machte das Kugelspiel noch viel mehr Spass. Aber Eva wollte nicht nur mit herunter gefallenen Nüssen spielen, sondern auch mit anderen schönen kugeligen Dingen.

Als die Schlange ihr vorschlug, es einmal mit Äpfeln zu probieren, wurde es Gottvater zu viel. Er ließ die beiden kurzerhand von einem engelischen Schiri mit einer roten Karte vom Terrain vertreiben. Adam und Eva waren sehr traurig. Kein Paradies mehr, keine Bola-Bola Kugeln. Aber die Lust am Spiel miteinander hatten beide nicht verloren.

Rastlos zogen sie durch die weite Welt. Als Kain und Abel alt genug waren, dass sie auch mitspielen konnten, machte sich Adam auf die Suche und wurde fündig: In einem Flussbett fand er wunderschöne kugelrunde Kieselsteine und er legte sich eine eigene Boulebahn zu.

Sie merkten sehr schnell, dass bei diesem Spiel die ganze Familie aktiv sein kann, Jung una Alt, Männlein und Weiblein – alle können mitmachen.

Kain und Abel, die beiden Söhne von Adam und Eva, spielten oft alleine. Kain dachte sich, dass Gott mit den Carreaux von Abel zufriedener ist und ihn deshalb mehr liebe. Das machte Kain wütend und als Abel wieder mal drei Spiele hintereiander gewann, nahm er seine letzte Kugel und erschlug damit seinen Bruder.

Über Kleinasien verbreitete sich das Spiel nach Griechenland, wo die Gelehrten, u. a. auch Hippokrates, schnell die vielen pädagogischen und gesundheitlichen Vorteile entdeckten: Es handelt sich um eine vorzügliche Übung, die Arm- und Beinmuskulatur entwickelt, Wirbelsäule und Gelenke geschmeidig hält aber vor allem das Augenmaß, das Urteilsvermögen und die Entscheidungsfreudigkeit fördert. Soweit die Gelehrten.

Julius Polux, griechischer Sophistiker, berichtet von einem Spiel, bei dem zwei Spieler einen 6 bis 10 m entfernten Ziegelstein mit ihren Steinkugeln treffen müssen. Der Verlierer muss anschließend den Gegner auf den Schultern bis ins Ziel tragen. Bleibt zu sagen, dass die Menschen damals noch weniger zur Dickleibigkeit neigten.

Die Kugeln rollten weiter und die Römer nahmen die Kugeln als Handgepäck mit in die Provinz, die Provence. Dort gab es viele Drechsler, die aus dem harten Buchsbaumholz kunstvolle Dinge herstellten. Gaius Marius, römischer Feldherr in Provincia und begeisterter Boulespieler, befahl den Drechslern, Kugeln aus Holz herzustellen. Diese waren ebenmäßiger und vor allem nicht so schwer auf den weiten Feldzügen hoch zu Ross.

Leider hatten die  Holzkugeln einige Nachteile, wurden unrund oder rissig. Aber sie hielten sich über Jahrhunderte.

Als Jean-Jacques Bonhomme sich wieder mal so richtig über seine Holzkugeln ärgerte sah er zufällig, wie gegenüber ein Hufschmied ein Pferd beschlug. Da schlug es bei ihm dreizehn!

Er nahm seine Holzkugel und beschlug sie rundum mit Nägeln – die erste Boule Cloutée war hergestellt.

Die Vorteile der Nagelkugeln übezeugten schnell und in dem kleinen Ort Aiguines im Norden des Var hatten die Frauen bald eine neue Heimarbeit gefunden: Kugeln kunstvoll zu benageln.

Aber das neue Spiel hatte nicht nur Freunde. Geistliche und weltliche Herrscher sahen im Spiel eine Gefährdung der Moral oder der Staatssicherheit. Wer dazu mehr wissen will, hier klicken.

Aber wir alle wissen, vieles macht erst richtig Spaß, wenn oder weil es verboten ist. Das Boulespiel erfreute sich immer größerer Beliebtheit, vor allem seit sich Pétanque wie eine Sucht verbreitet hat. Der Fortschritt ließ sich nicht mehr aufhalten, schon bald wurden Kugeln industriell und aus Metall hergestellt. Aus einem banalen Stück Eisen wird in vielen Arbeitsschritten ein echtes Kultobjekt: die Boulekugel. Jeder Boulespieler schwärmt für eine andere: der Leger für die geriffelte, harte, kleine und schwere – der Schießer eher für die glatte, extraweiche mit Rebond.

Und alle träumen von einer Fanny – einem 13:0 Sieg. Ganz nach dem Motto: Pétanque –  leicht zu erlernen aber schwer zu gewinnen

Im Laufe der Zeit entwickelten sich in den verschiedenen Provinzen Frankreichs verschiedene Arten, Boule zu spielen. Wen’s interessiert, der findet hier mehr dazu. Und im Jahre 2024 soll der Kugelsport sogar olympisch werden – ein weiter Weg von Adam und Eva zu Olympia!