38. thailändische Triplette-Meisterschaft

Die 38. thailändische Meisterschaft Triplette war eine neue Erfahrung in meinem Pétanque-Leben. Jaev hat viele schöne Aufnahmen für die Fotogalerie gemacht.
Mit 1467 Teilnehmern kann man schon von einer Großveranstaltung sprechen. Das war eine echte Pétanque-Meisterschaftswoche: Dienstag und Mittwoch die Tireure in Bangkok, Donnerstag Reise nach Chantaburi im Südosten von Thailand, Freitag bis Sonntag dort die Triplette-Meisterschaften für Cadets und Juniors, jeweils getrennt Mädchen und Jungen, Frauen, Männer und 55+. Die größte Gruppe stellten die Herren mit 187 Teams, gefolgt von der weiblichen Jugend mit 150, Veteranen 97, Frauen 85 und männliche Jugend 70. Vor der Meisterschaft gab es landesweite Qualifikationen. Weitere Meisterschaften werden nicht ausgetragen, weil die Entfernungen einfach zu groß sind, um sich so oft zu treffen wie in Deutschland. Thailand ist allein von Nord bis Süd so lang wie die Strecke Hamburg bis Sizilien.

Ausgetragen wurde alles auf dem Gelände der Universität. Auf einem Gelände von über 100 Rai (über 160.000 qm) hat die Hochschule die passende Infrastruktur zu bieten, angefangen von den 360 Plätzen bis zur Unterbringung von Spielern und Funktionären. Man muss wissen, dass in Thailand im April Schulferien sind, auch an der Uni.


Die Terrains waren T-förmig angelegt, immer 4 Plätze nebeneinander, an der Stirnseie ein Meter Zwischenabtand. In der Mitte des T war die Ehrenloge aufgebaut für die VIP, der Tisch für den Turnierleiter und eine Art Altar mit einem großen Bildnis der Königinmutter, die ja in Thailand die Patronin ist für Pétanque. Pétanque hat in Thailand einen extrem hohen Stellenwert, ist  es doch ein königlicher Sport.

Von dem Zentrum verliefen die Plätze in der Längsachse 900 m, in der Querachse auf einer Seite 800 m und auf der anderen 150 m. Parallel zu den Spielfeldern waren Zelte aufgebaut für die Kontrolltishe der einzelnen Turniere und als Sonnen- und Regenschutz für Spieler und Zuschauer.
Fast alle Schiris, die in Bangkok dabei waren, arbeiteten auch wieder Chantaburi, 14 als Schiedsrichter (darunter auch ich) auf den Plätzen und 35 an den Kontrolltischen der sieben Meisterschaften.

Das ging los mit der Einschreib-Kontrolle. Obwohl die Teilnehmerlisten vorgedruckt waren und jeder Spieler nur unterschreiben musste, bildeten sich manchmal Schlangen.

Gespielt wurde in Gruppen zu 6 – 8 Teams, jeder gegen jeden. Die Gruppen waren schon vorher ausgelost und die entsprechenden Listen ausgedruckt. Alle Listen wurden auf großen Stellwänden befestigt. Für jede Runde schrieben die Leute am Kontrolltisch einen Zettel aus mit den Namen der beiden Teams und der Platznummer. Auf dem Zettel wurde von den Spielern jede Aufnahme notiert und nach Spielende zur Einschreibung zurück gebracht. Das war eine richtige Zettelwirtschaft! Die Übertragung der Ergebnisse und später die Auswertung – alles Hand- und Kopfarbeit. Das erklärt auch die große Zahl der Schiris.
Die Vorrunden waren limitiert auf eine Stunde, bei Gleichstand beim Abpfiff noch eine Aufnahme. Dann 15 Minuten Zeit bis zur nächsten Runde. Das klappte reibungslos und bis Mittag des zweiten Tages waren die Vorrunden abgeschlossen. Die beiden Besten spielten weiter die Meisterschaft, die Plätze 3 und 4 das B-Turnier. Am Samstag wurde dann im KO-System heruntergespielt auf 16 Teams für die Finalrunde am Sonntag. Um 16 Uhr waren alle Meister gefunden, von den jüngsten bis zu den ältesten.


Eröffnet wurde die Meisterschaft mit dem gemeinsamen Antreten der Spieler, Schiris und Funktioner und 25 Minuten Reden diverser VIP und Funktionäre.

Dann durften 3 VIP je eine Kugel werfen …

… und es konnte um 9:30 Uhr nach dreifachem Gongschlag gestartet werden.

Ich hatte mit meiner Einteilung Glück und arbeitete als Schiri direkt neben dem VIP-Zelt. Nach zwei ziemlich ruhigen Runden mit Teams 55+ wurde diese Quali unterbrochen – die nächsten 3 Runden waren am Samstagmorgen. Es folgten 4 Runden Juniors Mädchen. Und jetzt wurde es mir nicht mehr langweilig. „Gammagahn ma” hieß es laufend – Schiri komm! Ich hatte den Eindruck, die warfen die Sau extra so knapp, dass sie den Ausländer-Schiri rufen konnten. Kurz nach 18 Uhr war der erste anstrengende, sonnigheiße Einsatz zu Ende.

Nach Mitternacht bis in den frühen Morgen hatten heftige Gewitter mit viel, viel Regen die Plätze in eine Schlammwüste verwandelt. In Deutschland wären da x Wetterwarnungen wegen Starkregen usw. rausgegangen. Und es sollte noch schlimmer kommen, denn es hörte den ganzen Tag keine Minute auf zu regnen. Schon nach wenigen Schritten frühmorgens um 8 Uhr hatte ich Wasser in den Schuhen und als ich am Abend die Schuhe auszog, waren die Füße schneeweiß und die Haut vom ganztägigen Wasserbad aufgequollen.

Besonders problematisch war das Messen durch Pfützen und Schlamm oder wenn Kugeln und Schweinchen über die Hälfte im Dreck versunken waren. An Hinknien zum sicheren Messen war nicht mehr zu denken. Aber ich staunte, mit welcher Gelassenheit die Thais diesen Umstand hinnahmen. Einer erzählte mir, das sei jetzt die dritte Meisterschaft hintereiander mit solchem Wetter.

Interessant wie viele Schutzideen entwickelt wurden, Kopfschirm und Gummistiefel habe ich ja schon gekannt, aber Plastiktüten um die Schuhe und spezielle Plastik-Überziehschuhe waren neu für mich. Andere versanken halt wie ich im Dreckwasser.

Regenjacken hatte keiner an, der Regen war ja auch nicht kalt, eher wie eine lauwarme Dusche. Und alle waren übersäht mit braunen Spritzflecken. Am Nachmittag spielten rund 30 Prozent dann einfach barfuß! Aber auch dieser Tag ging zu Ende. Kurz nach 18 Uhr hatte ich wieder trockene Klamotten an und Hunger und Durst!


Der Wetterbericht hatte wieder Gewitter angesagt für die zweite Nachthälfte und 40 % Regenwahrscheinlichkeit für den Sonntag. Aber am Morgen blickte die Sonne vorsichtig durch die Wolken und es blieb den ganzen Tag trocken. Der Matsch war trotzdem noch überall und es war sehr mühsam, einen Weg zu finden, ohne zu versinken. Ich baute an unserem Kontrolltisch als erstes einen provisorischen Laufsteg aus kleinen Ästen, um einigermaßen Schutz vor dem Versinken zu haben.

Pünktlich um 9 Uhr der Anpfiff zu den Achtelfinalspielen A und B. Ich war wieder bei meiner Altersklasse eingeteilt und das blieb so bis zum Finale, für das mich der Chef wieder als Arbitre einteilte.

Nochmals eine ehrenvolle Aufgabe mit vielen Zuschauern, denn Finale A Herren und 55+ waren die beiden letzten, direkt vor dem Zelt.

Was mir aufgefallen ist, am Sonntag waren über die Hälfte der Teams bei den Erwachsenen von der Royal Thay Armee, Navy oder Air Force. Außer bei den Frauen stellte diese Gruppe auch die Meister.

Die Stars Condo, Sarawut Sriboonpeng und Suksan Piachan, alle ebenfalls im Trikot der Royal Thai Air Force, mussten sich mit einem 5. Platz begnügen. Sie verloren zu 12 gegen den späteren Dritten aus Rayong. Aber die meisten Zuschauer scharten sich immer um Ihr Spielfeld.
Für die abschließende Siegerehrung um 18 Uhr hatte die Uni ebenfalls einen würdigen Rahmen zu bieten. Zunächst wurde aufgefahren, was die Thai-Küche zu bieten hat: von der Vorspeisenplatte über Garnelen-Salat bis zum gebratenen Reis und Fisch in Kokosmilch – alles schmeckte köstlich.

Eine Sängerin heizte die Stimmung an und unterhielt bis zur Siegerehrung. Die Plätze 2 und 3 erhielten jeweils einen gemeinsamen Pokal, Urkunden und einen Umschalg mit Barem. Die Pokale der Meister standen auf einem extra Tisch vor einer Statue der Königinmutter.

Der Reihe nach traten Spieler und Coach vor den Altar mit der Statue: Wai und Verneigung, Pokal aufnehmen, Wai und Verneigung und ab auf die Bühne zum Applaus und Foto.

Auch bei der Siegerehrung hatte ich wieder die Ehre den Besten vier Teams der Junior-Mädchen die Pokale, Urkunden und Siegprämien zu überreichen.


Nach der Siegerehrung noch schnell ein Selfie zur Erinnerung. Dann lehrte sich der Saal sehr schnell, die meisten traten noch die Heimreise an. Die Helfer räumten auf und die Sängerin trällerte lustig weiter – vor leeren Tischen.

Hier die ganze Fotogalerie.

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