Nach 2011 – damals im Finale gegen Deutschland – holen sich die Thais den zweiten WM-Titel und unterstreichen eindrucksvoll, was ich schon oft mit Bewunderung geschrieben habe: die Jugendarbeit ist einfach gut, wenn nicht gar vorbildlich.

Ein junger Mann aus Phuket, Thanakorn Sangkaew, kam gleich mit zwei Goldmedaillen nach Hause: er gewann mit seinem Team die WM und wurde im Schießen – im Finale mit 55 Punkten – Weltmeister. Dass dies den Club hier stolz macht, zeigt u.a. das neueste Großplakat, das aufgehängt wurde.In Phuket sind jeden Abend rund 10 Kids anwesend, die ohne Diskussion zum Spiel in die Teams der Erwachsenen integriert werden.

In der Mitte des Platzes ist eine Bahn nur für Trainigszwecke reserviert. Da sind keine großartigen Hilfsmittel vorhanden wie bei uns zum Trainieren: ein alter LKW-Reifen als erstes Ziel. Den Rest malen die Trainer auf den Boden, mit einem etwa 15 x 25 cm großen Brettchen werden Données gemacht, Linien gezeichnet. Und immer wieder wird die Handhaltung vorgemacht und bei den Kids korrigiert.

Da der Platz ja auf der „Freizeitlandzunge” liegt, kommen auch immer viele neugierige Neulinge vorbei. Die werden dann gleich von einem der guten Spieler unter die Fittiche genommen und eingewiesen. Ich denke, dass diese Integration der Kinder (und der Neuen) einer der großen Vorteile in der thailändischen Jugendarbeit ist.

Bei dem vor kurzem stattfindenden Turnier waren 32 Jugendteams eingeschrieben! Das waren fast 96 Spielerinnen und Spieler, allein in Phuket. Nur die LFV BaWü mit 145 und Hessen mit 118 haben in Deutschland mehr jugendliche Lizenzspieler. Oder anders ausgedrückt, die Teilnehmer bei diesem Turnier entsprechen 19 % der deutschen Jugendlizenzen.

Bei den jährlich stattfindenden Sporttagen der Schulen ist Pétanque natürlich auch eine Disziplin und stolz werden zur Siegerehrung – typisch Thailand – die Pokale präsentiert.Der Anteil der Mädchen ist, zumindest hier in Phuket, gut 40 % und auch im thailändischen WM-Team spielte eine junge Dame als Legerin mit und entlockte dem Web-TV-Kommentator immer wieder Lobeshymnen.

Ich habe das Finale live aus Montauban mitverfolgt. Diese Ruhe, mit der da gespielt wird, ist beeindruckend. Oder wie Bernd Wormer in seinem Bericht schreibt: „Wieder die, für mich, jedes mal erschreckend emotionslos wirkende Spielweise der Thailänder, bei der sie völlig sachlich und mit einer absoluten Präzision ihr Spiel aufziehen. Wie schon bei dem WM-Endspiel 2011, konnten wir schießen oder legen wie wir wollten: Thailand hatte irgendwie immer eine Kugel mehr als wir.” Dabei machen die Kids, für unsere Begriffe auf dem Platz mehr „Sanuk” (Spaß) als manchmal gut tut. Wenn es aber drauf ankommt, wird umgestellt und konzentriert gespielt.

Stolz werden die Erfolge auf Plakaten am Platz dokumentiert. Einer der Besten soll sich zur Zeit in Frankreich aufhalten, um dort noch mehr Erfahrung zu bekommen. Ich kenne ihn leider nur vom Plakat.

Also, zumindest halb bin ich heute auch Weltmeister geworden!