Thailands Starcoach Prarop Thongprathed ist tot

Prarop Thongprathed, den meisten besser bekannt als Colonel, hat sich von uns verabschiedet.

 

Ich kannte ihn über 20 Jahre und seit ich in Thailand lebe, sahen wir uns jedes Jahr meist mehrmals, auf einer WM, bei thailändischen Meisterschaften, bei internationalen Events und dem Star Masters Pattaya getroffen. Dass ich ihn so lange kenne hat natürlich viel mit meiner thailändischen Frau zu tun. Wenn wir jetzt auf eine Weltmeisterschaft kamen, hatten wir immer zwei Lieblingsteams – Deutschland und Thailand. Leider hat meine Frau viel öfter guten Grund gehabt zum Jubeln.

So bekam ich oft auch einen Platz am Tisch der Thais und dort herrschte nur einer – der Coach Colonel. Und immer mit dabei Phusa-ad (einer der besten Schützen der Welt, zweimal Weltmeister) und ein sehr sympathischer Mensch. Deshalb ist es kein Wunder, dass er seit der Krankheit des Colonels als Coach für das Team Thailand bestimmt wurde. Und er hat endlich geschafft, was dem Colonel verwehrt wurde: Thailand wurde bei den Herren dieses Jahr zum ersten Mal Weltmeister. Ich hoffe, Prarop konnte sich noch mit darüber freuen.

Als ich ihn irgendwann einmal nach der Entstehung von Petanque in Thailand fragte, erklärte er mir das so: „Die Königin-Mutter besuchte in den 1950er Jahren regelmäßig die Provence, da die junge Witwe mit ihren Kindern in der Schweiz lebte. „Sie verliebte sich in Pétanque. Die Ausübung dieses Sports wurde der Armee auferlegt“.

Bei der WM 2007 in Pattaya überreichte der russische Präsident dem thailändischen Team russische Kopfbedeckungen.

 

In Thailand spielte ich zuerst oft bei dem Rawai Petanque Club. Und einige der Mitglieder flogen jedes Jahr im Februar nach Pattaya zum Star Masters. Da durfte ich nicht fehlen. Denn bei diesem limitierten Einladungsturnier waren immer mehr als 10 Weltmeister mit dabei. Und fast alle von ihnen kamen nach dem Turnier nach Phuket, was dort wieder viel Furore machte.

Nach meinem ersten Besuch in Pattaya schrieb ich dem Veranstalter eine Mail: Wenn man ein Turnier„Masters“ nennt, sollte man ein Minimum an Turnierqualität haben. Da wurde teilweise in Flip-Flops gespielt, die meisten Teams hatten kein einheitliches Trikot und was mich am meisten aufregte, es gab keinen offiziellen Schiedsrichter. Ich belegte alles mit Fotos und bekam eine Antwort . Damit verbunden war eine Einladung, im nächsten Jahr als Schiri zu fungieren.

Die Thais in Pattaya. Vorne rechts Smart, der Sohn von Prarop.

So kam es dann auch und ich wurde von den Spielern sofort akzeptiert. Natürlich hat auch Prarop das gesehen und ein Jahr später überreichte er mir am Eröffnungsabend ein thailaendisches Schiri-Trikot.

Seit dieser Zeit habe ich in Thailand bei allen großen Events als Schiedsrichter mitgewirkt: vier thailändische Meisterschaften, zwei internationale Einladungsturniere und ich war Teil der thailändischen Delegation bei den WM in 2015 Thonburi, 2017 Kaihua, 2019 in Phnom Phen.

Vor jedem internationalen Einsatz des Teams gibt es da obligatorische Foto auf dem Flughafen vor einem der großen Garudas. Wenn Gruppenfotos gemacht werden in Thailand steht die wichtigste Person immer in der Mitte, hier Prarop und Sohn Smart. Nach außen immer etwas weniger wichtige Personen. Rechts der Jugendwart, Condo und eine mir unbekannte Frau. Links der Mann fuer das Schiriwesen, ein Oberschiri und die Coaching für die Frauenteams. Vorne die Spieler kniend. Warum Condo (mit Sonnenbrille) hinten stehen darf, erschließt sich mir nicht ganz.


Ankunft in Phnom Phen. Die ganze Delegation wurde markiert mit dem gleichen Schal. Links von Prarop meine Frau, sie musste neben ihm Platz nehmen.

Was mich besonders freute, dass ich bei den Thaimeisterschaften vor allem in den Finals eingesetzt wurde. Bei der Vorstellung war ich dann immer „Mister Kau from Germany“.

Wenn ich mal keine Einsätze hatte, musste ich mich auf die Ehrencouch neben Prarop setzen, Diese Couch ist hier bei jedem großen Turnier ein sehr wichtiges Requisit, weil alle Ehrengäste von ihr aus das Geschehen verfolgen.

Prarop hat nicht nur in Thailand, sondern in ganz Asien Petanque nach vorne gebracht. Er war eine Institution. Fuer die deutschen Teams, die auch nach Pattaya kamen, hat er sich immer freundschaftlich eingesetzt.

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