Jetzt bin ich Phuketaner

Alle 10 Jahre braucht man einen neuen Reisepass. Mein alter war gültig bis 25.08.2021, ausgestellt 2011 in Ettenheim.  Dieser Pass ist vollgestopft mit Visas für Thailand und Ein- und Ausreisestempeln (Re-Entry-Visa) aus Thailand. Da klebt auch das erste Visa für Thailand drin, ausgestellt von der Thailändischen Botschaft in Berlin. Dazu je ein Visa für China und Cambodja. Grund für die Reisen waren die WM dort. Jetzt sind die Ecken abgeschnitten und ein großer blauer Stempel schmückt die Seiten 1 und 3: Ungültig!


Am 11. März begab ich mich auf das Konsulat in Phuket, um einen neuen Pass zu beantragen. Da ich in Deutschland ja keinen Wohnsitz mehr habe, ist die Botschaft in Bangkok jetzt zuständig für einen neuen Pass. Man erklärte mir, das gehe 6 bis 8 Wochen, ich bezahlte die Gebühren von 7700 Baht (damals rund 210 Euro) und wartete auf Nachricht per Mail oder Telefon.
Als ich Anfang Juli immer noch nichts vom Konsulat gehört hatte, sind wir vorbeigefahren. Und siehe da, dar Pass war schon über 6 Wochen da, angeblich habe ich nicht auf die mail geantwortet. Wer mich kennt, der weiß, dass jede Mail von mir gesehen und bearbeitet wird. Egal, ich hielt den Neuen in den Händen in dem schwarz auf gelblich-hellgrün stand: Wohnort Phuket/Thailand. Das hatte etwas endgültiges.
Mit dem neuen und dem alten Pass war mein erster Gang gleich anschließend auf die Einwanderungsbehörde. Die 8 Visas, die eingetragen waren im alten, mussten übertragen werden in den neuen Pass. Die ersten beiden Seiten sind schon wieder voll mit Stempeln und Siegeln. Aber ich war überrascht – die Sache wurde sofort erledigt – und kostenlos. Ersteres hatte ich sicherlich meinem Boulefreund Thormor zu verdanken, den ich zufällig antraf. Er ist auch Oficer auf der Immigration und führte mich direkt zu dem zuständigen Kollegen – nicht ohne stolz zu erwähnen, dass wir gemeinsam „Phetong” spielen.
Alle Jahre wieder …
… ist zwar ein altes Weihnachtslied, aber wenn ich hier meine 365 Tage erneut bestätigt bekomme, ist das auch wie Weihnachten.
Weil mein alter Pass nur bis 25. August gültig war, war das Visa von letztem Jahr keine 365 Tage gültig sondern nur 304. Deshalb war ich schon am 11. August bei meiner Bank um mir bestätigen zu lassen, dass ich 12 x 1650 Euro auf dem Konto habe. Das ist die Summe, die man braucht, wenn man nicht eine staatliche Rente in selbiger Höhe nachweisen kann. Das muss man bestätigen lassen. Diesmal war bei der Bank eine Neue, die mir erklären wollte, dass ich da noch etwas anderes brauche, das aber 5 Tage dauert. Ich war mal wieder schlauer als die „Neue“, lies mir das bis dahin übliche Dokument geben und ging mit meinen anderen Unterlagen (alter Pass, neuer Pass, altes Bankbuch, neues Bankbuch, Kopien von allen Seiten des Passes, Foto von unserem Haus, Bestätigung des Hausbuches) zur Immigration. Im Obergeschoss sitzen da immer die Thais unterstützenden Kollegen aus aller Welt, damit diese bei der Durchsicht der Dokumente nicht zu viel Arbeit haben. Wenn z.B. bei 5 Kopien vom Pass eine auf dem Kopf steht, kann der Officer (wenn er schlecht geschlafen hat oder seine Frau/ Freundin ihn geärgert hat) das Bündel nicht annehmen. Bei mir fehlte zum Foto vom Haus noch ein Lageplan. Als Grafiker kein Problem. Zwei Minuten später war alle OK und ich durfte zu Room 103. Da steht vor der Tür wieder ein Officer – in der Zwischenzeit kenne ich sie alle – er schaute die Dokumente kurz durch und erklärte mir, dass genau das Dokument, das mir die Banklady mit den 5 Tagen erklären wollte, fehlte.
Zusammenpacken und wieder zur Bank. Dass sich die beiden Ladies dort (heimlich) gefreut haben, ist mir klar.
Ich zeigte mich reumütig und sie erklärte mir wieder dass es 5 Tage gehe, diesmal 5 Arbeitstage mit einem Feiertag und Wochenede sind das gleich 8 Tage.
Am Montag früh – es waren 10 Tage vergangen – stand ich zur Öffnungszeit vor der Bank. Sorry (wenn ich hier dieses Wort schon höre bin ich auf 180) wir haben noch kein Dokument. „Plobläm mit Coviid”. Ich erklärte noch relativ höflich, für Jaev war es schon mal wieder Chai rong (heißes Herz = heißblütig), dass morgen mein Visa abläuft und ich jeden Tag 500 Baht Strafe bezahlen muss. Sie waren sogar bereit, diese 500 Baht zu übernehmen, aber das war kein Trost für mich. Die Entschuldigung für die Verspätung war mal wieder Corvid 19.
Am nächsten Tag gegen 16 Uhr erhielt ich dann einen Anruf: „Sir. Morgen 8:30 können sie abholen Dokument. Sorry.”
Ich war pünktlich, die Bank fünf Minuten zu spät. Aber dann begann wieder das alte Spiel. Gott sei Dank kenne ich das thailändische Geschäftswesen in der Zwischenzeit. Ich musste meinen alten Pass vorlegen, meinen neuen, mein altes Bankbuch und mein neues. Alles wurde kopiert, ich musste jede Kopie unterschreiben und nach rund zwanzig Minuten erhielt ich dann das Dokument für die Immigration. Für 200 Baht.


Gegen 9:30 erreichten wir die Immigration. Ich sparte mir den Weg zu den freundlichen Helfern (der 24. August war ja der Geburtstag meiner Mutter) und wagte mich direkt in die Höhle des Löwen. Der Officer erkannte mich wieder, kontrollierte und ich durfte in den nächsten Raum. Hinter der Glasscheibe saß der gleiche Beamte wie immer. Er prüfte alle Dokumente jund Kopien (obwohl alles schon längst digital vorhanden ist) und machte die notwendigen Stempel in den Pass. Aber trotzdem musste ich am nächsten Tag nach 13 Uhr wiederkommen, um ihm abzuholen. Ein Freund hat mir mal erzählt, er legt immer 1000 Baht in den Pass und kann ihn dann gleich mitnehmen.
OK – in Deutschland ist da ja alles anders und besser. Hier interessiert es keinen, dass ich mit einer Thailänderin verheiratet bin. Jaev hat in Deutschland einen Aufenthaltstitel bekommen, der bis heute gültig ist. Sie könnte in Deutschland wohnen und auch arbeiten – wenn sie wollen tun würden. Ich muss alle 90 Tage auf die Immigration um nachzuweisen, dass ich noch brav hier lebe. In der Zwischenzeit gibt es dafür bei der Immigration eine Drive-In-Schalter. Nach 5 Minuten ist alles vorbei. Aber trotzdem menschenunwürdig — für mein Empfinden.
Gerade jetzt, wo Phuket eigentlich keine Touristen hat, wo alles ringsum den Bach runter geht, könnte man den tausenden von Rentnern hier, die ihr ganzes Geld da lassen, ein wenig entgegen kommen. Oder sie wenigstens nicht für dumm verkaufen. Touristen sind vielleicht 4 Wochen hier und schauen sehr auf ihr Geld. Die Rentner*innen sind dauerhaft hier und ihr ganzes Geld fließt in die Kassen der Thais.
Aber ich habe mich daran gewöhnt. Alle 90 Tage aufs Amt. Wenn ich aus Thailand raus gehe, vorher ein Re-Entry-Visa beantragen, alle 365 Tage ein neues Visa. Das sind doch Strukturen, an die man sich gewöhnen kann!

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