Klassenfahrt ins Kloster

Schulausflüge sind immer etwas Besonderes. Ich erinnere mich noch an einige, und meist waren es Wanderungen: z.B. in der Sexta durchs Prechtal, in der Quinta auf den Belchen. Wie es weiter ging, weiß ich nicht mehr. Aber die anstrengenden Wanderungen sind in den Zellen hängen geblieben. Heute sind das ja Klassenfahrten!

8WtCal_Schule21Wat

Bei meiner letzten Radtour entdeckte ich auch eine Schulklasse, 3. Klasse würde ich mal tippen. Sie überholten mich mit dem Bus und durch die offenen Fenster konnte ich hören, dass alle quicklebendig waren. Sie bogen vor mir ab und zwar zum Wat Chalong, dem Muss-Tempel in Phuket. Ich bin neugierig geworden und ich hatte auch zeit – also folgte ich.

8WtCal_Schule01Anmarsch

Und dann konnte ich mal wieder so richtig schön eintauchen in ein Stück thailändische Leben und Alltag, konnte beobachten, wie schon die kleinen diese Rituale und Zeremonien des Buddhismus lernen: übergreifend von der Familie, zur Schule, zur eigenen Familie.

8WtCal_Schule19kerzenlehr

Der Buddhismus begleitet die Menschen hier wirklich von der Geburt bis zum Tod. „Die Religion scheint viel präsenter in der Gesellschaft zu sein als bei uns – auch wenn ich damit keine Wertung verbinde.” Diesen Satz schrieb mir letzte Woche Ruedi Mazzola, ein guter Freund, mit dem ich über 20 Jahre im Seelsorgeamt Freiburg gut zusammengearbeitet habe. Er ist so treffend, dass ich mir erlaubt habe, ihn zu zitieren.

8WtCal_Schule04Öllampe

Zurück nach Chalong. Zuerst kam eine der Lehrerinnen, gefolgt – brav im Gänsemarsch – von den Kindern. Sie hatten sich zuvor eingedeckt mit den typischen Opfergaben für einen Tempelbesuch: Blumen, Kerzen, Räucherstäbchen, Blattgold. Da standen sie nun alle vor dem Tempel, in dem die Opfer dargebracht werde und lauschten den Erklärungen zum Ritual ihrer Lehrerin.

8WtCal_Schule05Anzünden

Als erstes werden die Kerzen an den Öllampen angezündet und in die dafür vorgesehenen Kerzenhalter gesteckt. Das ist gar nicht so einfach, wenn der Wind weht und ich habe mir schon oft die Finger verbrannt, sei es vom heißen Wachs oder der Kerzenflamme. An diesen Kerzenflammen werden die Räucherstäbchen entzündet, drei mal drei an der Zahl.

8WtCal_Schule07Kerzen

Die Räucherstäbchen und die Blume werden zwischen die gefalteten Hände genommen und dann geht es die Treppe hoch Richtung Tempel, um ein kurzes Gebet zu sprechen. Aber halt, erst müssen die Schuhe ausgezogen werden – der Schmutz der Straße, des Alltäglichen, soll nicht in den Tempel kommen.

8WtCal_Schule08Rauch

 

Nach der ersten Treppe ist eine Plattform, auf der drei große, mit Sand gefüllte Schalen stehen.  Der Gläubige führt die Hand mit den Opfergaben zur Stirn, verneigt sich dreimal und steckt dann jeweils drei Stäbchen in die drei Schalen.

8WtCal_Schule20Opfern

Jetzt geht es weiter die nächste Treppe hoch zum Tempeleingang. Hier ist darauf zu achten, dass man nicht mit den Füßen auf die Türschwelle tritt, denn in der Türschwelle leben Hausgeister und diesen sollte man nicht auf den Kopf treten, das bringt Unglück. Dann werden die Blumen im Inneren des Tempels abgelegt, in Wat Chalong stehen dafür zwei große Vasen bereit.

8WtCal_Schule11Gold

Dann kommen die  Goldplättchen dran und werden von links nach rechts irgendwo an die drei Mönchstatuen geklebt. Am einfachsten geht das, wenn man die Statue mit den bereitstehenden Sprühflaschen etwas mit Wasser besprüht.

8WtCal_Schule10Orakel

Der ganze Tempel ist erfüllt von einem ganz typischen, rhythmischen Geräusch. Am Boden vor dem Altar knien die Thais und schüttel mit Holzstäbchen gefüllte Becher bis eines der Stäbchen herausfällt. Diese Stäbchen sind nummeriert. Die Nummer auf dem ersten herausgefallenen Stäbchen ist eine Art Orakel. Rechts vom Altar ist ein kleiner Kasten. Dort gibt es zu jeder Nummer einen Zettel mit einigen Sätzen zur persönlichen Situation und für die Zukunft – mal gut, mal schlecht. Wenn auf dem Zettel Gutes steht, wird er mitgenommen, wenn etwas schlechtes darauf steht, darf er den Tempel nicht verlassen oder er wird draußen an den Boddhi-Baum gehängt. Natürlich waren auch die Schüler mit Eifer dabei, das Orakel zu befragen.

8WtCal_Schule17Knaller

Außerdem sind immer viele Gläubige da, die im Gebet die verehrten Mönche Luang Pho Chaem und Luang Pho Chuang um etwas bitten. Meist geht es um die Gesundheit, oft aber auch um Geld und Geschäfte. Als Dank werden dann Geldspenden versprochen oder das Abbrennen von Feuerwerkketten. Wenn man das Abbrennen dieser Kracher als Maßstab nimmt, werden in Chalong alle paar Minuten die Bitten erhört. Da hilft nur Ohren zuhalten.

8WtCal_Schule21Trommel

In der Zwischenzeit war es 11 Uhr geworden. da wird im Kloster die große Trommel geschlagen: das ist das Zeichen zum Mittagessen für die Mönche. Danach gibt es für diesen Tag nichts mehr.

8WtCal_Schule16Schuhe

Für die Kinder war der rituelle Teil vorbei und es ging wieder zurück zum Bus (und sicher auch bald zum Essen). Für mich wäre es ein Problem gewesen, aus den 50 Paar gleichen Schuhen, die da vor der Treppe lagen, wieder die eigenen zu finden.

8WtCal_Schule22SchuheAnzieh

Für die Kinder kein Problem. Im Gänsemarsch ging es dann wieder Richtung Busparkplatz und für mich mit schönen Bildern im Kopf nach Hause.

Dort konnte ich an Hand der Kleidung feststellen, dass die Kinder aus Thalang kamen. Thalang liegt rund 25 km, nördlich von Phuket Town und war früher einmal die Hauptstadt der Insel.

Ich habe dann noch so überlegt, was unseren Drittklässlern in Ettenheim wohl mehr Spaß machen würde, einen Ausflug ins Freiburger Münster oder in den Europa-Park?