Gut in Kaihua (China) angekommen

Wir waren fast 24 Sunden unterwegs, sind ein wenig müde aber haben schon einiges erlebt heute. –  Der Flug von Phuket nach Bangkok verlief mit Thai Airways gewohnt problemlos und wir konnten unser Gepäck schon dort für Shanghai aufgeben.

Das war auch der Grund, dass der Rest der thailändischen Delegation erst am Gate D8A zu uns stieß. Nong, die Thai-Chefin begrüßte uns herzlich, das Damenteam mit seinem Coach, „Colonell” Prarop ebenfalls. Nur für die Jungs waren wir Neulinge, hier wechseln in der Regel die Teams ja von WM zu WM.
Mit einstündiger Verspätung hoben wir kurz vor 2 Uhr früh ab. Das Flugzeug war fest in chinesischer Hand. Nach einem der üblichen Flugzeugmenüs, bei dem es noch ziemlich laut zuging, verwandelte sich das Flugzeug binnen Minuten in einen Schlafsaal. Die 3 Stunden 45 Minuten nach Shanghai vergingen wie im Flug. Kurz vor der Landung erlebte ich einen Zwischenfall, wie ihn noch nie in einem Flugzeug erlebte. Es wurde plötzlich laus, sehr laut. Chinesen sind normalerweise immer laut, aber das hörte sich bedrohlich und nach Streit an. Drei Männer wollten sich verprügeln, eine Chinesin ging dazwischen und schrie noch lauter. Die männlichen Flugbegleiter, die sich alle zum Landeanflug auf ihren Plätzen angeschnallt hatten, eilten herbei und sorgten nach nur einer Minute für Ruhe. Um was es da ging waren für mich keine böhmischen sondern chinesische Dörfer.

Um 6:05 sind wir in Shanghai gelandet. Zwischen Landung und Koffern liegt auch in China die Immigration. Lange Schlangen vor den Schaltern und Probleme bei zwei Spielerinnen. Nong versuchte zu erklären, aber World Championship Pétanque sagte der Beamtin nichts. Und mit englisch geht hier auch kaum was. Aber der Colonell löste die Situation. Mit einem Bündel Papieren und energischen Worten – und alle 14 wurden flugs abgefertigt. Die Koffer zogen schon ihre Kreise, nur unserer fehlte – wir waren ja aus Phuket gekommen und ich ahnte schon schlimmes. Als alle schon weg waren, kam auch unser Schwarzer aus der Versenkung. Also nichts wie raus zu den andern. Nong hatte mir gesagt, dass sie draußen auf uns warten. Draußen war gut auf dem Riesenflughafen. Man konnte links gehen, rechts, nach oben, nach draußen. Deshalb setzte ich die Suche allein fort und Jaev hütete derweil das Gepäck.

Da ich in den wenigen Minuten schon x-mal wegen Taxi- und anderen Diensten angesprochen wurde, reagierte ich schon gar nicht mehr auf die freundliche Dame mit dem blauen Schild, die mich verfolgte. Aber auf dem Schild stand groß Petanque und sie hatte schon auf uns beide gewartet.


Wir wurden alle in ein Starbucks Cafe geführt und jeder bekam ein Getränk nach Wunsch serviert. Der Cappucino schmeckte köstlich. Wir warteten noch auf das Flugzeug von Paris und nach 20 Minuten waren sie alle da: Claude Azema an der Spitze, sein IT-Spezialist Claude Stirmel, Michel Signaire, der FIPJP-Tresorier und Bernard aus Canada. Nachdem auch sie ihr Getränk hatten, wurden wir zu unserem Luxusliner geführt.

Gerade groß genug, dass alle Platz hatten! Für jeden gab es ein Lunchpaket, die freundliche Dame versprach uns zwei Halts oder besser gesagt Pinkelpausen, verabschiedete sich und Bus machte sich auf den sechsstündigen Weg nach Kaihua.
Auf der durchgängig mindesten 6-spurigen Autobahn „rasten” wir, meist auf der Mittelspur – gen Nordwesten. Die Landschaft erinnert mich zunächst stark an die Po-Ebene oder das weitläufige Loire-Tal. Die Autobahnbegrenzung war allerdings chinesisch: Bambushecken, zwei bis 3 m hoch. Fast zwei Stunden lang fahren wir an Reisfeldern vorbei.

Mal links mal rechts der Autobahn begleitete uns die Schnelltrasse des chinesischen „TGV”, fast durchwegs auf einer hohen Betontrasse, manchmal gut 20 m hoch. Auch diese Bilder kenne ich aus Frankreich, schon das zweite Déjà-vu.
Alles ist hier größer, riesiger, denke ich mir. Und dieses Gefühl verstärkt sich von Stunde zu Stunde. Leider ist es schwierig, aus dem fahrenden Bus gute Fotos zu schießen, aber einen kleinen Eindruck bekommt man doch in der Bildergalerie. Die Wohnsiedlungen sind riesig, mit viel Beton. Die meisten mit Wolkenkratzern, keine besonderen Schönheiten aber schön grau und schön hoch. Ich habe heute weit mehr als 100 gesehen.

Dann kommt eine Stadt, die scheint bei einem Architekturwettbewerb entstanden zu sein. Mehrfamilienhäuser mit viel Glas und Klinker, Farben und Grün drumrum. Die könnten auch in Etteheim oder im Elsaß stehen. Nur gibt es in den Orten keine Kirchtürme zu sehen. Und dieser Stil dominierte die nächsten 200 Kilometer.

Höhepunkt war die „Stadt der 1000 Türmchen”. Fast jedes Haus hatte Türmchen, in einer zusammenhängenden Wohnsiedlung sicher allein ein paar hundert.

Der Gipfel der Türmchen war dann der Nachbau des Eiffelturms.

Kurz danach wieder etwas, das ich von früher noch gut kenne: einen kilometerlangen Stau wegen Fahrbahnerneuerung. Drei Spuren werden auf eine reduziert. Dann läuft’s  wieder.
Die Autobahn ist gebührenpflichtig. Bei Einfahrt und Ausfahrt in einen neuen Sektor öffnet sich die Schranke automatisch, die Kosten werden später abgebucht. Hatte ich in Frankreich auch, hat mir viel Zeit erspart.


Die Landschaft ändert sich, es wird bergig. Gleich auf dem ersten Berg ein großes buddhistisches Kloster mit vielstöckiger Pagode.

Wenig später sind wir in der chinesischen Provece! Sogar Zypressen wachsen hier.
Wir machen die erste kurze Rast an einer Riesenraststätte. Was mir auffällt, da stehen dutzende von Audi, Benz und BMW zwischen den Japanern und VW.

Die Autobahn und die Berge steigen jetzt kräftig an. Dass es da auch viele Tunnels und Brücken gibt, ist normal. Auf einem Teilstück gegen Ende der Fahrt habe ich nur noch gestaunt. Über 90 Prozent der Fahrbahn verlief auf Stelzen oder im Berg. Oft war die Gegenspur 100 m entfernt.


An einer Gabelung war ein irres Gewirr von Brücken, Pfeilern, Straßen.
Die Berge sind zunächst mit Mischlaubwäldern bewachsen, durchgängig grün, ganz selten ist Herbstlaub zu sehen.

Dann kommen kilometerlang bambusbewachsene Hänge und Steilhänge. Schöner, gerader und hoher Bambus, den man vielseitig einsetzen kann.

Deshalb sind einige Hänge dem Kahlschlag zum Opfer gefallen.

An vielen Stellen hat man später versucht, die Errosion-Schäden durch „Betonbalken” wieder gut zu machen.


Auch an einer riesigen Teeplantage sind wir vorbei gekommen, an kilometerlangen Gewächshäusern und Obstplantagen – wie in Holland und Spanien auch schon gesehen.
Dann der zweite Stopp. Da die Thais Hunger hatten diesmal 20 Minuten. Wenn wir schon bei riesig sind. Beide Rastanlagen hatten etwa die Größe von dreimal Baden-Baden ohne Autobahnkirche und Hotel. Es wimmelte von Menschen, alle hatten Hunger und fast alle mussten mal. Im Herrenklo allein 55 bzw. 45 Urinale, ich hab wirklich gezählt. Und alle waren sauber und es stank nicht zum Himmel.


Irgendwann kam dann endlich die Ausfahrt nach Kaihua. Musste sie einfach sein, denn es waren schon fast 7 Stunden Fahrzeit. Kaihua ist ein Kreis der bezirksfreien Stadt Quzhou in der chinesischen Provinz Zhejiang und zählt 340.000 Einwohner. Zhejiang ist trotz der Küstenlage eine gebirgige Provinz (über 70 %) Die Hügel und Berge liegen im Westen und Süden der Provinz. und dort liegt auch Kaihua.

Aber der Rest ging dann schnell. Der Begleiter hatte im Bus schon alle Pässe eingesammelt, das Hotel die Zimmer bestens vorbereitet, Schlüsselübergabe, ab aufs Zimmer – wir haben einen herrlichen Ausblick über den Fluss auf die Berge.

Das einzig Blöde für mich, dass ich überhaupt nichts verstehe und im Hotel bis jetzt erst zwei Menschen gefunden habe, die etwas englisch können. Und lesen geht ja gar nicht, keine Straßen-, Orts oder Geschäftsbeschriftung. Bei letzterem hilft dann, wenn man davor steht, ein Blick in die Auslage.


Wir haben am Abend – um 18 Uhr war stockdunkel – die Umgebung des Hotels erkundet und auf der gegenüberliegenden Uferseite einen Supermarkt entdeckt, natürlich riesig. Auf einem Platz wurde zu lauter, fetziger Musik und Anleitung Aerobik getanzt, nebenan hatten gut 50 eher ältere Paare ihren „Tanztee” und schwebten über das Betonparkett ohne sich von den Karaoke-Sängerinnen und -Sänger stören zu lassen. Mich haben sie bis 22 Uhr im Hotelzimmer gestört.


Kurz nach 20 Uhr ist auch das erste deutsche Team, die Jugend, im Hotel angekommen. Domino Probst, Leon Gotha, Sebastian Junique und Temur Kurbanov werden begleitet von Sven Lübbke, Vizepräsident Jugend, Martin Kuball, Coach, Stefanie Schwarzbach, Coach Damen, Horst Hein, DPV-Coach sowie Sandra Jecle-Gotha und Kenneth Gotha.
(Das Foto stammt vom ersten Training auf dem Terrain am Samstagmorgen).

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