Neuer Schiri-Leitfaden zum Tir de Précision

Schiedsrichter sein kann zu einer wichtigen Aufgabe im Leben werden – wenn man Spaß daran hat. Und den habe ich bis heute nicht verloren.
Ich machte 1992 meine Schiedsrichterprüfung bei der DM Triplette in Reutlingen. Zu dieser Zeit war es noch so, dass die Prüflinge am Vormittag vor dem Beginn der Meisterschaft die Prüfung ablegen mussten. Warum habe ich mich dazu entschlossen? Das weiß ich noch sehr genau.
1987 hatten wir den BC Etttenheim gegründet und praktisch von Anfang an war ich der Turnierleiter. Die Nähe zur Grenze brachte uns immer viele französische Boulespieler als Turnierteilnehmer. Und wer sich in der Szene damals etwas auskannte wusste, dass die Franzosen alles besser wussten – obwohl sie seit Jahren kein Reglement mehr angeschaut haben. Aber sie haben ja Pétanque erfunden (was nicht stimmt, das war Adam im Paradies) und damit immer Recht.
Ein Spieler aus Benfeld kam immer und legte mir bei der Einschreibung seinen Schiedsrichter-Ausweis auf den Tisch. Damit legitimierte er sich, zu wissen, was läuft und dass er im Zweifelsfall zuständig ist. Das konnte es aber nicht sein, es war unser Turnier und wenn es Regelfragen gab, war Fernand, Gründungsmitglied mit mir und aus dem Elsaß stammend, zuständig. Das ging so lange gut, bis Anfang der 90er Jahre Hermann Mohr, zu der Zeit DPV-Schiriwart im Nordschwarzwald zur Kur war. Er kam mit seinem Freund Waldemar Dick, ebenfalls DPV-Schiri aus dem Saarland bei unserem Turnier zu Gast. Damals hatten wir die Plätze statt mit einer Schnur mit Bändern abgegrenzt. Das führte zu einer strittigen Situation, Fernand wurde gerufen und entschied zu Ungunsten der beiden Saarländer. Das gab kurz ein wenig Unmut, aber nachher kamen die beiden zu mir zur Einschreibung und klärten mich auf. Ich kannte zu dem Zeitpunkt beide nicht. Lange Rede kurzer Sinn: Hermann Mohr schlug mir vor, die Schiedsrichterprüfung zu machen um Kompetenz zu erwerben. Er klärte mich auf, wie, wann und wo das geht. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und ich überredete meinen Freund Norbert Bleich ebenfalls mitzumachen – so lernt es sich besser.


Gesagt getan, 1991 fuhren wir gemeinsam nach Reutlingen. Meine Frau saß am Steuer und so konnten wir quer durch den Schwarzwald uns gegenseitig prüfen. In Reutlingen war im Verpflegungszelt eine Ecke reserviert und wenn ich mich richtig erinnere, waren wir 5 Prüflinge. Wir bekamen den Fragebogen mit 65 Fragen und hatten eine Stunde Zeit für die Antworten. Wir bestanden die Prüfung und waren somit Schiedsrichter-Anwärter und hatten den ersten Einsatz bei der DM in Reutlingen. meister übrigens damals Rosario Italia, Saschah Löh und Dirk Schmitz.
Danach kamen noch ein paar weitere Einsätze und als es uns allmählich zu lange ging, endlich vollwertige DPV-Schiris zu sein, fragten wir bei Hermann Mohr nach. Mit Datum vom 01.07.1992, nach 13 Monaten,  wurden wir zu DPV-Schiedsrichtern ernannt. Unterschrieben ist der Ausweis von Karsten Köhler und Hermann Mohr.
Ab dieser Zeit hatte ich keine Probleme mehr als Turnierleiter in Ettenheim und natürlich auch auf vielen weiteren Turnieren der Region und nach und nach bei Deutschen Meisterschaften.
Ab 1992 waren Norbert und ich auch im Vorstand des LV Baden-Württemberg. Dort begannen wir im Team in vielen Klausurtagungen in Mühlacker alle noch fehlenden Ordnungen und Richtlinien zu erarbeiten.  Alles musste damals neue erstellt werden und unter Federführung von Sportwart Sepp Werner, zusammen mit Schiriwart Patrick Le Bars, entstand im Clubhaus des BC Reutlingen die erste Schiri-Ordnung für Baden-Württemberg. Ein weiteres Ziel: die ersten Landes-Schiedsrichter auszubilden. Dazu ernannte Sepp Werner 4 Lehr-Schiedsrichter: Patrick Le Bars, Hans Zepp, Norbert Bleich und ich. Zum ersten mal wurden daraufhin Prüfungen in Theorie und Praxis abgehalten, quasi der Grundstein gelegt für das Prüfungswesen heute. Gemeinsam haben wir viele Schiris ausgebildet – das war eine schöne und erfolgreiche Zeit und Zusammenarbeit.


1996 bekam ich dann einen Anruf von Karsten Köhler, dass der DPV einen neuen Schiedsrichterwart braucht und er mich gerne im Team hätte. Das war dann der Einstieg in den DPV und eine meiner ersten Taten war die Einberufung einer Schiedsrichtertagung und die Erstellung eines Leitfadens für Schiris zu kritischen Situationen.


Aber schon nach zwei Jahren wechselte ich vom Schiri- zum Jugendwart. Das Thema Jugend lag mir damals eigentlich mehr am Herzen als das Schiedsrichterwesen. Das hatte Jürgen Albers von Au Fer schon 1996 bei der 2. DM Jugend in Bamberg, bei der ich als Oberschiedsrichter dabei war, richtig erkannt. In einer Bildunterschrift stand da sinngemäß: Man spürte, dass der Schiedsrichter sich eigentlich am besten mit den Kindern verstand.


Mit dem Jugendteam kam ich dann 1999 nach Phuket zur WM und jetzt lebe ich schon seit 6 1/2 Jahren hier. Und seit 3 Jahren bin ich wieder Schiedsrichter, jetzt in Thailand. Und es macht mir wieder soviel Spaß wie zu Beginn 1991.


Eine große Neuerung kam 2000 auf alle Schiedsrichter zu: die FIPJP installierte eine neue WM für Tir de Précision bei der WM Herren in Sao Brás de Albortel. Einer der beiden Schiedsrichter damals, sozusagen ein Geburtshelfer, war Mike Pegg. Heute ist er Präsident des europäischen Verbandes CEP. Über 10 Jahre haben wir erfolgreich dort im Executiv-Komitee zusammengearbeitet.

Ab 2004 bis 2012 war ich Turnierleiter bei allen Europa-Meisterschaften. Mike war bis 2008 als Schiri mit im Team und ab 2009 bei der 1. EM Männer in Nizza war er mit am Table de Control. Damit waren wir auch verantwortlich für die korrekte Durchführung des Tir de Précision, das 2003 erstmals bei den Frauen in Rastatt stattfand. Bis zum heutigen Tag haben wir beide gemeinsam an über 1000 Tireuren die Punkte vergegeben.


Jetzt gibt es ja auch neben den nationalen und internationalen Schiedsrichter die europäischen. Und zur Schulung dieser, vor allem für das Tir de Précision, hat Mike mich gebeten einen Leitfaden zu erstellen, sozusagen ein Ratgeber für alle kritischen Situationen beim Wettbewerb. Mike hat ihn ins Englische übersetzt, französisch wird auch noch folgen. Ich hoffe, dass möglichst viele Schiedsrichter von unserer langjährigen Erfahrung profitieren können und in Zukunft fehlerfrei ihre Wertung abgeben. Für alle, die es interessiert, hier das druckfrische PDF.

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